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"Haben gezeigt, dass nicht nur einer gut sein kann"

22.12.1999: Christian Mayer, Hermann Maier und Benjamin Raich jubeln in Saalbach-Hinterglemm über einen Dreifach-Triumph im Riesentorlauf.

Über 15 Jahre später stehen beim Comeback von Saalbach im Ski-Weltcup wieder drei rot-weiß-rote Fahrer auf dem Podest – diesmal in der Abfahrt.

Matthias Mayer, Max Franz und Hannes Reichelt ließen die über 10.000 Fans im Salzburger Pinzgau jubeln und das ÖSV-Abfahrtsteam aufatmen.

Nach einer eher durchwachsenen Saison und dem Debakel bei der WM in Vail/Beaver Creek war dieser Erfolg Balsam auf der Ski-Seele.

"Zu dritt am Stockerl zu stehen ist gewaltig“

"Es ist wirklich ein super Tag. Wir Österreicher haben das jetzt gebraucht. Wir haben in den letzten Jahren sehr gekämpft, sind aber immer in der Kritik gestanden. Ich glaube, wir haben heute gezeigt, dass in der Abfahrt nicht nur einer gut sein kann, sondern dass mehrere Leute vorne mitfahren können“, sagte Sieger Matthias Mayer.

Der Kärntner strich unmittelbar nach dem ersten Dreifach-Triumph in einer Abfahrt seit Garmisch 2006 (damals gewann Hermann Maier vor Klaus Kröll und Andreas Buder) das gute Klima innerhalb des Speed-Teams heraus.

"Wir kommen alle gut miteinander aus und arbeiten super zusammen. Wir haben immer eine Gaudi, wenn wir unterwegs sind. Wenn man dann bei einem Heimrennen zu dritt am Stockerl stehen darf, ist das natürlich eine gewaltige Sache.“

Der Olympia-Sieger hatte gut lachen, setzte er sich schließlich um läppische zwei Hundertstel vor seinem Kärntner Landsmann Max Franz durch. Und das, obwohl der 24-Jährige als einer der wenigen im Vorfeld nicht auf dem „Zwölferkogel“ trainiert hatte.

"Ich hoffe, er ist nicht beleidigt“

"Es war eine gewaltige Fahrt. Ich habe heute sehr viel Überwindung gebraucht. Ich bin mit meiner Leistung so zufrieden wie schon lange nicht mehr“, sagte Mayer erleichtert.

Für den Drittplatzierten in der Abfahrts-Wertung war es nach dem Erfolg beim Saisonfinale in Lenzerheide im vergangen Jahr erst der zweite Weltcup-Sieg.

Auf seinen ersten Weltcup-Sieg weiter warten muss hingegen Max Franz. „Ich hoffe, er ist nicht zu sehr beleidigt“, sagte Mayer in Richtung seines Teamkollegen.

„Hoffentlich kann ich mich bei Matthias bald einmal revanchieren“, antwortete Franz mit einem Augenzwinkern. Beim 25-Jährigen war der Ärger über die knappe Niederlage bald nach dem Rennen verflogen.

"Platz zwei ist richtig cool“

"Die ganze Saison war relativ schwierig. Ich freue mich über Platz zwei, aber ich ärgere mich über meine Fahrt. Im oberen Teil bin ich einfach nicht gut gefahren. Heute habe ich es selbst vergeigt“, haderte der Kärntner mit seiner Performance. „Aber der zweite Platz ist richtig cool. Irgendwann ist das Glück dann auch auf meiner Seite.“

Franz bestätigte seine guten Trainingsleistungen endlich auch im Rennen und setzte damit seinen Aufwärtstrend fort. „Seit Kitzbühel geht es aufwärts. Es passt alles zusammen. Ich kann wieder so Skifahren, wie ich mir das vorstelle. Meine Form ist steigend, jetzt freue ich mich auf die nächsten Rennen.“

Auch der Kärntner zeigte sich nach dem Dreifach-Triumph beim Heim-Rennen erleichtert. „Schön, dass wir es unter uns ausmachen konnten. Das tut dem ganzen Team gut.“

„Ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen“

In die gleich Kerbe schlug der Drittplatzierte Hannes Reichelt. „Die WM-Abfahrt ist in die Hose gegangen. Das hat mich schon geärgert. Jetzt geht die Tendenz nach oben.“

Der 34-Jährige zeigte sich angesichts einer nicht fehlerfreien Fahrt mit dem Podest-Platz zufrieden. „Ich hatte einen kleinen Schnitzer und auf diesem Level darfst du dir eben keine Schnitzer erlauben.“

Zusätzlich zur Zufriedenheit über Rang drei mischte sich bei Reichelt die Freude über den Sieg seines Zimmerkollegen. „Heute ist ein Wunsch von mir und Matthias in Erfüllung gegangen. Wir wollten unbedingt einmal miteinander am Podium stehen“, verriet er.

„Hatte den Super-G mehr im Auge“

Der Super-G-Weltmeister blickte sogleich auf den Bewerb am Sonntag. „Ich hoffe, dass ich den Schwung von der WM mitnehmen kann. Es wird sicher sehr interessant, aber es wird vor allem auf die Kurssetzung ankommen“, prophezeite Reichelt einen „schnelleren Riesentorlauf“.

Auch Max Franz ließ sich zu keiner Prognose hinreißen. „Schauen wir einmal, wie sich die Piste bis morgen entwickelt. Ich will meine Leistung wieder abrufen.“

Einzig Matthias Mayer war ein Hauch einer Kampfansage zu entlocken. „Der Sieg heute gibt mir Sicherheit für morgen. Eigentlich hatte ich den Super-G von vorne herein mehr im Auge, als die Abfahrt.“

Ob mit oder ohne Erfolg im Super-G – das Weltcup-Wochenende in Saalbach ist aus österreichischer Sicht schon jetzt ein voller Erfolg.

Aus Saalbach berichtet Daniela Kulovits