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"Wunderkind" Shiffrin: Höhenflug mit Bodenhaftung

48 Jahre ist es her, dass Udo Jürgens mit „17 Jahr, blondes Haar“ einen seiner ersten Hits hatte.

2013 ist die Uralt-Scheibe aktueller denn je – zumindest im Ski-Weltcup.

Denn Mikaela Shiffrin, 17 Jahre jung und lange blonde Haare, carvt von Sieg zu Sieg.

Der Erfolg beim Nacht-Slalom in Flachau war bereits ihr dritter in dieser Saison.

Den Slalom-Weltcup führt die als „Wunderkind“ gefeierte US-Amerikanerin an, im Gesamt-Weltcup liegt sie noch vor ihren prominenten Teamkolleginnen Lindsey Vonn und Julia Mancuso auf Rang fünf.

Talent alleine ist zu wenig

Längst hat man sich im Ski-Zirkus an den breitesten Grinser im Weltcup gewöhnt. Er hilft Shiffrin die Freude über ihren aktuellen Höhenflug auszudrücken.

„Amazing“ findet sie es, was da gerade mit ihr passiert, und natürlich auch „exciting“.

Dass man sie "Wunderkind" nennt, ist für sie ein Kompliment. Shiffrin weiß aber auch, dass Talent alleine noch kein Garant für Erfolge ist.

„Ich habe hart dafür gearbeitet, genau das wollte ich immer“, sagt Shiffrin und – richtig – grinst.

Coolness-Training vorm Fernseher

Ihre Coolness am Start hat sich die 17-Jährige bereits im zarten Alter von drei Jahren „antrainiert“. Daheim vor dem Fernseher nämlich.

Seit vielen Jahren schon wird in den USA nach jeder Saison eine DVD namens „Winning World Cup Runs“ mit den besten Läufen veröffentlicht.

Im Sommer konnte sich Shiffrin erstmals selbst auf der beliebten DVD bewundern. „Damit ist ein Traum wahr geworden“, verriet sie zu Saisonbeginn im LAOLA1-Interview.

Inspiriert von zwei ÖSV-Assen

Nach ihrem Sieg in Flachau scherzte sie, dass es damals vor dem Fernseher vor allem Tanja Poutiainen war, die sie inspirierte.

Bei der Besichtigung auf der Hermann-Maier-Piste ließ sich Shiffrin aber von zwei österreichischen Slalom-Assen inspirieren: Marlies Schild und Marcel Hirscher.

„Ich habe mir vorgestellt, welche Linie sie wählen würden, was am Schnellsten ist.“

"Am Ende drehe ich richtig auf"

Dass sie wieder einmal unten die Allerschnellste war, dafür hat das weibliche Pendant zu Seriensieger Hirscher eine ganz einfache Erklärung, die wieder in ihrer Kindheit zu finden ist.

„Als ich drei Jahre alt war, bin ich auch den ganzen Tag herumgelaufen und nicht müde geworden. Genauso ist es am Ende eines Kurses – da drehe ich erst so richtig auf.“

Überfliegerin mit Bodenhaftung

So richtig aufdrehen könnte sie auch mit den 43.750 Euro Preisgeld – tut sie aber nicht. „Ich spare das Geld für die Zeit nach meiner Karriere!“

Mama Eileen, die ihre erfolgreiche Tochter während der Weltcup-Saison unterrichtet und also auf den Highschool-Abschluss im Sommer vorbereitet, wird die Vernunft der Tochter freuen.

Die Gefahr, dass die neue Überfliegerin abseits der Pisten abhebt, besteht nicht.

Auch weil sie noch gar nicht so richtig realisiert hat, was da gerade passiert.

„Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich drei von sechs Slaloms gewinne und im Weltcup führe, ich hätte ihn für verrückt erklärt.“

 

Stephan Schwabl