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"Der Sport wird um 20 Jahre zurückgesetzt"

Die Ski-Welt kommt nicht zur Ruhe, die Material-Diskussion erhitzt weiterhin die Gemüter.

Nach Ted Ligety meldet sich mit Jon Olsson ein weiterer Aktiver kritisch zu Wort. Der Schwede ist zwar (noch) kein "Großer" im Alpin-Zirkus, aber ein "Hero" im Freestyle-Bereich. In den letzten Jahren versuchte er sich vermehrt im Alpin-Weltcup mit dem Ziel Olympia 2014 in Sotschi.

Die Haltung von Olsson ist bei einem Blick auf seine Homepage schnell klar: "FIS sucks" prangt da plakativ als abgewandeltes Logo.

"Dümmste Regeln aller Zeiten"

"Wie der eine oder andere schon gehört haben mag, will die FIS einige der dümmsten Regeln aller Zeiten einführen", wird der 29-Jährige schnell direkt.

Er habe sich zunächst noch mit einem Kommentar zurückgehalten, da er sich selbst nicht gerade als diplomatisch sieht. "Aber jetzt habe ich meine Meinung geändert, weil das tatsächlich passieren wird."

Der Kompromiss, den die Ski-Hersteller und die FIS geschlossen haben, ist für Olsson jedenfalls kein gangbarer Weg. "Es ist immer noch ein fürchterlicher Radius von 35 Metern."

Das Freestyle-Ass präsentiert auch Alternativ-Lösungen:

  • Man könnte rundere Kurse setzen, um das Tempo zu reduzieren. Das wäre einfach umzusetzen, indem man die Tore einen Meter weiter raussetzt.
  • Man könnte auch die Eislaufplätze abschaffen, auf denen wir aktuell Rennen bestreiten. Stürze auf Schnee und es wird nichts passieren, stürze auf einem Eislaufplatz und es wird weh tun, auch wenn du nur 2 km/h schnell bist.
  • Oder wie wäre es, die Kurse kürzer zu machen? Ich für meinen Teil weiß, dass es am Ende eines Kurses nicht sicher zu fahren ist. Selbst mit guten Skiern. Mit diesen neuen Skiern weiß ich nicht mal, wie ich bis runter kommen soll. Und wenn ich es schaffe, weiß ich schon, dass es den Sport in keinster Weise sicherer macht.
  • Und wenn man das Tempo wirklich reduzieren will, wie wäre es dann, wenn ihr uns in warmen Hosen und Jacken fahren lässt? Ich für meinen Teil hätte es lieber warm mit guten Skiern, als mich auf schlechten zu ärgern und mir den A… abzufrieren.

"Sport wird um 20 Jahre zurückgesetzt"

"Aber nein, man ändert lieber die Regeln, so dass der Sport um 20 Jahre zurückgesetzt wird", ärgert sich Olsson. Die Ski-Industrie werde gezwungen, viel Geld in neues "schlechtes" Material zu investieren.

Zudem sorgt sich der Schwede um die Zukunft des Sports. Kinder wachsen heutzutage mit Carving-Skiern auf, kennen keine andere Art des Skifahrens. "Die werden es hassen, wenn sie dazu gezwungen werden, die Schwünge zu rutschen. Ist es dass, was die FIS will? Dass die Kinder ihre Zeit auf der Strecke hassen? Ist das der Weg, wie der Sport wachsen soll?"

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Fakt, dass die neuen Material-Regeln stufenweise eingeführt werden sollen. Im Weltcup und im Europacup werden ab 2012/13 die neuen Skier zum Einsatz kommen, bei FIS-Rennen noch herkömmliche Carver.

Dadurch werde es für Läufer unmöglich, zwischen Weltcup bzw. Europacup und FIS-Rennen zu wechseln, weil sie Material und Technik ändern müssten.

Gemeinsamer Protest?

Wie schon Ted Ligety erwartet Olsson, dass das neue Material große, athletische Läufer gegenüber Athleten wie Ted, Hirscher, Jansrud oder Fanara  bevorzugen wird. "Das sind Läufer, die meiner Meinung nach für Riesentorlauf, wie er sein soll, stehen."

"Ich hoffe, dass Hersteller und Athleten gemeinsam gegen diese Regeln eintreten und verhindern, dass die FIS den Sport um 20 Jahre zurückwirft. Es ist besser, jetzt Aktionen zu setzen, als sie den Riesentorlauf ruinieren zu lassen", richtet Olsson einen Appell an seine Kollegen.

Die scheinen sich jedenfalls zu formieren, sollen doch 40 der Top-50 der RTL-Weltrangliste eine entsprechende Protest-Note an die FIS unterschrieben haben.