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"Edelmetall in Schladming - das ist mein großer Traum"

Drei Kreuzbandrisse im rechten Knie, einer im linken.

Normalerweise genug, um zu sagen: Ich habe die Schnauze voll!

Nicht so für Tina Weirather.

Die 23-Jährige ließ sich trotz zahlreicher Rückschläge in der Vergangenheit nicht davon abbringen, ihre Karriere als Skirennläuferin fortzusetzen.

Im letzten Winter wurde sie dafür erstmals so richtig belohnt. Fünf Podestplätze standen zu Buche, dazu ein zweiter Rang im Abfahrts-Weltcup.

Weirather war – endlich - in der Weltspitze angekommen.

Aus Rückschlägen gelernt

Exakt dort will sie auch in der neuen Saison anschließen. Zwar lief es zum Auftakt beim Riesentorlauf in Sölden nicht nach Wunsch – die Liechtensteinerin schied im zweiten Durchgang aus – doch davon will sie sich nicht unterkriegen lassen, wie sie LAOLA1 verriet.

„Ich habe daraus gelernt, dass ich weiter an mich glauben und deshalb nicht alles ändern muss. Ich will einiges besser machen und generell soll es im ‚Riesen‘ besser funktionieren. Mein Wunschtraum wäre, dass es irgendwann genauso gut klappt wie in den Speed-Disziplinen.“

Auf diesen (Abfahrt und Super-G, Anm.) liegt weiter der Fokus, hier hat sie schließlich bewiesen, mit den Besten mithalten zu können.

Tina Weirather:„Ich muss mich einfach noch mehr überwinden.“

Gute Voraussetzungen

Um zu gewährleisten, die Vonns und Görgls dieser Welt auch weiter fordern zu können, hat sie in der rennfreien Zeit ungemein hart geschuftet.

„Die Vorbereitung ist genau nach meinem Wunsch verlaufen. Ich hatte großes Glück, dass ich nie krank wurde und auch nicht verletzt war. Die Trainingsbedingungen waren zudem ebenfalls ausgezeichnet.“ Das lasse zwar keinen Rückschluss auf Top-Ergebnisse zu, die Voraussetzungen seien aber „schon mal sehr gut“.

Einziges Manko sind die – inzwischen geringen, aber eben doch noch vorhandenen – Nachwirkungen ihrer zahlreichen Verletzungen. „Ich kann alles trainieren und habe keine Schmerzen. Es gibt aber Sachen, bei denen ich merke, dass es einfach nicht mehr so funktioniert wie früher.“

Suche nach dem Adrenalin-Kick

Dazu zählen beispielsweise schlagige Pisten. „Nach einigen Tagen muss ich eine Pause einlegen, weil sich Probleme mit der Patellasehne einstellen.“ Von mangelndem Trainingseifer kann allerdings keine Rede sein. „Ich will weiterkommen und muss mich einfach noch mehr überwinden.“ Sollte sich doch mal ein schlechter Tag einschleichen, habe sie ein Trainerteam, das ihr in den Hintern treten würde.

Die Sucht nach dem ständigen Adrenalin-Kick liegt bei Weirather in der Familie. Ihre Eltern waren ebenfalls höchst erfolgreiche Skirennläufer, der große Bruder übt sich als Kunstflugpilot. Mitgeflogen sei sie noch nie („Mein Papa, der selber Pilot ist, ist mal mitgeflogen und hat nach fünf Minuten gekotzt. Ich werde es daher wohl nie machen“), dafür hat sie sich als Skispringerin versucht.

„Das war richtig cool. Ein Trainer hat mich angerufen und meinte, er hätte was für mich. Natürlich habe ich zugesagt. Ich brauche einfach den Nervenkitzel.“

2011 wurde Weirather in Lake Louise Zweite

Traum von der WM-Medaille

Den bekommt sie auch in Lake Louise, wenn die ersten Speed-Rennen der Saison auf die Damen warten. Freitag und Samstag gilt es jeweils die Abfahrt zu bewältigen, am Sonntag folgt ein Super-G.

Zweifellos steht dieser Winter jedoch im Zeichen der Weltmeisterschaft in Schladming. „Es ist doch auch ein bisschen Heim-WM“, erklärt Weirather. Allzu sehr will sie sich nicht unter Druck setzen, doch allein die Tatsache, dass ihr Vater Harti ausgerechnet dort vor rund 31 Jahren mit dem WM-Titel seinen größten Erfolg feierte, rückt Tina in den Fokus des medialen Interesses.

„Es wäre natürlich eine Wahnsinns-Geschichte, wenn ich dort auch eine Medaille gewinnen könnte. Es wird aber brutal schwer, weil der Druck sich von alleine aufbauen wird. Aber klar: In Schladming Edelmetall zu gewinnen, ist mein großer Traum."

Es wäre die Krönung ihrer bisherigen Karriere und zugleich der verdiente Lohn für ihr Durchhaltevermögen.

 

Christoph Nister