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"Herminator" als Designer: "Praktisch muss es sein!"

Natürlich war er zu spät. Aber wann war Hermann Maier das letzte Mal pünktlich?

Sogar bei seinem eigenen Abschied ist er zu spät dran gewesen.

Am Donnerstagabend hatte der Skifahrer a. D. aber eine gute „Ausrede“, denn er kam von einer wichtigen Besprechung.

Nämlich mit den Produkt-Designern seiner neuen Ski-Kollektion für die übernächste Saison.

Vom Rennsport auf die Piste

Die aktuelle und also erste Kollektion von Hermann Maier hängt ab sofort im rundum erneuerten World Store von Intersport eybl Vösendorf und in allen eybl-Filialen in Österreich.

„Weltexklusiv“, wie die Geschäftsführung stolz betont. Der „Herminator“ hofft, dass die Jacken und Hosen bei den Ski-Fans genauso gut ankommen wie seine wilden Ritte über Streif und Kandahar.

Bei LAOLA1 gibt der 38-Jährige nicht nur Auskunft über seinen Einstand als Mode-Designer, die Vorfreude auf die neue Weltcup-Saison und die Diskussionen um das Material.

Hermann Maier spricht bei LAOLA1 über …

… seinen Wechsel ins Modefach: „Angefangen hat alles mit meinem Ausflug zum Südpol. Wir mussten eine gute Jacke produzieren, die vier Wochen unter extremsten Bedingungen funktioniert. So hat alles begonnen, im Frühjahr haben wir dann die Idee einer eigenen Ski-Kollektion unter meinem Namen entwickelt.“

… die ersten Schritte auf völlig neuem Terrain: „Ich bin ja ständig draußen in der Natur, bin viel unterwegs. Diese Erfahrungen habe ich eingebracht. Und dafür, dass wir eigentlich nur wenig Zeit hatten, haben wir eine wirklich tolle Kollektion auf die Beine gestellt. Die Sachen sehen nicht nur gut aus, sie funktionieren auch super. Aber ich freue mich, dass wir für die Kollektion Herbst/Winter 2012/2013, für die wir bereits arbeiten, mehr Vorlaufzeit haben.“

… seinen Design-Input: „Die blaue Jacke ist komplett auf meinem Mist gewachsen. Blau gefällt mir, das wird sich auch in Zukunft durchziehen. Ansonsten habe ich viel Wert auf Kleinigkeiten gelegt. Zum Beispiel, dass die Hände in die Taschen gehen, denn es gibt nichts Schlimmeres. Dann haben wir eine integrierte Sturmhaube, eine Handy- und eine Liftkartentasche. Überhaupt sind Taschen etwas ganz wichtiges. Für die Bankomatkarte, damit man genug für das Aprés-Ski abheben kann. Es muss praktisch sein, dass man ohne viel Aufwand beim Skifahren Spaß haben kann.“

… das Designen von Frauenmode: „Es war fast leichter für mich, weil ich habe mir einfach vorgestellt, was mir gefällt, was ich an einer Frau gerne sehen würde. Natürlich haben wir im nächsten Schritt auch daran gedacht, welche speziellen Bedürfnisse Frauen haben. Zum Beispiel bei Kälte: Meine Kollektion ist so warm, da braucht man nicht einmal Unterwäsche. Oder bei den Hosen, die haben wir extra höher hinaufgeschnitten, falls man sich bückt und die Jacke hochrutscht. Obwohl eine Tätowierung dort auch etwas Schönes ist.“

… neuen Tatendrang nach dem Ende der Ski-Karriere: „Ich hatte, nachdem ich aufgehört habe, eigentlich nur wenig Ruhe. So richtig zu mir gefunden habe ich eigentlich erst im Frühjahr, nachdem ich vom Südpol zurückgekommen bin. Das ist alles ziemlich unbewusst passiert, war ein fließender Übergang.“

… die Erfüllung im neuen Job: „Ich hatte ja schon vor meiner Ski-Karriere einen Job, habe gewusst, was Arbeiten bedeutet. Als Maurer muss man flexibel sein, genau wie auch als Skifahrer und eben jetzt in der Modebranche. Wenn es so weitergeht, bin ich sehr zufrieden, weil Langeweile mag ich gar nicht.“

… seine Vorfreude auf den Start der Ski-Saison: „Ich werde bei den Rennen in Sölden sicher einschalten, das ist als letzter Sieger aus Österreich fast schon Pflicht. Es macht Spaß, sich die ehemaligen Kollegen und die neuen jungen Gesichter als Zuschauer genussvoll daheim anzuschauen und g’scheite Kommentare abzugeben. Aber ich weiß natürlich auch, wie viel Arbeit dahintersteckt.“

… die Rückkehr von Benjamin Raich: „Durch die Verletzung konnte er seine Festplatte löschen. Das kann auch einmal eine gute und wichtige Erfahrung sein. Er geht in Sölden sicher befreit an den Start, kann einfach drauflos fahren. Ich bin überzeugt, dass er wieder kräftig mitmischen wird.“

… den Kampf um den Gesamt-Weltcup: „Grundsätzlich werden es die alten Bekannten sein, die um die große Kristallkugel fahren. Aksel Svindal schätze ich sehr stark ein, Ivica Kostelic muss man auch immer auf der Rechnung haben. Ein paar junge Fahrer, die den nächsten Schritt machen, werden sicher dazu kommen. Und auch bei den Österreichern gibt es das eine oder andere heiße Eisen. So richtig durchmischen wird es sich erst übernächste Saison. Durch die Änderungen beim Material haben dann auch die Speed-Fahrer wieder gute Chancen.“

… die Diskussionen um Material-Änderungen: „Ich finde, dass hier ein Schritt in die richtige Richtung getan wird. So wie es in den Jahren 1996 bis 2000 war, war es meiner Meinung nach ideal. Der Riesentorlauf war in dieser Zeit elegant mit Carving-Schwüngen. Wir brauchen ein Zeichen für den Rennsport und auch für den Nachwuchs. Wenn man auch bei der Kurssetzung etwas macht, dann blicke ich positiv in die Zukunft.“

Aufgezeichnet von Stephan Schwabl