news

Streitberger: "Ich mache noch zu viele Fehler!"

Streitberger:

Im Training für die letztjährige Abfahrt im französischen Chamonix war Mario Scheiber böse abgeflogen. Im Rennen erwischte es dann Georg Streitberger.

Was auf den ersten Blick nicht ganz so schlimm aussah wie bei „Pechvogel“ Scheiber – Streitberger fuhr noch selbst ins Ziel, klagte aber bereits an der Sturzstelle über Knieschmerzen – stellte sich nur einen Tag später als nächste schwere Verletzung im ÖSV-Team heraus.

Die MRI-Untersuchung in Radstadt ergab einen Bruch des äußeren Schienbeinkopfes, bei der notwendigen Operation wurde der Schienbeinkopf mit einer Schraube fixiert.

64 Punkte haben gefehlt

Der WM-Medaillenkandidat und Führende im Kampf um die kleine Kristallkugel im Super-G war tagelang ans Bett gefesselt, musste daheim auf der Couch mitansehen, wie Christof Innerhofer Weltmeister im Super-G wurde und Teamkollege Hannes Reichelt auf der Kandahar zu Silber raste.

Kristall ging „kampflos“ an Didier Cuche, der beim Weltcup-Finale in Lenzerheide die erste Super-G-Kugel seiner Karriere stemmte.

64 Punkte fehlten dem Salzburger in der Endabrechnung auf den schnellen Schweizer.

Das Was-wäre-wenn-Spielchen

Als Georg Streitberger am Dienstag nach Chamonix zurückkehrte, wo am Wochenende zwei Abfahrten und eine Super-Kombi gefahren werden, spielte er im Kopf noch einmal das Was-wäre-wenn-Spielchen durch.

„Ich habe daheim vor dem Fernseher lange mitgerechnet, im Endeffekt war es auch bis zum Schluss knapp. Aber jetzt kann ich es nicht mehr ändern.“

In seiner Comeback-Saison fährt „Streiti“, der fünf Monate nach seinem Sturz erstmals wieder die Skier anschnallte, noch hinterher. Der Konkurrenz genauso wie den eigenen Erwartungen.

Ein Rennen wie jedes andere

„Der Grundspeed ist weiter da und passt auch, aber ich mache immer noch zu viele Fehler“, gibt sich Streitberger im Gespräch mit LAOLA1 selbstkritisch.

Im ersten und einzigen Training für den Downhill-Doppelpack machte er viel richtig und raste auf Platz sechs.

Was im Vorjahr an gleicher Stelle passiert ist, ist vergessen: „Wir fahren hier zwei von insgesamt elf Abfahrten in dieser Saison, für mich ist es ein Rennen wie jedes andere.“

"Spüre das Knie nicht mehr"

Extra überwinden musste er sich nicht, als er sich in Chamonix das erste Mal aus dem Starthaus katapultierte.

„Ich denke nicht großartig nach, wahrscheinlich auch weil ich das Knie nicht spüre.“

Nur manchmal hat er in dieser Saison gemerkt, dass er in gewissen Passagen Tempo rausgenommen hat, obwohl er das so gar nicht wollte und auch anders vor hatte.

„Vielleicht ist etwas in mir drin, von dem ich gar nichts weiß, das mich bremst, manche Dinge spielen sich einfach im Unterbewusstsein ab.“

Kleinigkeiten machen den Unterschied

Aber dass er seit den Rennen in Lake Louise und Beaver Creek in fünf Rennen hintereinander nicht unter die Top-20 fahren konnte, hat auch und vor allem andere Gründe.

„Es sind einfach noch technische Mängel da, die ausgebessert gehören. Im Vorjahr bin ich noch besser über dem Außenski gestanden."

Oft reichen Kleinigkeiten, manchmal im Millimeterbereich, um das System ins Wanken zu bringen.

Georg Streitberger kämpft dagegen an, denn er will wieder zurück in die Weltspitze und sich dort festsetzen: „Hoffentlich bin ich irgendwann noch einmal in der Situation, dass ich wieder um eine Kugel mitfahren kann.“

Stephan Schwabl