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"Ich hatte nach langer Zeit wieder richtig Bammel!"

Wem er den Sieg widmet? „Mir selbst!“

Was er von der Aufregung der letzten Tage gelernt hat? „Viel, aber jetzt schaue ich nach vorne!“

Welche Gefühle er bei der Bundeshymne hatte? „Das war Gänsehaut pur!“

Viele Fragen prasselten nach seiner Siegesfahrt beim „Nightrace“ in Schladming auf Marcel Hirscher nieder.

Wo der 22-Jährige nach der Siegerehrung auftauchte, war der Jungstar sofort von einer Menschentraube umringt.

Bei der Pressekonferenz. Im VIP-Zelt. Bei der Rückkehr ins ÖSV-Hotel. Bevor der sechsfache Saisonsieger seinen Triumph vor 45.000 Fans so richtig genießen konnte, sprach er noch über den ersten Erfolg seiner Karriere auf heimischem Schnee.

Und fand dabei auch lobende Worte für das Publikum, für Ivica Kostelic und konnte sich auch selbst auf die Schulter klopfen.

Schladming-Triumphator Marcel Hirscher bei LAOLA1 über …

…den ersten Heimsieg seiner Karriere: „Einerseits ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, noch dazu nur 40 Autominuten von meiner Heimat entfernt. Andererseits war das die größte sportliche Herausforderung in meinem Leben. Vor 45.000 Österreichern zu fahren, darunter viele Freunde von mir, war ein unglaubliches Gefühl.“

...den gelegten Grundstein im ersten Durchgang: „Die Basis habe ich sicher im ersten Lauf legen können. Startnummer 1 war bei diesen Bedingungen eine Lucky Number, aber die muss man auch erst einmal nützen.“

...Nerven wie Drahtseile: „Vor dem Start hatte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Bammel, ich war richtig nervös. Es war sehr wichtig, dass ich mein Umfeld um mich hatte, mit Leuten, die zu mir stehen. Die Freundin, meine Familie und mein engstes sportliches Umfeld.“

...seine Gefühlswelt als letzter Läufer: „Im Ziel hätte ich nicht gedacht, dass ich meinen Vorsprung gerettet habe. Ich hatte doch einige Fehler, deshalb war ich mir nicht ganz sicher. Ich habe während der Fahrt auch mitbekommen, dass ich verloren habe. Als ich den Stadionsprecher gehört habe, war mir klar, dass ich unten Gas geben muss. Aber mir ist auch in den Sinn gekommen, dass ich letztes Jahr zwei Tore vor dem Ziel ausgefallen bin. Das merkt man sich, aber zum Glück ist es gut gegangen.“

...das Schladminger Publikum: „Ich bin stolz auf die Fans, sie waren sehr fair. Sport soll die Menschen zusammenbringen. Zum Glück ist alles ruhig geblieben und nichts passiert, die Befürchtungen haben sich null bestätigt. Ivica und ich haben einen guten Job gemacht nach dem ganzen Hokus-Pokus der letzten Tage. Das war die beste Antwort, die wir geben konnten.

...ein Leben als Grenzgänger: „Die anderen haben die Klasse, dass sie einen weiteren Weg fahren können. Ich muss näher zum Tor hin, muss immer ans Limit gehen. Wenn alles gut geht, dann bin ich vorne dabei. Aber ich muss noch einen Weg finden, dass ich immer ganz nah ans Tor herankomme.“

...die Ereignisse der letzten Tage: „Es ist eine sehr schwierige Zeit gewesen, nicht viele 22-Jährige müssen sich über solche Sachen Gedanken machen. Ich glaube nicht, dass ich in irgendeiner Art und Weise unfair gespielt habe und mein Name deshalb in Verruf geraten ist. Ich bin mir keiner Schuld bewusst.“

…das klärende Gespräch mit Ivica Kostelic: „Wenn etwas zwischen mir und einem Kollegen oder Freund steht, muss ich das ausdiskutieren. Ich kann das nicht warten lassen, deshalb war es mega-cool, dass das mit Ivica zustande gekommen ist und wir uns ausgesprochen haben. Für mich war die Welt danach schon wieder in Ordnug und ich habe auch beim Skifahren gleich gemerkt, dass keine Verunsicherung mehr da ist.“

...Mut zum Risiko auf der Piste: „Das Schöne beim Skifahren ist, wenn man teilweise 100 Prozent und mehr riskiert, also ein hohes Risiko eingeht, und dann ein Rennen für sich entscheidet. Wenn man so extrem fährt und die Chancen 50:50 stehen, ist das ein tolles Feeling.“

...die Sicherheitsvariante bei der Sektdusche: „Ken Roczen und Jeffrey Herlings, das sind die weltbesten Motocrosser, die machen es vor. Da habe ich etwas gelernt, nämlich keine brennenden Augen. Deshalb die Skibrille!“

...seine Pläne für die nächsten Tage und Wochen: „Ich denke, dass ich entweder nach Sotschi fliegen werde oder danach Bansko mache. Zuvor möchte ich aber die freien Tage unbedingt nützen, ich habe auch schon einiges geplant abseits des Skifahrens, um dann wieder mit voller Kraft durchzustarten, wenn es weitergeht.“

…das Duell um den Gesamt-Weltcup: „Welches Duell? Meiner Meinung nach hat Ivica Kostelic den Gesamt-Weltcup am Wochenende in Kitzbühel gewonnen.“

Aufgezeichnet von Stephan Schwabl