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Gewinner und Verlierer der Übersee-Rennen

Gewinner und Verlierer der Übersee-Rennen

Die Übersee-Tournee im Weltcup-Winter 2011/2012 ist Geschichte.

Der Schneemangel in Europa sorgte für eine Verlängerung, Beaver Creek sprang als Ersatzort für Val d'Isere ein und lieferte einen überzeugenden Probelauf für die Ski-WM 2015 ab.

Sportlich stand der Saison-Auftakt ganz im Zeichen von Lindsey Vonn. Aber auch abseits der fünffachen Saisonsiegerin gab es Gewinner.

Aber wo Gewinner sind, gibt's natürlich auch immer Verlierer.

Die LAOLA1-Analyse der Übersee-Rennen:

GEWINNER

Lindsey Vonn

Fünf Starts, vier Siege – noch Fragen? Lindsey Vonn ist zweifellos DIE Gewinnerin der Übersee-Tournee. Die privaten Probleme konnte die US-Amerikanerin auf der Piste komplett ausblenden. Besonders beeindruckend war ihre Vorstellung in den beiden Abfahrten von Lake Louise, wo sie die Konkurrenz mit Vorsprüngen von zwei bzw. eineinhalb Sekunden zu Statisten degradierte. Im Gesamt-Weltcup ist die 27-Jährige mit 236 Punkten Vorsprung voll auf Kurs. Auch Allzeit-Rekorde wie jener von Annemarie Moser-Pröll (62 Weltcup-Siege) sind nun in Gefahr.

Marcel Hirscher

Comeback geglück! Der Salzburger hat seine erste schwere Verletzung problemlos weggesteckt und schließt nahtlos an, wo er im Februar in Hinterstoder brutal aus der Bahn geworfen wurde. Eins, zwei, drei – in Beaver Creek stand der 20-Jährige bei allen drei Starts am Sieger-Podest. Dabei war er zunächst gar nicht glücklich, dass die Rennen von seinem steilen Lieblingshang in Val d’Isere auf das flache Gelände in Beaver Creek verlegt wurden. Am Ende reiste er als erfolgreichster Athlet aus dem WM-Ort von 2015 ab.

US-Team

6 der 13 Rennen in Übersee endeten mit US-Siegen. Keine Frage, das amerikanische Team gibt zu Beginn der Saison den Ton an. Das „Wall Street Journal“ stellte sogleich die Frage: „Sind die USA das neue Österreich?“ Ganz so weit ist es noch nicht, denn mannschaftliche fehlt den Amerikanern doch noch einiges. Die Erfolge hängen vorerst weiter an Einzelkönnern, allen voran Lindsey Vonn und Ted Ligety. Aber dahinter formiert sich mit Nolan Kasper oder Mikaela Shiffrin eine starke zweite Garde.

ÖSV-Damen

Österreichs Ski-Damen legten einen guten Saison-Start hin. In fünf der sechs Übersee-Rennen stand eine Österreicherin am Podest. Einzig in der ersten Abfahrten von Lake Louise fehlte rot-weiß-rot am Stockerl. Positiv stechen Marlies Schild (einzige Saisonsiegerin), Elisabeth Görgl und vor allem Anna Fenninger hervor. Die Salzburgerin scheint mit 20 da angekommen, wo sie manch einer schon viel zu früh gesehen hat.

Head

In acht der 13 Übersee-Rennen hatte die Siegerin bzw. der Sieger Head-Skier angeschnallt. Die Vorarlberger führen daher wenig überraschend den Marken-Weltcup bei Damen und Herren an. Mit Lindsey Vonn und Aksel Svindal vertrauen die zwei heißesten Gesamtweltcup-Anwärter auf Material aus dem Hause Head.

Salomon

Die Überraschung der Übersee-Rennen. Zwar gab es „nur“ einen Sieg durch Sandro Viletta im Super G von Beaver Creek, die Salomon-Athleten sind bisher aber Stammgäste am Sieger-Podest. In Abfahrt und Super G sammelten die Salomon-Herren sogar mehr Punkte als das Star-Team von Head.

Hannes Reichelt

Im ÖSV-Team gibt es plötzlich einen starken Abfahrer mehr. Hannes Reichelt sorgte mit Rang 3 in Lake Louise für die positive Überraschung in Rot-weiß-rot. In Beaver Creek bestätigte der 31-Jährige, dass mit ihm heuer in drei Disziplinen zu rechnen ist. Der ganz große Wurf in Form eines Sieges scheint nur eine Frage der Zeit.

VERLIERER

Maria Höfl-Riesch

2010/11 war die Deutsche die "Grande Dame" der Übersee-Rennen, reiste nach zwei Siegen in Lake Louise als Führende im Gesamtweltcup zurück nach Europa. Der starke Saisonstart mündete schließlich in der großen Kristallkugel. In diesem Jahr ein ganz anderes Bild. Die 27-Jährige kämpft um ihre Top-Form. Die Ausbeute ist mit einem Podestplatz (Rang 3) mager wie sie selbst, nachdem sie sieben Kilo abgenommen hat. Der Rückstand auf Doch-wieder-Freundin Lindsey Vonn ist mit 331 Punkten bereits deutlich.

Benjamin Raich

Es hätte alles so schön sein können. Nach einer guten Vorstellung im Super-G war Benjamin Raich im ersten Riesentorlauf von Beaver Creek am Weg zu seinem ersten Podestplatz - möglicherweise sogar in Form eines Siegs - nach dem Kreuzbandriss. Doch wenige Tore vor dem Ziel rutschte der Pitztaler aus. Im zweiten RTL und im Slalom kam er dann nicht annährend so gut zurecht. Besonders bitter: Durch die Verletzung ist Raich sowohl im Riesentorlauf, als auch im Slalom aus der ersten Startgruppe gerutscht.

FIS

Management by Chaos. Okay, die Situation rund um die Rennen in Val d’Isere war nicht einfach. Aber wie es letztlich zur Absage und der Verlegung der Rennen nach Beaver Creek kam, verdient ein Nicht Genügend. Der WM-Ort von 2015 galt immer als Ersatzort, allerdings war die Begeisterung enden wollend. Einen Tag vor der Schneekontrolle in Val d’Isere hieß es: „Wir fahren definitiv keine weiteren Rennen in den USA.“ Aus dem „definitiv nein“ wurden 24 Stunden später drei Rennen. Leidtragende dieses Chaos‘ waren die Japaner, die einmal sinnlos Europa und retour flogen.

Nicole Hosp

Die Tirolerin steckt weiter in einem hartnäckigen Formtief. In ihren einstigen Parade-Disziplinen Riesentorlauf und Slalom steht nach zwei Ausfällen die Null, als bestes Saison-Ergebnis muss ein 16. Rang im Super-G von Beaver Creek herhalten. Die Verunsicherung ist Hosp in jeder Phase anzumerken.

Philipp Bachtik