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Ligety-Kritik: Ist der Weltcup nur ein Europacup?

Ligety-Kritik: Ist der Weltcup nur ein Europacup?

„Die beiden werden sich den Gesamt-Weltcup untereinander ausmachen“, waren sich zahlreiche Experten nach dem ersten Rennen (!) sicher.

Titelverteidiger Marcel Hirscher, beim Weltcup-Auftakt in Dritter, gegen Herausforderer Ted Ligety, der im Riesentorlauf von Sölden in seiner eigenen Liga fuhr.

Am Sonntag steigt im finnischen Levi das zweite Rennen der Saison, dann wird erstmals Slalom gefahren.

Shakehands zwischen Freunden

Am Dienstag kam es auf der Reiteralm zu einem Wiedersehen der beiden Kontrahenten, die viel Respekt vor den Leistungen des jeweils anderen haben.

Dementsprechend war das Shakehands auch mehr als nur lästige Pflicht oder Fotografen-Wunsch.

Obwohl der US-Amerikaner im vergangenen Winter mit einem LAOLA1-Interview (Stichwort Einfädel-Affäre; Anm.) auch nach der Aussöhnung zwischen Hirscher und Ivica Kostelic Öl ins Feuer gegossen hatte.

Fehlende Gerechtigkeit?

Alles vergessen, die volle Konzentration gilt dem Sportlichen und also – und das obwohl es noch früh in der Saison ist – dem Kampf um den Gesamt-Weltcup.

Und von dem behauptet Ted Ligety, der sich anlässlich von "Movember" einen Schnauzer stehen lässt, im Gespräch mit LAOLA1, dass er ihn schon längst daheim stehen hätte.

Wenn die Voraussetzungen andere wären: „Ich traue mich sagen, dass ich ihn schon gewonnen hätte, wenn der Kalender anders aussehen würde“, so der 27-Jährige.

Für den Technik-Spezialisten ist es keine Überraschung ist, dass es mit Ausnahme von Bode Miller in der Vergangenheit und aktuell er selbst, vor allem die Europäer sind, die sich „den depperten Glasbecher“ (O-Ton Marcel Hirscher; Anm.) untereinander ausmachen.

"Das ist traurige Realität"

Ein Erklärungsversuch: „Der Weltcup findet in einem so kleinen Gebiet statt, das ist ein Vorteil für die Europäer. Meiner Meinung nach muss man die Welt auch bereisen, um es einen Weltcup zu nennen.“

„Als ich 14 Jahre alt war, bin ich mehr gereist, als heutzutage ein Österreicher im Weltcup. Das ist die traurige Realität“, schimpft Ligety – und legt, einmal in Fahrt, noch nach.

„Würde der Weltcup seinem Namen gerecht werden, würde man viel mehr Amerikaner sehen. Aber so wie es im Moment ist, scheitern die meisten schon an diesem Lifestyle. Deshalb gibt es nur Bode und mich bei den Männern und Lindsey und Julia bei den Frauen, hinter uns gibt es eine große Lücke.“

"Braucht starken Charakter"

Dass zahlreiche US-Talente den Sprung nach Europa und in den Weltcup nicht wagen, dafür hat Ligety Verständnis.

Wenn du als 20-Jähriger hierher kommst, ist das hart. Und wenn du dann noch ein paar Rennen schlecht fährst, davon erholst du dich nicht. Du kannst dich dann nicht einfach ins Auto setzen, nach Hause fahren und dir eine Auszeit nehmen. Um das durchzustehen, muss man ein starker Charakter sein.“

 

Stephan Schwabl