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"Ich will den Gesamtweltcup gewinnen"

Fragt man vor dem Saisonstart in Sölden nach dem Favoriten, lautet die Antwort einstimmig Ted Ligety.

Der US-Amerikaner konnte den Auftakt-Riesentorlauf in den letzten drei Jahren gewinnen. Nach seinen Triumphen 2011, 2012 und 2013 ist er auch heuer der Fahrer, den es zu schlagen gilt.

"Es fühlt sich gut an, der Gejagte zu sein, weil es bedeutet, dass du gut warst. Auf jeden Fall besser, als der Jäger zu sein“, lacht der RTL-Dominator der letzten Jahre.

Vierter Sieg das Ziel

Er gibt zu, dass alles andere als der Sieg am Rettenbachferner eine Enttäuschung wäre. "Das Ziel ist ganz klar der vierte Sieg in Folge“, so der 30-Jährige gegenüber LAOLA1.

Dass es angesichts der Konkurrenz um Marcel Hirscher, Alexis Pinturault und Co. keine Selbstverständlichkeit wird, weiß der zweifache Olympiasieger. "Es wird schwer, aber es ist möglich.“

Dass er in seiner Parade-Disziplin keine Schwäche zeigen darf, ist ihm bewusst. Denn Ligetys großes Ziel ist die große Kristallkugel.

Ted Ligety zeigt via "Facebook", was er drauf hat

"Skifahren ist der schwerste Sport“

Bei der Frage nach den schweren Bedingungen und Strecken im Weltcup hält Ligety eine Brandrede für seine Sportart.

"Skifahren ist der schwerste Sport. Zeig mir einen Sport, bei dem du als Athlet mehr Elemente zusammenbringen musst. Es gibt verschiedene Schnee-Bedingungen, verschiedene Kurse. Es gibt eine Million Aspekte, die Skifahren zu einem schweren, aber auch sehr unfairen Sport machen."

Leichtere Kurse seien nicht das Allheilmittel. So zeigt er Verständnis für die in der letzten Saison vieldiskutierten Kurs-Setzungen von Ante Kostelic.

"95% der Bevölkerung, die denkt, sie fährt gut, wäre überrascht, wo wir fahren. Wir fahren auf extrem steilen und eisigen Pisten. Mit leichteren Kursen kommst du zwar leichter den Berg runter, aber es ist nicht leichter, zu gewinnen."

Kein Ende in Sicht

Das Feuer des 23-fachen Weltcupsiegers brennt auch nach über zehn Jahren im Weltcup wie am ersten Tag. Ob sich etwas geändert habe, da er vor kurzem seinen 30. Geburtstag gefeiert hat? "Nein, ich fühle mich immer noch gleich wie mit 14“, scherzt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Ans Aufhören denke er noch lange nicht. "Ich habe noch einige Jahre vor mir. Ich fühle mich gut und bin gesund. Ich bin nach wie vor hoch motiviert.“

"Dieser Job ist besser als alle anderen, also werde ich ihn noch eine Zeit lang machen.“ Eine Kampfansage, die der Konkurrenz wohl vor allem im Riesentorlauf Angstschweiß ins Gesicht treiben wird.

 

Aus Sölden berichtet Matthias Nemetz

"Nur dann habe ich eine Chance"

"Ich will den Gesamtweltcup gewinnen. Wenn ich im Riesentorlauf weniger Punkte mache, habe ich keine Chance. Ich muss im Riesentorlauf weiter so punkten und im Super-G und Slalom mehr machen. Nur dann habe ich eine Chance", schätzt er die Lage im Gesamtweltcup realistisch ein. 

Diesem Vorhaben ordnet er alles unter. "Ich habe ein hartes Programm, wenn ich so viele Rennen fahre. So war es in den letzten Jahren aber auch schon.“

Während der vierfache Weltmeister im letzten Sommer viel Slalom trainiert hat, verteilte er die Einheiten dieses Jahr wieder ausgeglichener. "Im Sommer habe ich ziemlich ausgeglichen trainiert. Slalom, Riesentorlauf und Super-G haben alle gleich viel Zeit bekommen. Ich habe auch ein bisschen Abfahrt trainiert. Ich habe mich diesen Sommer nicht so sehr auf den Slalom konzentriert wie in vergangenen Jahren."

Slalom der Schlüssel zum Gesamtweltcup?

Ein elfter Platz in Levi und ein 12. beim Saisonfinale in Lenzerheide waren letzte Saison im Slalom das höchste der Gefühle. Seine Mission, im Torlauf die nötigen Punkte für den Gesamtweltcup zu machen, scheiterte im vergangenen Jahr.

Dies ändert sich auch trotz des verringerten Trainingsaufwandes in dieser Disziplin nicht: "Ich habe letztes Jahr viel in den Slalom investiert, aber es hat sich nicht gelohnt. Ich gebe aber sicher nicht auf.“

"In den letzten Jahren war der Super-G eindeutig meine zweitbeste Disziplin. Ich kam als Slalom-Läufer in den Weltcup und habe das Gefühl, dass ich da viel Potenzial habe", ortet er viel Spielraum nach oben. "Du machst in den Rennen ein paar Fehler, und schon läuft es nicht. So schnell kannst du gar nicht schauen und schon sind viele Rennen vorbei.“ 

Bei Abfahrts-Einsätze will Ligety den Kosten-Nutzen-Faktor abwägen. Zumindest auf die flacheren Abfahrten wie Bormio-Ersatz Santa Caterina will Ligety im kommenden Winter verzichten. "Vier Tage dafür zu opfern, wäre Zeitverschwendung."