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"Weiß nicht, ob Stockerl oder Top-5 das Ziel ist"

Hannes Reichelt ist zurück.

Exakt 308 Tage nach seinem grandiosen Sieg in Kitzbühel und der darauf folgenden Rücken-OP ist der 34-Jährige zurück auf den Speed-Strecken dieser Welt.

„Man weiß nicht, wo man international steht. Das erste Abtasten im Training war ganz ok. Ich weiß nicht, ob ein Stockerlplatz oder ein Top-5-Platz das Ziel ist“, schraubt er die Erwartungen für die Rennen in Lake Louise (29. und 30. 11. LIVE im LAOLA1-Ticker) gegenüber LAOLA1 etwas herunter.

Das Olympia-Aus in der Vorsaison habe ihm stark zugesetzt. „In dem Moment, wo Olympia stattgefunden hat, war es richtig bitter. Vor dem Fernseher zu sitzen und zuzusehen, war richtig hart“, gibt der Salzburger unumwunden zu.

Wie er es geschafft hat, das zu verarbeiten, warum seine Brust wieder gleich breit ist wie vor dem Sieg und ob er bis Olympia 2018 plant, erklärt Hannes Reichelt im LAOLA1-Interview:

LAOLA1: Hannes, beschäftigt dich der Ausfall von Sölden noch?

Hannes Reichelt: Nein, den habe ich abgehakt. Im Nachhinein gesehen hatte ich bei dem Ausfall riesiges Glück. Wenn man sich die Fotos ansieht, hatte ich echt Glück, mich nicht schwerer zu verletzen. Das habe ich aber abgehakt und konzentriere mich auf die nächsten Aufgaben.

LAOLA1: Bist du nach deiner Rücken-OP im Jänner noch irgendwo eingeschränkt?

Reichelt: Ich fühle mich topfit. Ich bin schmerzfrei und nirgends eingeschränkt. Ich bin gerüstet für die nächsten Rennen.

LAOLA1: Welche Erwartungen hast du in Lake Louise?

2011: Reichelt mit Sieger Cuche und Feuz
LAOLA1: Wie viel Selbstvertrauen gibt ein Sieg in Kitzbühel, auch wenn dazwischen eine lange Rennpause liegt?

Reichelt: Man hat schon eine breitere Brust. Wenn man in die neue Saison startet, ist die Brust aber wieder gleich breit wie im Jahr zuvor. Man fängt ja wieder bei null an. Generell hat man aber das sichere Gefühl, auf der To-Do-List einiges erledigt zu haben. Ein Kitzbühel-Sieg ist genial und man kann den Druck, den man sich selbst auferlegt hat, ein wenig abschütteln. So kann man noch lockerer drauf losfahren.
 

LAOLA1: Du hast ja bereits angekündigt, bis zu den Olympischen Spielen 2018 weitermachen zu wollen. Wie schaut deine persönliche Planung aus?

Reichelt: Olympia ist noch weit vorausgeblickt. Ich will eines nach dem anderen angehen. Im Februar steht die WM in Beaver Creek an, den Hang mag ich sehr gerne. Das ist auf jeden Fall ein Saisonziel. Wenn du dort hinkommen willst, musst du in unserem Team davor Stockerlplätze einfahren. So will ich es Rennen für Rennen angehen.

Das Gespräch führte Matthias Nemetz

 

Reichelt: Beim ersten Speed-Rennen ist es immer das gleiche: Man weiß nicht, wo man international steht. Das erste Abtasten im Training war ganz ok. Ich weiß nicht, ob ein Stockerlplatz oder ein Top-5-Platz das Ziel ist. Das Wichtigste ist, dass ich ans Limit gehe und zufrieden bin, wie ich Ski fahre.

LAOLA1: In Lake Louise war dein bestes Ergebnis ein dritter Platz in der Abfahrt 2011. Ansonsten lief es hier nicht wirklich optimal für dich. Warum?

Reichelt: Damals (2011/Anm.) war die Strecke einfach um 100 Meter zu kurz, sonst hätte ich Didier Cuche noch geschlagen (lacht). Nein, Lake Louise ist einfach eine Strecke, wo ich mir in den letzten Jahren schwer getan habe. Die neue Kurssetzung von Hannes Trinkl gefällt mir sehr gut. Ich bin in der Abfahrt schon stabiler geworden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es heuer besser als zuletzt läuft. Mit einem Stockerlplatz wäre ich aber allemal zufrieden.

LAOLA1: Wo schätzt du dich besser ein, im Super-G oder in der Abfahrt?




Reichelt: Die Chancen stehen in beiden Disziplinen gleich. Im Super-G kommt dazu, dass ich in einer Startgruppe bin, wo ich entweder zwischen 1 und 7 oder zwischen 23 und 30 starte. Wenn ich da bei der Nummer Glück habe, ist gleich viel mehr möglich. Lake Louise hat aber schon oft gezeigt, dass man auch mit einer hohen Nummer über 40 fast gewinnen kann.

LAOLA1: Noch einmal der Blick zurück: Wie bitter war es, Olympia nach dem grandiosen Kitzbühel-Sieg auslassen zu müssen?

Reichelt: In dem Moment, wo Olympia stattgefunden hat, war es richtig bitter. Vor dem Fernseher zu sitzen und zuzusehen, war richtig hart. Im Nachhinein betrachtet hatte ich in Kitzbühel mit der Vorgeschichte riesiges Glück, dass nichts passiert ist und ich sogar noch gewonnen habe. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis ich mir dessen bewusst war. Dann hat das Glückgefühl, Kitzbühel gewonnen zu haben und gesund aus der Sache raus gekommen zu sein, überwogen.