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"Der Typ Hirscher ist für den Skisport ein Hammer!"

Erst Kitzbühel, dann Schladming. Österreich wird in den nächsten Tagen und Wochen Nabel der Ski-Welt.

Harti Weirather ist beiden Orten eng verbunden - und das seit 1982. Denn damals, vor 31 Jahren, gewann er erst die Abfahrt auf der Streif und holte wenig später auf der Planai Downhill-Gold.

Im großen LAOLA1-Interview blickt der Exklusiv-Promoter der Rennen in der Gamsstadt gerne noch einmal zurück, schaut aber dann doch viel lieber in die Zukunft.

Ein Gespräch über den Wert des Skisports, die Show als Teil des Geschäfts, Marcel Hirscher und Tochter Tina.


LAOLA1:
Herr Weirather, Sie haben am 15. Jänner 1982 die Abfahrt in Kitzbühel gewonnen. Aus Sicht des Exklusiv-Vermarkters: Wie hat sich das Rennen seither verändert?

Harti Weirather: Es ist natürlich alles größer, glitzernder, vor allem aber professioneller geworden. Eines ist aber gleich geblieben: Kitzbühel ist nach wie vor das mit Abstand lukrativste Ski-Event weltweit. Nirgendwo sonst geben Sponsoren, VIPs und auch die einfachen Fans an einem Weltcup-Wochenende mehr Geld aus als hier. Daran wird sich auch in diesem Jahr nichts ändern.

LAOLA1: Obwohl in eineinhalb Wochen die Ski-Weltmeisterschaft in Schladming beginnt?

Weirather: Wir haben langfristige Verträge mit unseren Partnern, da gab es also keinerlei Problem. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Aber Kitzbühel hat sowieso eine Eigenständigkeit, die es so im Weltcup kein zweites Mal gibt.

LAOLA1: Was dürfen sich die Fans vom Hahnenkamm-Wochenende 2013 erwarten?

Weirather: Die Bedingungen sind traumhaft. Der Wetterbericht liest sich für die nächsten Tage vielversprechend. Ich würde sagen: Es ist angerichtet! Einem tollen Wochenende steht nichts im Wege.

LAOLA1: Wie groß ist ihre Vorfreude auf die Ski-WM in Schladming?

Weirather: Sehr. Das wird eine tolle Weltmeisterschaft werden. Ich lehne mich nicht weit aus dem Fenster, wenn ich jetzt schon sage, dass dem Skisport keine bessere Werbung als Schladming passieren könnte.

LAOLA1: Die Ski-Firmen klagen über stagnierende Verkaufszahlen, Ski-Kurse werden gestrichen, viele (ehemalige) Hobby-Skifahrer fliegen lieber in die Sonne als auf den Bergen abzufahren. Machen Sie sich Sorgen um den Skisport?

Weirather: Totgesagte leben bekanntlich länger. Der Skisport war schon so oft am Ende. Leider wurde im Rennsport in den letzten zwei Jahrzehnten zu viel eingegriffen, gemacht und herumprobiert. Ich bin da eher ein Verfechter von „back to the roots“, also zurück zu den Wurzeln. Man sollte lieber all jene Dinge, die traditionell gewachsen sind, stärken.

LAOLA1: Da muss es Ihnen doch im Herzen weh tun, dass die klassische Hahnenkamm-Kombination vom Aussterben bedroht ist?

Weirather: Mit der Kombination ist das so eine Sache. Es gibt heute einfach zu wenige Athleten, die wirklich in der Abfahrt und im Slalom Top-Leistungen bieten. Heutzutage ist es fast unmöglich, dass du in beiden Disziplinen vorne mitfährst.

LAOLA1: Wie gefällt Ihnen als ehemaliger Abfahrts-Spezialist, wie Techniker Marcel Hirscher den Sport prägt?

Weirather: Er ist ein Hammer! Hirscher spricht die junge Zielgruppe an, auf der Piste und via „facebook“. Er ist authentisch, sagt seine Meinung und lässt sich nicht verbiegen. Das gefällt den jungen Leuten. Ich erlebe das jedes Wochenende bei meinen eigenen Kindern.

LAOLA1: Typen sind im Skisport seit jeher rar gesät. Alberto Tomba, Hermann Maier, Bode Miller und jetzt Hirscher. Wie stehen Sie als Promoter zu diesem Thema?

Weirather: Solche Typen wachsen nicht auf Bäumen. Aber klar ist: Wir brauchen genau solche Charaktere jetzt noch mehr als früher. Der Sportfan kann mittlerweile aus so vielen verschiedenen Sportarten auswählen, bekommt diese auf den verschiedenen Kanälen auf dem Silbertablett serviert. Deshalb müssen wir froh sein, dass es einen Marcel Hirscher gibt.

LAOLA1: Oder eine Lindsey Vonn bei den Damen?

Weirather: Mit ihr wird es nie langweilig. Erst mag sie gegen die Herren fahren, dann spricht sie über ihre persönlichen Probleme und jetzt die Geschichte mit Tiger Woods. Sport ist auch Show, das gehört dazu. Sie hat verstanden, wie das Geschäft funktioniert.

LAOLA1: Themenwechsel. Welche Erinnerungen haben Sie an den 6. Februar 1982, den Tag an dem Sie in Schladming Abfahrts-Weltmeister wurden?

Weirather: Nur schöne. Wir hatten bis zur Abfahrt nichts gewonnen. Es war der vorletzte Tag der Weltmeisterschaft. Wunderschönes Wetter und 50.000 Fans entlang der Planai. Dass mir Gold geglückt ist, ist natürlich unvergesslich.

LAOLA1: Werden Sie heute, im WM-Winter, oft auf ihren damaligen Erfolg angesprochen?

Weirather: Klar wird durch die Weltmeisterschaft alles aufgewärmt. Aber ich habe da heute keine Gefühle mehr, dafür ist es einfach zu lange her. 31 Jahre, schon ein Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Aber ich lebe im Jetzt und der Zukunft.

LAOLA1: Muss Österreich 2013 wieder so lange auf die erste Goldene warten, wie damals?

Weirather: Nein, das glaube ich nicht. Wir haben ein super Team. In den technischen Bewerben schickt der ÖSV mit Marcel Hirscher den großen Favoriten ins Rennen um die Medaillen. Und in Abfahrt und Super-G hat der Saisonverlauf gezeigt, dass wir anfangs unter Wert geschlagen wurden. Mittlerweile sind die rot-weiß-roten Läufer wieder da, wo sie hingehören.

LAOLA1: Was darf man sich von ihrer Tochter Tina erwarten? Kann sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten?

Weirather: Schwer zu sagen. Ich glaube, dass sie das Zeug für eine Medaille hat. Die Chance ist sicher da, auch weil sie nach ihrer Schuhrandprellung immer besser in Form kommt. Aber an diesem Tag muss wirklich alles passen. Die Form, das Material, und, und, und …

LAOLA1: Haben Sie eigentlich Angst, wenn die Tochter mit Tempo 130 und mehr den Berg hinunter rast?

Weirather: Immer. Es geht so schnell, schon ist etwas passiert. Wir wissen alle, wie gefährlich der Sport ist. Deshalb bin ich immer heilfroh, wenn sie gesund im Ziel ist.

LAOLA1: Sie hat in einem Interview verraten, dass Sie nach dem vierten Kreuzbandriss wollten, dass sie ihre Ski in die Ecke stellt.

Weirather: Damals wäre ich wirklich froh gewesen, wenn sie aufgehört hätte. Mir waren es schon zu viele schwere Verletzungen. Aber Tina geht ihren eigenen Weg und trifft ihre Entscheidungen.

LAOLA1: Hat sie das vom Papa oder von Mama Hanni Wenzel?

Weirather (lacht): Von uns beiden.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl