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"Ich habe eigentlich die ganze Saison dominiert"

Kjetil Jansrud peilt bei den Weltcuprennen in Kvitfjell zwei Heimsiege an.

"Ich muss beide Rennen gewinnen, sonst habe ich gegen Marcel Hirscher keine Chance" sagte der Norweger vor der Abfahrt (Samstag) und dem Super-G (Sonntag), mit denen der Herren-Weltcup in die Zielgerade biegt.

In der Gesamtwertung liegt Jansrud 188 Punkte hinter Hirscher, die Speed-Wertungen führt er aber an.

Richtungsweisendes Wochenende

Bei 84 Punkten Vorsprung auf Hannes Reichelt in der Abfahrt und 73 im Super-G auf Dominik Paris (ITA) kann Jansrud bei jeweils zwei noch ausstehenden Rennen schon an seinem Heim-Wochenende alles vorzeitig klar machen.

Der 29-Jährige aus Stavanger, der nach einem Umzug praktisch auf der Olympia-Piste von 1994 "aufgewachsen" ist, ist sich aber bewusst, dass es auch in die Gegenrichtung gehen kann.

Gelingt ihm zu Hause nicht ein gewaltiger Doppelschlag, ist zumindest die große Kugel wohl futsch und Hirscher zum vierten Mal in Folge Gesamtsieger.

Und selbst bei einem perfekten "200er" stehen die Aktien schlecht. Denn der während Kvitfjell pausierende Hirscher kann schon beim folgenden Technik-Wochenende in Kranjska Gora wieder nachlegen. Wie gut der Salzburger drauf ist, hat er zuletzt mit seinem Fabelsieg im Riesentorlauf von Garmisch bewiesen.

"Ich will die Speed-Kugeln" 

Jansrud fokussiert sich daher ganz auf Kvitfjell. "Ich will die beiden Speed-Kugeln. Es wäre hart, wenn es nicht klappt. Denn ich habe eigentlich die ganze Saison dominiert."

Im zweiten und letzten Abfahrtstraining am Freitag lag Jansrud bei einer Bestzeit für Steven Nyman (USA) als Vierter immerhin vor allen Österreichern.

Bester ÖSV-Pilot war Max Franz auf Platz sechs, unmittelbar vor Hannes Reichelt. Der Salzburger war zuletzt neben Matthias Mayer der dominierende Abfahrer und hatte auch das erste Kvitfjell-Training beherrscht.

Reichelt weiß, dass ihm nur noch Siege dabei helfen, Jansrud im Abfahrtsweltcup noch von der Spitze zu holen. Deshalb versuchte er am Freitag im oberen Teil auch eine neue Linie, kam dabei aber zwei Mal in den Sulz. "Dass lasse ich also wieder", hakte Reichelt diese Route gleich wieder ab.

"Alles oder nichts"

Der Super-G-Weltmeister hat sogar schon einen konkreten Plan, wie er sich vielleicht doch noch die wichtigste Disziplinen-Wertung sichern kann. "Ich muss hier gewinnen, Kjetil darf nicht besser als Fünfter werden", lautet der Plan des 34-jährigen, damit er sich noch aus eigener Kraft Abfahrts-Kristall holen kann.

Nach Kvitfjell steht nur noch die Abfahrt beim Finale in Meribel auf dem Programm. "Meine Taktik ist damit klar, sie heißt alles oder nichts", so Reichelt. "Es zählt nur ein Sieg."

Reichelt weiß aber, dass auch Jansrud nochmals alle Energien mobilisiert. "Gestern hat es noch so ausgesehen, als ob ihm die Luft ausginge. Heute war er schon wieder schneller als wir", warnte der Salzburger. "Er kann hier jederzeit gewinnen."

Dass Jansrud anfangs des WM-Winters auch die Trainings dominiert hatte, nun auf seiner Heimstrecke aber keine Bestzeit hingelegt hatte, kommentierte Reichelt launig: "Wahrscheinlich haben sie ihm in seinem Wohnzimmer die Couch und den Fernseher umgestellt."

Österreicher "nerven" Jansrud

Auch Olympiasieger Mayer spürt die lange Saison bereits deutlich. Platz zwölf bezeichnete der Kärntner aber als "enorme" Steigerung. "Ich mache mir keine Sorge wegen des Rennens."

Dass die seit der WM so starken ÖSV-Abfahrtsherren wie zuletzt in Saalbach und in Garmisch auch in Norwegen einen Dreifachsieg landen, glaubt aber keiner. "Wir fahren zwar um den Sieg mit, aber so wird das nicht weitergehen", winkte Reichelt ab.

Jansrud gestand lachend, von den Österreichern "genervt" zu sein. "Überall fahre ich gegen sie. Aber Österreich ist auch das wichtigste Land für den alpinen Skirennsport. Also ist es immer gut, wenn sie gewinnen."

Bester Österreicher im Abschlusstraining war Franz. "Ich habe eine gute Saison. Es wäre schön, wenn es auch mit dem ersten Weltcupsieg noch in diesem Winter klappt", hofft der Kärntner, dass sich sein Wunsch möglichst bald erfüllt. "Leider machen es mir derzeit auch Reichelt und Mayer nicht gerade leicht".

Schnee und Wind erwartet

Markus Dürager qualifizierte sich als 38. für den letzten ÖSV-Startplatz in Norwegen. Klaus Kröll kam hinter Kvitfjell-Spezialist Georg Streitberger (40.) über Platz 42 nicht hinaus, kämpft aber weiter.

Der Steirer will auch kommende Saison im Weltcup starten und daher seinen Platz in den Top-30 der Startliste verteidigen. Auch die Top-25 im Weltcup und die Teilnahme am Finale sind noch ein Ziel.

Das Training ging noch bei leidlichen Bedingungen, aber bereits Wind über die Bühne. Für Samstag sind in Kvitfjell etwas Schneefall und erneut Wind angesagt.

ÖSV-Aufgebot für Weltcup-Abfahrt in Kvitfjell: Hannes Reichelt, Matthias Mayer, Max Franz, Georg Streitberger, Klaus Kröll, Otmar Striedinger, Vincent Kriechmayr, Romed Baumann, Markus Dürager