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"Ich erlebe gerade den schlimmsten Albtraum"

Die deutsche Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle ist bei den Winterspielen in Sotschi positiv auf das Stimulanzmittel Methylhexanamin getestet worden.

Das bestätigte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Freitag in einer Mitteilung. Sowohl die A- wie auch die B-Probe seien positiv ausgefallen. Methylhexanamin ist u.a. in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten (siehe Textende).

"Große Enttäuschung"

Die 33-Jährige sei aus dem deutschen Olympia-Team ausgeschlossen worden und bereits aus Sotschi abgereist.

"Jeder Dopingfall ist zuerst einmal eine große Enttäuschung. Er ist aber auch ein Beleg dafür, dass das Kontrollsystem funktioniert", sagte deutsche Chef de Mission Michael Vesper.

"Erlebe schlimmsten Albtraum"

Sachenbacher-Stehle hat in einer vom ihrem Management verbreiteten Erklärung Stellung zu ihrem positiven Doping-Test bei den Winterspielen von Sotschi genommen. Hier das Statement im Wortlaut:

"Ich erlebe gerade den schlimmsten Albtraum, den man sich vorstellen kann, denn ich kann mir überhaupt nicht erklären, wie es zu der positiven Probe gekommen ist. Selbst entsprechende Nahrungsergänzungsmittel hatte ich im Labor vorher überprüfen bzw. mir die Unbedenklichkeit von den Herstellern bestätigen lassen, um immer auf der sicheren Seite zu sein. Ich kann im Moment allen Beteiligten nur ausdrücklich versichern, dass ich zu keinem Zeitpunkt bewusst verbotene Substanzen zu mir genommen habe und alles daran setzen werde, diese Sache lückenlos aufzuklären."

Nicht das erste Mal auffällig

Die ehemalige Langläuferin war 2006 am Tag vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin wegen erhöhter Blutwerte mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt worden und hatte deshalb das Auftaktrennen verpasst.

Diese Tage bezeichnete Sachenbacher-Stehle in einem früheren Interview mit LAOLA1 als negatives Highlight ihrer Karriere.

Auf die Frage, was sie denkt, wenn ihr bekannte Sportler des Dopings überführt würden, hatte sie geantwortet:

"Mit Gewissen nicht vereinbar"

"Man ist enttäuscht. Für mich ist es unverständlich, warum man das machen muss. Ich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbar, dass ich fremde Mittel nehme, um mir einen Vorteil gegenüber den anderen zu verschaffen. Ich betreibe den Sport, weil er mir Spaß macht. Super gut zu sein, ist nicht das Wichtigste. Ich muss mich wohl fühlen und Spaß haben und nicht um jeden Preis, z.B. indem ich meine Gesundheit gefährde, Erfolge erreichen. Es ist für mich schwer nachzuvollziehen und es enttäuscht mich dann auch, wenn wieder welche überführt werden. Auf der anderen Seite bin ich froh, wenn wieder welche erwischt werden, weil das zeigt, dass der Anti-Doping-Kampf funktioniert."

Als Langläuferin holte Sachenbacher-Stehle insgesamt fünf Olympia-Medaillen (zwei Gold, drei Silber). Vor zwei Jahren wechselte sie zum Biathlon.

Was ist Methylhexanamin?

Methylhexanamin ist ein Stimulanzmittel, das in den vergangenen Jahren als Substanz vielen Nahrungsergänzungsmitteln illegal zugesetzt wird.

Die Präparate werden unter anderem als "Fettburner" und als Produkte zur "Verbesserung der Sauerstoffkapazität bei harten Belastungen" intensiv beworben, heißt es im Online-Lexikon des Instituts für Biochemie in Köln.

Methylhexanamin ist ausschließlich im Wettkampf verboten, auch weil diese Substanz ernstzunehmende Nebenwirkungen haben kann.

Neben gesundheitsgefährdenden Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System wie Blutdruckanstieg, der zu Kurzatmigkeit, Brustenge und möglicherweise Herzinfarkt und Hirnblutung führen kann, traten in einem Fall nach der Einnahme eines Methylhexanamin-haltigen Nahrungsergänzungsmittels eine akute Hepatitis sowie weitere Leberschädigungen auf.