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"Der Gesamt-Weltcup ist die ultimative Krönung!"

Es war einmal ein "Austria Power Team". Eine österreichische Herren-Mannschaft, die die Konkurrenz in Grund und Boden gefahren ist.

Regelmäßig im Weltcup, oftmals bei Weltmeisterschaften und auch bei Olympischen Spielen.

Damals, rund um den Jahrtausend-Wechsel, waren die Rennen oftmals österreichische Meisterschaften mit internationaler Beteiligung.

Der fünfte Österreicher

Zu gerne erinnern sich die Ski-Fans hierzulande an den Neunfachsieg am Patscherkofel.

Oder an die Triumphe im Gesamt-Weltcup von Hermann Maier, der 28 Jahre nach Karl Schranz und dann noch weitere drei Mal die große Kugel gewinnen konnte, von Stephan Eberharter und zuletzt in der Saison 2005/2006 von Benjamin Raich.

Sechs Jahre später nahm am Sonntag Marcel Hirscher als fünfter Österreicher der Geschichte die große Kugel entgegen.

Um 13:58 Uhr stemmte der 23-Jährige als jüngster ÖSV-Läufer das Objekt der Ski-Begierde in die Höhe.

Posterboy als Ticketseller

„Ich habe eigentlich gedacht, dass ich im Sommer viel Bank gedrückt habe, aber mein Ärmel ist zu schmal“, lacht der neue Superstar.

Und mit ihm ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der mit Hirscher das perfekte Zugpferd für die Ski-Weltmeisterschaften in Schladming im nächsten Jahr hat.

Läufer Saison
Marcel Hirscher 2011/12
Benjamin Raich 2005/06
Hermann Maier 2003/04
Stephan Eberharter 2002/03
Stephan Eberharter 2001/02
Hermann Maier 2000/01
Hermann Maier 1999/2000
Hermann Maier 1997/98
Karl Schranz 1969/70
Karl Schranz 1968/69

Der neue Posterboy als WM-Ticketseller. „Große Gratulation an Marcel, er ist cool geblieben und hat den Sack zugemacht. Das war ganz wichtig für den Skisport in Österreich“, jubiliert Schröcksnadel.

Wie WM-Titel für Brasilien

Und Sportdirektor Hans Pum ergänzt im Gespräch mit LAOLA1: „Der Gesamt-Weltcup ist für eine Ski-Nation wie Österreich die ultimative Krönung."

"Bei uns hat der Skisport den Stellenwert des Fußballs in Brasilien. Wenn die Weltmeister werden, dann herrscht auch Ausnahmezustand“, so Pum, der sich schon jetzt auf die nächste Saison freut.

„Mit Didier Cuche ist zwar ein ganz Großer abgetreten, aber mit Hirscher, Feuz, Svindal, Reichelt und einigen jungen Läufern wird es sicher sehr, sehr spannend.“

"Fangen wieder bei Null an"

Auch Herren-Chef Mathias Berthold, nach einer Premieren-Saison ohne Weltcup-Kugel gleich drei Mal erfolgreich, dachte schon kurz nach der abschließenden Zeremonie bereits an die nächste Saison.

„Die Kugeln sind eine Bestätigung, dass wir ordentlich gearbeitet haben, aber wir müssen den Ball flach halten. Ein, zwei Tage können wir uns zurücklehnen und den Erfolg genießen, dann wird wieder Vollgas gegeben“, stellt der Vorarlberger mit seinem Trainerteam bereits ab nächster Woche die Weichen für die neue Saison.

„Es ist ein ewiger Kreislauf, der nie aufhört, denn die Ski-Nation Österreich erwartet jedes Jahr einen Gesamt-Weltcupsieger. Aber wir fangen wieder bei Null an, was heute passiert ist, zählt morgen schon nicht mehr“, kennt Berthold die Schnelllebigkeit des Geschäfts.

„Man ist schnell oben, aber noch viel schneller geht es wieder hinunter. Aber Marcel ist nicht nur begnadet zum Skifahren, er bringt auch alles mit, um so einen Erfolg zu verkraften.“

Zieht Programm beinhart durch

Dass er den Druck beim Weltcup-Finale problemlos weggesteckt hat, war für Berthold keine Überraschung.

„Je näher die Rennen kommen, desto fokussierter und entschlossener wird er, er zieht sein Programm beinhart durch.“ Das Zusammenspiel zwischen Vater Ferdinand, der bei fast allen Rennen dabei ist, und den ÖSV-Trainern klappt mittlerweile reibungslos.

„Es arbeiten alle in dieselbe Richtung, da muss man dem gesamten Umfeld ein Kompliment aussprechen.“

Im Schatten von Hirscher

Komplimente gibt es aber nicht nur für Hirscher und die ÖSV-Trainer, Berthold ist auch mit den anderen Läufern sehr zufrieden.

„Der Rest des Teams wird durch die Erfolge von Marcel etwas in den Schatten gestellt, aber auch die anderen Jungs haben extrem gute Leistungen gezeigt“, hat Berthold auch in schwierigeren Zeiten – zum Beispiel bei der WM im letzten Jahr, als die dezimierten ÖSV-Herren ohne Goldmedaille geblieben sind – nie daran gezweifelt, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist.

„Gerade in einer Einzelsportart ist das Team ungeheuer wichtig, denn erst durch das Team sind starke Einzelleistungen möglich.“

Stephan Schwabl