news

Weber und Viveiros haben die Gegner genau studiert

Weber und Viveiros haben die Gegner genau studiert

Für die österreichische Eishockey Nationalmannschaft kommt es bei der WM in Schweden und Finnland zu einem Novum.

Wurde die A-Weltmeisterschaft bis 2011 in vier Vierergruppen mit anschließendem Viertelfinale und Abstiegsrunde ausgetragen, so gibt es seit 2012 im Grunddurchgang  nur mehr zwei Gruppen zu je acht Teams. Die ersten vier kommen weiter, der Letzte steigt ab.

Gegner sind bekannt

Zum ersten Mal kennen die Trainer und Spieler somit schon vor Turnierbeginn alle Gegner, die es im Kampf gegen den Abstieg zu bezwingen gilt.

Das macht den Klassenerhalt zwar nicht einfacher, die Vorbereitung darauf jedoch umso mehr.

ÖEHV-Teamchef Manny Viveiros und Co-Trainer Christian Weber analysieren für LAOLA1 alle sieben Kontrahenten.

USA

Weber: „Wir sind selber ein bisschen gespannt, was uns erwartet. Die Amerikaner haben vor zwei Jahren eine Mannschaft gestellt, mit der sie fast abgestiegen sind. Im letzten Jahr haben sie auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele eine ganz junge Mannschaft aufgeboten um zu testen und sie haben sehr überrascht. Ein Vorteil für uns könnte sein, dass es das erste Spiel ist. Die Amerikaner werden vermutlich nicht in Vollbesetzung kommen, da sie für Spieler, die aus den NHL-Playoffs ausscheiden, Plätze offen lassen werden. Wenn wir einen guten Tag erwischen, können wir eine große Überraschung schaffen.“

Viveiros: „Für uns ist es ein Vorteil, dass sie so kurz zusammen und daher nicht eingespielt sind, aber das sind trotzdem Top-Spieler. Dennoch denken wir, dass wir eine gute Chance haben, gegen diese Mannschaft zu gewinnen.“

Frankreich

Weber: „Frankreich ist eine Mannschaft, die schon sehr lange so zusammen ist. Ich hab sie selbst die letzten vier Jahre bei der A-WM beobachtet. Sie sind sehr eingespielt und verfügen über Spieler mit großer Erfahrung. Einige ihrer Cracks spielen in starken Ligen, in Finnland, in Schweden in der Schweiz oder in Deutschland. Sie sind ein gefährliches Team, das bis jetzt immer die Spiele, die es gewinnen musste, auch gewonnen hat. Ich bin mir sicher, dass wir die Franzosen schlagen können, wenn wir in Vollbesetzung sind und gut in das Turnier starten.“

Viveiros: „Es gibt einen Grund, warum Frankreich die letzten acht Jahre ununterbrochen in der A-Gruppe gespielt hat. Sie haben eine gute Mannschaft und mit Cristobal Huet einen Top-Torhüter. Ich habe Frankreich in den letzten fünf Saisonen viel beobachtet. Das ist ein wirklich gutes Team. Wir kennen ihren Spielstil und wissen, wie gut sie sind. Wir konzentrieren uns aber zunächst auf die USA, dann kommt erst Frankreich.“

Lettland

Weber: „Lettland ist eisläuferisch unglaublich stark. Das Team ist von der russischen Schule geprägt und technisch gut. Die Letten sind allerdings nicht dafür bekannt, dass sie viele Tore schießen. Vor allem wenn sie einmal in Rückstand sind, haben sie große Probleme wieder ins Spiel zu kommen.“

Viveiros: „Wir haben gegen Lettland vor zwei Jahren in der Slowakei gespielt, wir kennen die Mannschaft. Sie haben viele Spieler aus der KHL, sind also sehr stark. Sie sind vor allem technisch und eisläuferisch überragend, sie spielen den russischen Stil. Wir haben für jeden Gegner einen speziellen Gameplan, so auch für Lettland. Das ist ein Team, das wir schlagen können.“

Deutschland

Weber: „Die Deutschen wollen in diesem Spiel sicher Revanche nehmen, aber wir haben bewiesen, dass wir gegen diese Mannschaft bestehen können. Es wird ein großer Kampf, ein Derby. Sie sind sicher auf dem Papier stärker als in Bietigheim-Bissingen, denn sie haben Spieler aus der NHL dazubekommen. Aber auch wir sind stärker. Es wird auf die Tagesform ankommen.“

Viveiros: „Ich erwarte mir, dass es wie schon in der Olympia-Qualifikation ein heißes, ein emotional aufgeladenes Spiel wird. Aber wir freuen uns darauf. Jedes Spiel gegen Deutschland, egal ob WM, Olympia-Quali oder Freundschaftsspiel ist immer etwas Besonderes. Wir haben natürlich großen Respekt, aber keine Angst. Es wird ein wichtiger Moment im Turnier.“

Slowakei

Weber: „Die Slowakei ist eine Wundertüte. Sie haben vor zwei Jahren die Weltmeisterschaft im eigenen Land ausgetragen, hatten alle Superstars an Bord und haben überhaupt nichts erreicht. Jetzt haben sie einen Neuanfang gestartet und haben mit einer jungen Truppe im Vorjahr überraschend attraktiv gespielt. Sicher ist, dass diese Mannschaft sich im Umbau befindet, da ist für uns einiges drin.“

Finnland

Weber: „Finnland hat zu Hause natürlich einen großen Druck. Letztes Jahr hat man von den Finnen eigentlich den WM-Titel erwartet. Sie haben keine NHL-Spieler geholt, nur auf Spieler zurückgegriffen, die in europäischen Ligen spielen. Das ging daneben. Ich weiß nicht, wie es dieses Jahr sein wird, aber Finnland ist natürlich eine Top-Nation. Ihnen zuzuschauen ist unglaublich schön, es wird sehr schwer, aber jedes Spiel beginnt bei 0:0.“

Russland

Weber: „Bei Russland ist es eigentlich egal, wer im Aufgebot steht. Sie sind eine super Mannschaft. Es könnte für uns vielleicht ein Vorteil sein, dass wir sie am Schluss haben. Wenn sie schon fix qualifiziert sind und uns vielleicht unterschätzen könnte uns das etwas entgegenkommen. Aber von so einem Team kann man nur lernen. Wir werden in dieses Spiel ohne großen Druck gehen. Aber ich erinnere mich an die WM 2005 in Wien, als man Russland bis zur 50 Minute die Stirn geboten hatte. Am Ende hieß es dann 2:4, aber Österreich war sehr nah an einer Sensation. Ein Spiel geht 60 Minuten oder sogar etwas länger, wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen, und wer weiß, vielleicht schaffen wir ja die Überraschung.“

Viveiros: „Diese drei Mannschaften sind alle Top. Sie haben fast nur NHL-Cracks. Die besten Spieler der Welt kommen aus diesen Ländern. Aber natürlich haben wir auch hierfür eine Gameplan. Man muss diese Partien etwas anders angehen, man muss gescheit spielen. Wir müssen zusammen kompakt verteidigen und kollektiv hart arbeiten. Wenn uns das gelingt, warum sollte dann nicht auch gegen so ein Gegner eine Überraschung möglich sein?“

 

Fabian Santner