Fenninger: Als ich in Lenzerheide am Podest gestanden bin und Tina (Maze; Anm.) die große Kugel bekommen hat, ist der Wunsch schon in mir gewachsen. Ich war so knapp dran, aber natürlich auch sehr weit weg, weil sie hatte mehr als doppelt so viele Punkte. Das Ziel war immer da und ist es nach wie vor, denn es ist das Größte, was man als Skifahrerin erreichen kann. Aber man kann den Gesamt-Weltcup nicht planen.

LAOLA1: Bist du mit diesem Anspruch gleichzeitig auch zur Leaderin im Damen-Team aufgestiegen?

Fenninger: Nein, ich sehe mich nicht in dieser Rolle. Ich mache lieber mein Ding! Dass ich vielleicht für die Medien die Team-Leaderin bin, ist eine Bestätigung dafür, dass ich Erfolg gehabt habe und interessant bin. Aber das ist nicht das Wichtigste. Ich versuche weiter meinen Job gut zu machen – und das ist Ski fahren!

LAOLA1: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat gemeint, dass jene, die Leistung bringen, auch Forderungen stellen dürfen. Gibt es von deiner Seite Ambitionen à la Hirscher oder Schlierenzauer mit einem eigenen Team?

Fenninger: Gar nicht, denn für mich ist das Team sehr wichtig. Ich könnte es mir nicht so vorstellen, wie es der Marcel hat. Ich brauche den Vergleich, damit ich weiß, wo ich stehe und wie ich weitermache, kann aber gleichzeitig selbst entscheiden, wann ich was fahre. Und die Dinge rundherum organisiere ich mir sowieso selbst. Aber das war eigentlich schon immer so.

LAOLA1: In der Vorbereitung hast du die über die Jahre ausgetretenen Pfade verlassen und bist neue Wege gegangen.

Fenninger: Anders als in den letzten Jahren waren wir heuer in Südamerika, noch dazu einen Monat später als sonst. Das macht für mich einen großen Unterschied. Obwohl ich ein Monat weniger gefahren bin, habe ich trotzdem das gleiche Level und bin noch immer frisch. Wir haben sehr viel Wert auf Qualität gelegt.

LAOLA1: Also kommt Sölden im Gegensatz zu einer Maria Höfl-Riesch oder einer Elisabeth Görgl für dich nicht zu früh?

Fenninger: Ich rede es mir gar nicht ein, weil ich muss es sowieso nehmen, wie es kommt und dann mein Bestes geben. Ich bin im Kopf bereit für das Rennen, das ist wichtig. Und nicht ob wir diese oder nächste Woche fahren.

LAOLA1: Bis zu den Olympischen Spielen in Sotschi sind es noch etwas mehr als 100 Tage. Zuletzt rückten die Arbeitsbedingungen vor Ort in den Fokus der Öffentlichkeit. Beschäftigst du dich mit solchen Dingen?

Fenninger: Ich glaube schon, dass man hier etwas machen sollte, aber wir Sportler sind nicht die Richtigen, um das zu lösen. Es gibt so viele Probleme auf der Welt, wenn ich mich mit allen befassen würde, hätte ich keine Zeit mehr zum Skifahren. Hier sind das IOC und auch die FIS gefordert.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl