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Scheiber: "Es hat einfach nicht mehr funktioniert!"

Scheiber:

„Ich möchte 'Servus' sagen – und meinen Rücktritt bekanntgeben!“ Mario Scheiber verabschiedete sich am Montag in Schladming aus dem Ski-Weltcup.

Nach einer „Saison zum Vergessen“ zog der seit kurzem 29-Jährige einen Schlussstrich unter seine Karriere, in der er insgesamt 13 Mal auf Abfahrts- und Super-G-Stockerl gerast ist.

Neun Mal davon war er Zweiter, ähnlich oft musste sich der „Pechvogel“ im Herren-Team nach schweren Verletzungen unters Messer legen.

Bei LAOLA1 spricht Mario Scheiber über die Gründe für seinen Rücktritt, den Abschied von Voltaren und die Zukunft.



LAOLA1: Mario, was ist der Grund, dass du mit 29 Jahren, und damit eigentlich im besten Abfahrer-Alter, deine Karriere beendest?

Mario Scheiber: Es war eine Saison zum Vergessen. Mein rechtes Knie ist immer schlechter geworden, trotz Voltaren hat es ständig gezwickt. Und ich bin durch Verletzungen und Krankheiten nie in einen Rhythmus gekommen, war einfach nicht mehr da, wo ich einmal war.

LAOLA1: Wie schwer ist dir die Entscheidung gefallen?

Scheiber: Ich habe lange darüber nachgedacht, habe die Vor- und Nachteile abgewogen. Ich war lange in dem Geschäft tätig, der Job hat mir immer getaugt. Sicher ist es schade für mich, aber im Endeffekt ist es die richtige Entscheidung.

LAOLA1: Vor der Saison warst du voller Tatendrang und wolltest es noch einmal wissen. Warum hat es schlussendlich nicht geklappt?

Scheiber: Ich habe immer wieder gedacht, dass es geht, dass ich noch einmal dorthin komme, wo ich schon einmal war. Es gab auch gute Ansätze, zum Beispiel im Training in Kitzbühel. Aber das war im Training. Wenn du im Rennen vorne dabei sein willst, darfst du dir nichts erlauben. Ich konnte diese Risikobereitschaft nicht mehr aufbringen. Ein Kröll, ein Feuz oder ein Cuche dagegen riskieren immer extrem.

LAOLA1:
Aber dennoch hast du bis zum Schluss den Glauben nicht verloren?

Scheiber: Man sagt sich vor dem Rennen: Heute funktioniert es, heute geht es auf! Ich habe mir eingeredet, dass ich mit Spaß fahren muss, um schnell zu sein. Aber das war nicht der Fall. Je länger ein Lauf gedauert hat, umso langsamer bin ich geworden. Mir hat die Konsequenz gefehlt, und dann ist auch Angst dazu gekommen …

LAOLA1: Und die ganze Geschichte dadurch noch gefährlicher geworden?

Scheiber: In Sotschi habe ich es auf der Abfahrt das erste Mal richtig gemerkt. Große Sprünge, schwierige Kurven, anspruchsvoll, richtig schwer. Da ist die Angst mitgefahren, plötzlich war es mir nicht nur im Unterbewusstsein wichtig, dass ich gesund ins Ziel komme. Das hat sich dann auch im Super-G fortgesetzt.

LAOLA1: Dagegen hat auch Voltaren nicht geholfen?

Scheiber: Nein, aber ich habe die Tabletten gegen die Schmerzen gebraucht. Zwar habe ich es immer wieder ohne probiert, aber es ging nicht. Im Vorjahr in Chile musste ich am dritten Tag das Training abbrechen. Aber dass das ständige Tabletten essen auf Dauer auch nicht gesund ist, habe ich in dieser Saison gemerkt, als ich Probleme mit dem Magen und extreme Bauchkrämpfe bekommen habe.

LAOLA1: Ist für dich ein Leben ohne Tabletten überhaupt noch möglich?

Scheiber: Ich brauche die Schmerzmittel nur, wenn ich die Ski anschnalle, weil da ist der Druck auf das Knie einfach brutal. Aber im normalen Leben geht es mehr oder weniger problemlos. Sicher spüre ich es, zum Beispiel wenn ich beim Spielen mit der Tochter auf die Knie gehe, aber das macht nichts.

LAOLA1: Du warst einige Male knapp dran an deinem ersten Weltcup-Sieg, bist insgesamt neun Mal Zweiter geworden. Wie sehr schmerzt es, dass es nicht für ganz oben gereicht hat?

Scheiber: Sicher ist das ein Wermutstropfen, aber 13 Mal aufs Stockerl muss man auch erst einmal fahren. Auch wenn sich der große Erfolg nicht ausgegangen ist, es immer wieder Höhen und Tiefen gab, bin ich ich mit meiner Karriere sehr zufrieden.

LAOLA1: Was waren die schönsten Momente für dich?

Scheiber: Natürlich die Stockerlplätze, aber speziell Kitzbühel 2008 mit dem dritten Platz im Super-G und Rang zwei in meiner ersten Abfahrt auf der Streif. Das war sicher mein größter und schönster Moment.

LAOLA1: Hat es Leute gegeben, die versucht haben, dich zum Weitermachen zu überreden?

Scheiber: Nein, das hätte auch gar nichts genützt. Keiner kann in meinen Körper reinschauen, das ist meine Entscheidung – und die ist fix. Ich höre aus Überzeugung auf. Deshalb kann ich zum jetzigen Zeitpunkt auch ein Comeback zu 100 Prozent ausschließen. Ich habe es die Saison noch einmal probiert, aber es hat nicht geklappt.

LAOLA1: Weißt du schon, wie es bei dir weitergeht?

Scheiber: Ich habe mir über die Zukunftsplanung noch keine Gedanken gemacht. Nur dass ich Trainer werde, kann ich ausschließen. Weil da bist du noch mehr unterwegs, als die Läufer. Jetzt heißt es einmal: runterkommen, verdauen, dass ich nicht mehr Spitzensport machen kann, die Zeit mit meiner Tochter nützen und mich um den Hausbau kümmern.

LAOLA1:
Das Weltcup-Finale wirst du daheim vorm Fernseher mitverfolgen. Dein Tipp für den Gesamt-Weltcup: Beat Feuz oder Marcel Hirscher?

Scheiber:
Ich glaube, dass es der Marcel macht. Einfach weil er schon die ganze Saison so konstant fährt und regelmäßig vorne dabei ist. Außerdem ist er ein cooler Typ, der sich nix scheißt. Ich hoffe, dass ihm im Riesentorlauf und Slalom noch der eine oder andere Lauf aufgeht – und vielleicht hat er ja auch das Wetterglück auf seiner Seite und es wird ein Speed-Rennen abgesagt.

Aufgezeichnet von Stephan Schwabl