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Historischer Erfolg führt nicht zum Höhenflug

Historischer Erfolg führt nicht zum Höhenflug

 

Abgekämpft standen die österreichischen Nationalspieler in der Mixed-Zone der Hartwell Arena in Helsinki den anwesenden Journalisten Rede und Antwort.

Ein Blick in die Gesichter der Protagonisten verriet nicht, dass diese Herren gerade den Vizeweltmeister mit 2:1 nach Penaltyschießen niedergerungen hatten.

„Momentan bin ich stehend k.o.“, gibt Daniel Welser offen zu. Die rot-weiß-roten Cracks stützten sich auf ihre Stöcke, ein Lächeln kam trotz des historischen Sieges, es war erst das zweite Mal, dass Österreich gegen die Slowakei gewonnen hat, nur selten aus.

Nicht zu sehr hochjubeln

Doch die Müdigkeit nach einer kämpferisch starken Leistung war nicht der einzige Grund, warum die Mannschaft nach dem Spiel keine Luftsprünge machte.

„Bei so einem Turnier gibt es Höhen und Tiefen. Bei einem Tief solltest du nicht zu tief fallen, aber bei den Höhen auch nicht zu hoch hinaus“, erklärte Torschütze Gerhard Unterluggauer seine gefasste Haltung und die seiner Kollegen.

Der Routinier war mit seinem Tor in der 34. Minute maßgeblich daran beteiligt, dass die ÖEHV-Truppe zwei Punkte einfahren konnte. Neben dem Verteidiger präsentierte sich, wie schon gegen Lettland, Goalie Bernhard Starkbaum in beeindruckender Form.

Der Schweden-Legionär wehrte unfassbare 42 Schüsse auf sein Tor ab, lediglich einer fand den Weg an ihm vorbei.

„Je mehr Schüsse man hat, umso besser kommt man ins Spiel. Aber die Verteidiger haben wirklich gute Arbeit geleistet. Sie haben zwar Schüsse durchgelassen, aber die Rebounds immer sofort weggeschlagen. Sie haben die Spieler, die versucht haben, mir die Sicht zu verstellen, sofort weggeschoben“, lobte Teamspieler Starkbaum wie immer seine Vorderleute.

Kampf als Trumpf beim ÖEHV-Team

Kein Grund für Jubelarien

Thomas Pöck warnte auch vor zu überschwänglichen Emotionen, nur weil man eine Eishockey-Großmacht in die Knie gezwungen und bei einer A-WM bereits zwei Siege eingefahren habe.

„Es braucht niemand sagen, nur weil wir hier zweimal gewinnen oder vielleicht noch zwei Siege holen, es passt alles im Nachwuchs und wir müssen nichts tun. Das hat damit nichts zu tun“, sprach der Klagenfurter die Situation der letzten Jahre an. Das von Alpo Suhonen vorgestellte Projekt Austrian Hockey 2017" (Hier geht’s zur Story) ist für den ehemaligen NHL-Spieler auf jeden Fall der richtige Weg, auch wenn es nur ein erster Schritt ist.

„Wenn solche Siege Alltag werden sollen, müssen wir beim Nachwuchs ansetzen und es muss alles besser werden. Wenn sie das neue Konzept durchziehen, super. Jetzt einmal vier Jahre und dann noch einmal zwölf Jahre drauf und wir sind so dabei, dass wir jedes Mal gegen solche Teams gewinnen können.“

Nicht nur in der Struktur des Verbandes haben sich Dinge verändert, auch diese WM offenbart neue Seiten der Nationalmannschaft. So zeigt das Team, dass es durchaus im Stande ist, bei einer A-WM zwei Siege einzufahren und es bricht niemand in Jubelstimmung aus, nur weil man gerade eben mal den Vizeweltmeister niedergerungen hat.

Vielleicht spielt dabei die eingangs erwähnte Müdigkeit eine kleine Rolle, größtenteils zeugt es aber von gesundem Realismus, denn noch ist der Abstieg nicht abgewendet. Die Mannschaft bleibt am Boden, mit „gut gespielt, aber nichts erreicht“ gibt sich beim ÖEHV-Team niemand zufrieden. Im österreichischen Sport wohl eher eine Seltenheit.

Wer reagiert zuerst?

Im Penaltyschießen hatte er jedoch keine Spieler vor sich, die ihn unterstützen konnten. Alle drei slowakischen Schützen scheiterten, unter ihnen auch der legendäre Miroslav Satan. Das Geheimnis des österreichischen Schlussmannes war simpel.

„Die Spieler auf diesem Niveau sind auf einem so hohen Skill-Level. Man darf nicht die erste Bewegung machen, sondern muss auf den Schützen warten und darauf reagieren. Das ist mir gut gelungen.“

Thomas Vanek, einziger Torschütze im Shootout, hatte eben dieses Rezept, welches zum Erfolg führte. „Ich will, dass der Goalie die erste Bewegung macht und das hat er getan“, erklärte wiederum der Stürmer.

In den Gegner verbeißen

Einen Sieg gegen den Vizeweltmeister hätte der Mannschaft im Vorfeld der WM wahrscheinlich keiner zugetraut. Assistant-Captain Welser ist es eine Genugtuung, es den Kritikern bewiesen zu haben.

„Es ist wichtig, dass die Leute sehen, dass wir nie aufgeben, egal wie der Gegner heißt. Viele haben uns nach dem zweiten Spiel schon keine Chance mehr gegeben und wir haben gezeigt, dass wir uns in jeden Gegner verbeißen können.“

Der Sieg, so schön er direkt nach dem Spiel war, ist jedoch noch nicht das Ticket zum Klassenerhalt. Mit fünf Punkten abzusteigen wäre zwar bitter, ist aber noch durchaus im Bereich des möglichen.

„Es zeigt wie eng es ist. Jede Nation wird besser, die Systeme werden für große Mannschaften schwerer zu spielen und das Eishockey wird einfach besser“, so Vanek, der zum einen mit den Ergebnissen aus den vorangegangen Spielen hadert, zum anderen auch weiß, dass es anders sein könnte.

„Man würde denken, fünf Punkte nach fünf Spielen wären okay, aber im Nachhinein hätten es auch sieben, acht oder neun Punkte sein können. Andersrum hätten es natürlich auch null sein können und wir müssen glücklich sein, was wir haben“, so der NHL-Profi.