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Neue Dimension: Fliegen in Schladming die Fäuste?

Neue Dimension: Fliegen in Schladming die Fäuste?

Dass sich Fußball-Fans, wenn der Ball ruht, intensiver mit Skifahren auseinandersetzen, kommt vor.

Dass der Rennsport aber sogar Hooligans auf den Plan ruft, das gab es in der fast 45-jährigen Geschichte des Weltcups noch nicht.

Bis jetzt, denn die Krawallbrüder und Prügelknaben haben offenbar eine neue Bühne für die fußballfreie Zeit entdeckt.

In Internet-Foren von „Freunden der dritten Halbzeit“ finden sich seit Sonntag Aufrufe zum erlebnisorientierten Aprés-Ski beim „Nightrace“ in Schladming.

Wo Fäuste statt Kippstangen fliegen

Der WM-Ort von 2013 soll am Dienstag Schauplatz für ein „Europacup-Match“ zwischen österreichischen und kroatischen Hooligans sein.

Der Schlagabtausch zwischen Marcel Hirscher und Ivica Kostelic bekommt eine neue, handfeste Dimension.

Statt blauer und roter Kippstangen sollen beim Flutlicht-Spektakel mit 50.000 Fans die Fäuste fliegen.

Dafür nehmen die Schläger aus der Steiermark, aus Salzburg und sogar aus Wien nach vielen Jahren ihre Vereinsbrillen ab, "verbrüdern" sich für ein gemeinsames Hau-drauf.

Kommen die "Bad Blue Boys"?

Die kroatischen Ski-Fans sollen von einer kleinen Abordnung der „Bad Blue Boys“, von denen einige auch in Österreich leben, unterstützt werden.

Die Fans von Dinamo Zagreb haben den Ruf, die schlimmsten Hooligans der Welt zu sein. Wer sich ihnen in den Weg stellt, der kassiert Prügel.

So geschehen auch schon bei Tennisturnieren oder Wasserball-Matches.

Grafiken wie diese werden auf "facebook" gepostet

Oft müssen Sondereinheiten ausrücken, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen.

Wie am 30. Juni 2007 bei einem Freundschaftsspiel zwischen dem SK Rapid Wien und Dinamo in Kapfenberg. Das beschauliche Städchen in der Obersteiermark glich danach einem Schlachtfeld.

"Ich werde auf Ivica zugehen"

Wie passend, dass einige Medien nach Kitzbühel vom „Ski-Krieg“ zwischen Österreich und Kroatien schrieben, Kostelic von der Schlacht von Agincourt zwischen Frankreich und England sprach.

Zitat aus dem Jahr 1415 und der von den Engländern gegen die Franzosen gewonnen Schlacht von Agincourt.

Marcel Hirscher wünscht sich für Schladming ein Rennen mit den zum Skisport passenden Emotionen: Begeisterung, Freude und Fairness.

Die Wunschvorstellung des 22-Jährigen: „Dass wir uns die Hand geben und uns verstehen. Ivica ist ein großer Skifahrer und ich kann auch seine Emotionen nachvollziehen. Deshalb möchte ich ein Zeichen setzen und werde aktiv auf ihn zugehen.“

Hirscher-Appell an die Fans

Vor den kroatischen Fans, die ihn in Wengen gnadenlos ausgepfiffen haben, hat der Shootingstar im ÖSV-Team keine Angst.

An die österreichischen Zuschauer appelliert er: „Sie müssen sich auch zusammenreißen, Fairness steht im Sport an erster Stelle.“

Im Internet ist von Fairness keine Spur, auf „facebook“ gibt es seit Sonntag eine Anti-Kostelic-Gruppe mit dem Namen: „It's only one race, but the shame is forever? Shame on you, Ivica!“, die mittlerweile mehr als 700 Mitglieder hat.

"Morgen wird abgerechnet!"

Während dort noch relativ sachlich diskutiert wird, geht es auf der „facebook“-Präsenz des Kroaten hoch her.

Wobei das Niveau eigentlich auf Knöchelhöhe ist, also unterste Schublade.

„Morgen in Schladming wird abgerechnet mit dir, sch... Kostelic“, ist dort zu lesen. Oder:„Kostelic ist einer der unfairsten Sportler im Skizirkus, seine Anschuldigungen sind mehr als inkompetent. In Österreich sollte er sich nicht mehr blicken lassen.“

Webmaster entfernt Morddrohungen

Verhältnismäßig ruhig, fast schon entspannt, geht es auf Hirschers offizieller Präsenz im sozialen Netzwerk zu.

Was daran liegt, dass ein Webmaster „aufgeräumt“ hat und den Online-Auftritt ständig im Auge behält.

Nach LAOLA1-Informationen wurden rund 70 Postings entfernt, darunter auch beleidigende Fotomontagen und sogar Morddrohungen.

"Brauchen keinen Chauvinismus"

Für ÖSV-Sportdirektor Hans Pum, der gegenüber LAOLA1 noch einmal das friktionsfreie Verhältnis zum kroatischen Verband betont, ist damit eine Grenze überschritten.

„Wir brauchen keine chauvinistischen Themen im Sport. Es kann nur funktionieren, wenn wir fair miteinander umgehen und uns gegenseitig schätzen.“

Stephan Schwabl