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"Super-Mario" hat genug vom Spitzensport

Seit 21 Jahren ist Mario Stecher nicht mehr aus dem Weltcup der Nordischen Kombinierer wegzudenken.

Am 4. Dezember 1993 feierte der Steirer sein Debüt, nur wenige Wochen später sorgte er als 16-Jähriger für eine Sensation und gewann als bis dato jüngster Kombinierer aller Zeiten am legendären Holmenkollen.

Es war der erste von einem Dutzend an Weltcups, die er für sich entscheiden konnte. Stecher prägte seinen Sport, ließ sich nie den Mund verbieten und sorgte immer wieder für Aufsehen.

Karriereende kündigt sich an

Nun neigt sich seine Karriere dem Ende zu. Stecher wurde zwar nicht für die Nordische Ski-WM in Falun nominiert, bekommt aber dennoch seinen großen Auftritt.

Der Routinier weilt in Schweden und will sich am Freitag im Rahmen einer offiziellen ÖSV-Pressekonferenz über seine Zukunft äußern. Alles andere als die Bekanntgabe seines Rücktritts wäre eine faustdicke Überraschung.

Mit Stecher würde dem (Kombi)-Sport eine große Persönlichkeit verloren gehen. Bernhard Gruber bezeichnete ihn kürzlich als "schillernde Figur".

Ein Typ, der den Mund aufmachte

Unvergessen Stechers Rundumschlag bei der WM in Val di Fiemme vor zwei Jahren, als er nach dem Gewinn der Silbermedaille seinen damaligen Ausrüster Fischer heftig kritisierte.

Zuletzt sorgte er für Aufsehen, als er zu Saisonbeginn eine ÖSV-interne Qualifikation bestreiten musste und anschließend bei LAOLA1 seinem Ärger Luft machte.

Der mittlerweile 37-Jährige, der mit Carina Raich verheiratet ist und zwei Kinder hat, zählt zur aussterbenden Gattung jener Typen, die es wagten, den Mund aufzumachen, wenn ihnen etwas nicht passte.

Das kam nicht überall gut an, doch Stecher blieb sich selbst treu und genoss wohl auch deshalb großen Respekt unter den Sportlern, vor allem aber auch unter den Fans.

Zahlreiche sportliche Erfolge

Zu seiner Popularität beitragen haben freilich auch seine großen Erfolge. Zehn Medaillen sammelte er bei Großereignissen, davon acht mit dem Team.

Unter anderem durfte er bei seiner Heim-WM in der Ramsau 1999 über Sprint-Silber jubeln, weitere Highlights waren zwei Team-Olympiasiege (Turin 2006 und Vancouver 2010) sowie Doppel-WM-Gold in Oslo 2011.

Sein letzter Weltcupsieg datiert aus dem Dezember 2010, als er in der Ramsau einen Doppelschlag landete und beide Bewerbe für sich entscheiden konnte.

Letztes Highlight, viele Verletzungen

Das letzte große sportliche Highlight Stechers waren die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi. Einerseits, weil ihm die Ehre zuteil wurde, bei seinen sechsten Spielen erstmals als Fahnenträger aufzutreten.

Andererseits, weil er gemeinsam mit Lukas Klapfer, Bernhard Gruber und Christoph Bieler im Teambewerb die Bronzemedaille gewann.

Gekennzeichnet war die Karriere des in Tirol lebenden Publikumslieblings aber auch von zahlreichen Verletzungen. Immer wieder musste er sich (Knie-)Operationen unterziehen, Zwangspausen hatten fast schon traurige Tradition.

Dem Sport erhalten bleiben

Zehn Mal lag er auf dem OP-Tisch und kämpfte sich immer wieder an die Spitze heran. Diesmal wollte der Körper allerdings nicht mehr so, wie Stecher wollte.

Welche Zukunftspläne Stecher verfolgt, ist derzeit noch nicht klar. Er kündigte allerdings schon mehrfach an, dem Sport erhalten bleiben zu wollen und eventuell eine Aufgabe im Nachwuchsbereich anzutreten.

Dem Sport würde es gut tun, einen Typen wie Stecher nicht ziehen zu lassen. Auch wenn "Super-Mario" dem aktiven Sport den Rücken kehrt, aus der Kombination wegzudenken ist er nicht.


Aus Falun berichtet Christoph Nister