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Nach Sieg-Comeback schon WM-Mitfavorit

Nach Sieg-Comeback schon WM-Mitfavorit

Nach 14 sieglosen Rennen in Folge hat Hannes Reichelt Österreichs Super-G-Herren in Beaver Creek erlöst.

Zehn Monate nach seiner Wirbelsäulen-OP holte der Salzburger den ersten Speed-Sieg der WM-Saison. Wie schon vor einer Woche in Lake Louise gelang damit die Revanche für die Abfahrtsniederlage am Vortag.

Max Franz ließ diesen Sieg aber nicht ganz für die Abfahrtsmannschaft gelten.

Interner Schlagabtausch

Denn der 34-jährige Reichelt gehört wie Matthias Mayer, der in Kanada hinter dem norwegischen Saison-Dominator Kjetil Jansrud als Zweiter bester Österreicher gewesen war, der Technik/Kombi-Gruppe und nicht der Abfahrtsmannschaft an.

"Wenn wir genau sind, hat die Speed-Mannschaft daher noch immer keinen Sieg", sagte Franz schmunzelnd.

Noch immer keine Freunde

Während Georg Streitberger am Samstag in Colorado als Siebenter ausgezeichnet abschnitt und damit nach der Franz'schen Auslegung "bester ÖSV-Abfahrer" war, konnte der Kärntner seine Un-Beziehung zur WM-Piste "Birds of Prey" nicht verbessern und schied einmal mehr aus.

"Insgesamt bin ich in Nordamerika aber drei gute Rennen gefahren. Das eine jetzt vergessen wir wieder, denn heute habe ich mich nicht ausgezeichnet", verabschiedete sich der 25-Jährige aber positiv von Amerika.

Noch eine Gelegenheit

Der neun Jahre ältere Reichelt hingegen tritt wie Mayer am Sonntag auch noch im Riesentorlauf an, mit dem die ultimative Generalprobe für die WM im kommenden Februar beendet wurde.

Und zwar auf dem Hang, wo Reichelt am 1. Dezember 2005 - ebenfalls nach langer Verletzungspause - seinen ersten (damals fuhr auch Hermann Maier noch mit) sowie 2007 seinen zweiten gefeiert hat.

Beide im Super-G. Der insgesamt achte Weltcup-Sieg am Samstag war gleichzeitig sein großer Comeback-Erfolg.

Auf und Ab

Reichelt war erst im vergangenen Jänner zur gefeierten und tragischen Figur geworden.

Zwei Tage nachdem er unter Schmerzen erstmals den Abfahrtsklassiker in Kitzbühel gewonnen hatte, beendete die Schock-Diagnose über seinen schweren Bandscheibenvorfall alle Olympia-Träume und auch seine Saison.

Denn Reichelt musste sofort operiert werden, sonst hätten ernste gesundheitliche Folgen gedroht.

Im Kreis der Favoriten

Trotz der Riesen-Enttäuschung und seiner damals 33 Jahre habe er aber nie am Weitermachen gezweifelt, bekräftigte Reichelt nun in Beaver Creek, wo er im kommenden Februar nun mehr denn je zu den WM-Favoriten im Super-G gezählt werden muss.

"Diese Strecke liegt mir einfach", so Reichelt. Am Samstag fuhr er schon wieder "am letzten Zacken".

Der Radstädter ist schmerzfrei und so zuversichtlich, dass er selbst einen Olympiastart 2018 nicht ganz ausschließen will.

Ein Schritt nach dem anderen

"Was ich aus der Verletzung wirklich gelernt habe, ist, nicht zu weit vorauszuplanen", gibt sich Reichelt aber in Erinnerung daran, dass er vergangene Winter in Hochform fahrend nicht nach Olympia konnte, vorsichtig.

"Meine einzige wirkliche Angst ist, dass es so etwas wieder passieren könnte. Die Schmerzen damals waren echt höllisch. Ich hoffe, das reicht jetzt und ich muss so etwas nie wieder durchmachen."

ÖSV-Herrenchef Andreas Puelacher, der im Vorjahr noch Gruppentrainer von Reichelt und Mayer gewesen ist, freute sich natürlich über den ersten Speed-Sieg in der WM-Saison. "Das ist ein Super-Ergebnis und war eine Super-Leistung von Hannes."

Der Coach siehts ein wenig anders

Von einer Aufsplittung zwischen Abfahrern und Technikern hält Puelacher nichts. "Wir waren gemeinsam in Chile und in Panorama. Ich trenne nicht, wir sind Österreicher", betonte der Chef. Dies gelte auch für Marcel Hirscher.

Das Speed-Team hat laut Puelacher nach den ganzen Trainingsproblemen im Sommer und Herbst nun in Nordamerika einen guten Schritt vorwärts gemacht.

"Wir haben hier viele Kilometer gemacht und sind auf einem guten Weg. Sie haben angegriffen und riskiert, derzeit halt noch ohne Glück. Aber ich bin sicher, dass wir in näherer Zukunft mehrere in den Top Ten haben werden."

Die Rute packte der Neo-Herrenchef aber gleich wieder mit aus. "Wer jetzt noch nicht geschnallt hat, dass er schon im Training Vollgas fahren muss, dem ist eh nicht zu helfen."