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ÖEHV stellt neues Konzept vor

ÖEHV stellt neues Konzept vor

 

Der österreichische Eishockey Verband hat die seit längerem angedeutete Struktur-Reform durchgeführt.

„Ich gehöre seit 1976 dem Verband an und in der Struktur hat sich bis heute nichts verändert. Daher war es notwendig, eine Veränderung herbeizuführen, um einen Verband zu haben, der im 21. Jahrhundert dementsprechend geführt werden kann“, erklärt Präsident Dieter Kalt.

Die Verbands-Spitze besteht nun aus einem Präsidium, einem Sportdirektor sowie einem Geschäftsführer, der für die kaufmännischen Belange zuständig ist. Der Aufsichtsrat ist faktisch ident mit dem Präsidium, welcher einmal im Jahr tagt und unter anderem das Budget beschließt bzw. auch überprüft, ob Bestimmungen und Beschlüsse eingehalten werden.

„In den operativen Teil versuchen wir so wenig wie möglich Einfluss zu nehmen, sonst hätte eine solche Strukturveränderung gar nicht stattfinden brauchen“, zieht sich Kalt künftig ein wenig zurück.

Suhonen hat ein Konzept erarbeitet

Sportdirektor Alpo Suhonen hat die letzten elf Monate damit verbracht, sich ein Bild über das Eishockey-Geschehen in Österreich zu machen. Der Finne besuchte Vereine, regionale Verbände, Nachwuchsmannschaften und sichtete etliche Spiele, angefangen bei den Minis bis hoch zu die Senioren.

Aufgrund des Gesehenen erstellte der Sportdirektor ein Konzept namens „Austrian Hockey 2017“ für die nächsten vier Jahre, welches nun zur Anwendung kommt und auch in allen Gremien, nicht nur im Präsidium des Eishockey-Verbandes, sondern auch vom Austrian Hockey Bord und der Erste Bank Eishockey Liga abgesegnet wurde.

„Die finanzielle Basis des Projektes ist vorhanden und für die nächsten zwei Jahre bereits vollkommen ausfinanziert. Das Ganze wird pro Jahr circa 560.000 Euro zusätzlich kosten. Das Budget wurde vom Austrian Hockey Bord aufgestellt“, erklärt Geschäftsführer Christian Hartl.

Am Rande der Eishockey-WM stellte der ÖEHV das neue Konzept vor, welches sich in erster Linie auf die Ausbildung junger Talente und Trainer konzentriert.

Alpo Suhonen erklärte seinen Vier-Jahres-Plan und sprach über...

...das Problem der Nationalmannschaft bei der WM.

Es gibt in dieser Mannschaft sehr technisch talentierte Spieler, aber sie sind im physischen Bereich nicht bereit, dies über 60 Minuten abzurufen. Ein Turnier ist etwas anderes als der Ligabetrieb. Hier haben wir sieben Spiele in zehn Tagen. Die Erholungsphasen sind kürzer, die Atmosphäre ist eine andere, das Spielsystem unterschiedlich zu den Vereinen. Die physische Bereitschaft, die vorhandene Technik der Spieler in einem Turnier durchgehend zu zeigen, braucht langjähriges körperliches Training und Off-Ice-Arbeit und das ist bei uns ein großes Manko. Da kann einer technisch noch so beschlagen sein, wenn er die Power in den Armen und Beinen nicht hat, dann bringt ihm all seine Technik nichts.

Suhonen installiert neue Trainer für den Nachwuchs

...die Entwicklung junger Spieler.

Wenn die Nachwuchshoffnungen aus der Pubertät sind, dann haben sie bis 20, maximal 22 Zeit, ihr Talent umzusetzen. In dieser Zeit brauchen sie Coaches, Eiszeit, Geld und Spezialisten auf und neben dem Eis, damit der Entwicklungs-Prozess täglich voranschreitet. Man kann im Leben eines jungen Spielers nicht zurückspulen. Er muss täglich besser gemacht werden. Mit 18 Jahren müssen sie technisch und physisch bereit sein, dann kommt die Vertiefung ihrer individuellen Fähigkeiten bis 22 und danach die Charakterbildung, damit sie sich auch menschlich zu Persönlichkeiten entwickeln.

...den Vergleich der Spieler-Ausbildung in Österreich und Finnland.

Nehmen wir einen Spieler her, der von der U15 bis zur U20 alle Spiele für die Nachwuchs-Nationalteams bestreitet. Dieser ist in einem skandinavischen Land 240 Tage bei der Nationalmannschaft und spielt zwischen 80 und 100 internationale Spiele. In Österreich sind das 80 Tage beim Team und 30 Matches. Von der U12 bis zur U18 haben die Skandinavier bis zu 600 qualitativ hochwertige Trainingsstunden jährlich, während die österreichischen Talente dagegen nur auf rund 230 Stunden kommen. Von der Qualität dieser Einheiten und möglichem Off-Ice-Training ganz zu schweigen.

...die Ausländer-Problematik in der EBEL.

Wie viele Ausländer in Österreich spielen, interessiert mich nicht. Das hat mit unserem Programm nichts zu tun. Wir leben in einer globalen Welt, wir können aufgrund der EU Spielern nicht verbieten, in Österreich zu spielen. Umso mehr müssen wir in unsere Jugend investieren, denn wenn wir den jungen Spielern und Coaches eine Chance geben wollen, dann müssen wir mit ihnen arbeiten und sie bestmöglich ausbilden. Wenn sie die Ausbildung haben, die wir vorsehen, sind sie gut genug und werden auf Dauer die Ausländer verdrängen.

...die sportliche Zielsetzung in der Jugend.

Wenn die U20 und U18-Auswahlmannschaften in der A-Gruppe vertreten sind, dann haben wir eine realistische Chance, eine der besten zwölf Mannschaften der Welt zu sein. Solange wir das nicht schaffen, wird es immer schwierig bleiben. Wir brauchen eine konstante Entwicklung von jungen Spielern und der Aufstieg mit der U18 in die B-Gruppe muss das erste Ziel sein.

...die Idee für das Konzept.

Wir haben ein klare Vision, was wir erreichen wollen. Diese Vision basiert auf verschiedenen Modellen und Erfahrungen aus Europa, vorzugsweise aus Skandinavien und der Schweiz. Diese Vorbilder haben wir analysiert und auf österreichische Bedürfnisse, Ressourcen und finanzielle Mittel angepasst. Nicht alles, was in Finnland möglich ist, ist auch in Österreich umsetzbar.

...die Kernthemen „Austrian Hockey 2017“.

Dies ist natürlich die Jugendarbeit, Personalien, Turniere, Trainingslager, Coaching-Ausbildung und Klub-Mentoring. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Ausbildung junger österreichischer Spieler und heimischer Trainer.

...das Potential der Nachwuchs-Talente.

Es gibt sogar ziemlich viele talentierte Spieler in Österreich. In der U11, U12, U13 wimmelt es von guten Kindern, aber die Trainer sind nicht da. Da werden wir ansetzen. Die Trainer sind die Entwickler der Spieler. Wir installieren einen vollamtlichen Development-Coach. Er wird für das Entwicklungs-Programm der Trainer und das Mentoring-Programm bei den Vereinen verantwortlich sein.

...das Anforderungsprofil der Nachwuchstrainer.

Das sollen Österreicher sein, die die Mentalität ebenso gut kennen wie den Sport selbst. Kontinuität, mit jungen Spielern ganzheitlich zu arbeiten, ist wichtig. Trainer zu sein, heißt auch Sozialarbeit und den Kindern nicht nur technische Dinge mit auf den Weg zu geben. Da geht es um Charakterbildung, Mental-Coaching und er muss junge Spieler verstehen. Es darf nicht sein, dass ein Ausbildner nach einer Saison wieder weg ist und die Kinder sich wieder an eine neue Bezugsperson gewöhnen müssen. In Finnland haben wir das genauso gemacht. Wir haben uns das Know-How geholt und dann versucht, dies für uns umzusetzen. Diesen Weg muss man für sich finden.

...das Problem, junge österreichische Trainer zu finden.

Wir müssen den Status des Nachwuchstrainers aufwerten und den ehemaligen Spielern eine Perspektive bieten, damit sie diesen Weg einschlagen. Es wird in den U-Mannschaften einen hauptverantwortlichen Coach pro Team geben und daneben wollen wir einige junge Trainer als Co-Trainer installieren und sie nach internationalen Standards ausbilden.

...die Zusammenarbeit mit den Klubs und das Klub-Mentoring.

Wir werden beginnen, mit den Nachwuchstrainern der Klubs zu arbeiten, mit ihnen sprechen, aufs Eis gehen, vielleicht auch Seminare halten. Das war gar nicht so leicht durchzusetzen und ziemlich mühsam, denn in Österreich will jeder sein eigenes Süppchen kochen und seine eigene Philosophie machen.