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Die Tops und Flops der WM

Die Tops und Flops der WM

Die Weltmeisterschaft in Prag ist für Österreich am Dienstag zu Ende gegangen und das ÖEHV-Team muss trotz des fulminanten Auftaktsieges gegen die Schweiz, einem Erfolg gegen den Erzrivalen Deutschland und insgesamt ansprechender Leistungen den Gang in die B-Gruppe antreten.

Am Ende waren fünf Punkte aus sieben Spielen wie schon 2013 zu wenig, um in der Weltelite vertreten zu bleiben. Zu viele Fehler wurden gemacht, zu wenige Tore wurden erzielt, und in den Schlüsselspielen wollte die Scheibe einfach nicht für Österreich springen.

Dennoch waren die Auftritte der jungen Mannschaft von Headcoach Daniel Ratushny aller Ehren wert. Die Entwicklung geht eindeutig in die richtige Richtung, umso bitterer ist es allerdings, dass diese nun jäh unterbrochen wird, da man sich mindestens ein Jahr lang nicht auf Top-Niveau messen kann.

LAOLA1 streicht exemplarisch positive und auch negative Aspekte der Weltmeisterschaft hervor:

Sieg gegen Schweiz

Der Start in diese WM hätte nicht besser glücken können. Ein Sieg gegen die favorisierten Schweizer hätte der jungen ÖEHV-Truppe wohl kaum jemand zugetraut. Vor allem die Art und Weise, wie Österreich gegen die Eidgenossen auftrat, war beeindruckend und auch die Schweizer schienen zu Beginn etwas überrumpelt vom offensiven und erfrischenden Stil der Ratushny-Truppe zu sein. Dass man nach dem ersten WM-Wochenende mit zwei Punkten dasteht, hätte wohl niemand vorausgesagt.

Chancenverwertung

Das größte Manko bei dieser Weltmeisterschaft war sicherlich die Torausbeute. Lediglich zehn Treffer durften die ÖEHV-Cracks bejubeln, zu wenig, wenn man oben bleiben will. Dabei fehlte es aber nicht an Möglichkeiten, allein gegen Lettland zählte Teamchef Ratushny 17 Torchancen, einige davon so genannte „Sitzer“. Die Trefferquote von mageren 6,45 Prozent Prozent spricht Bände, nur Slowenien und die Schweiz haben in dieser Statistik eine schlechtere Bilanz vorzuweisen.

Penalty-Killing

Mit einem Mann weniger auf dem Eis war Österreich eine der besten Mannschaften des Turniers. In 24 Unterzahl-Situationen kassierte man lediglich einen einzigen Treffer, was eine Penalty-Killing-Quote von 95,83 Prozent bedeutet. Nur Finnland (100 Prozent) war im Grunddurchgang besser. Vor allem Mario Fischer und Niki Petrik überzeugten mit unermüdlichem Einsatz und zahlreichen geblockten Schüssen, auch wenn Letzterer das Kompliment nicht annehmen will. „Das Lob gebührt ganz Bernhard Starkbaum, was der herausholt, ist ein Wahnsinn!“

Umschaltspiel

Die „Transition“, das Umschalten von Angriff auf Abwehr und umgekehrt, wurde von Ratushny nach beinahe jedem Spiel kritisiert. Und das völlig zurecht. Konnte das ÖEHV-Team die Geschwindigkeit an und für sich mitgehen, dauerte das Umschalten viel zu lange. Die Folge waren zahlreiche Konter, die zu dem einen oder anderen Gegentor führten. Zudem konnte man die gefährlichen Gegenangriffe der Österreicher an einer Hand abzählen.

Stimmung

Selten war die Stimmung innerhalb einer österreichischen Mannschaft so gut, wie bei diesem Turnier. Selbst nach den unglücklichen Niederlagen gegen Frankreich und Lettland wollte kein Lagerkoller aufkommen, gegenseitige Schuldzuweisungen blieben aus. „Wir haben keine A....löcher im Team“, drückte es Manuel Latusa sehr bildlich aus. „Ich weiß gar nicht, wann ich mich in der Nationalmannschaft zuletzt so wohl gefühlt habe“, setzte Michael Raffl sogar noch einen drauf.

Spielaufbau

Das kontrollierte Herausspielen aus der eigenen Zone ist eine weitere große Baustelle. Ein ums andere Mal wurde die Scheibe leichtfertig verschenkt. Ob es an mangelnder Pass-Sicherheit der Verteidiger oder zu wenig Unterstützung durch die Stürmer lag, sei dahingestellt. Klar ist nur, dass sich Österreich durch die hohe Anzahl an Fehlpässen das Leben selbst schwer machte. 

Kampfgeist

Man kann der Mannschaft das eine oder andere vorwerfen, aufgegeben hat sie sich aber nie. Selbst als man gegen die großen Nationen aussichtslos zurücklag, wurde weiter jeder Check zu Ende gefahren und Pressing betrieben, um die zu erwartende Niederlage im Rahmen zu halten. Gegen die Nationen auf Augenhöhe kämpften die ÖEHV-Cracks ohnehin um jede Scheibe, als ginge es um ihr Leben.

Lettland-Niederlage

Konnte man sich gegen Frankreich noch auf die starke defensive Leistung und den schier unüberwindbaren Cristobal Huet hinausreden, so war die Niederlage gegen Lettland nicht nur äußerst bitter sondern vor allem so unnötig wie ein Kropf. Österreich dominierte den Gegner und spielte sich eine Chance nach der anderen heraus, die Letten kamen kaum aus ihrem Drittel, am Ende stand aber ein 1:2 nach Verlängerung auf der Anzeigetafel. Es war wohl das Spiel, das den Abstieg besiegelte.

Bernhard Starkbaum

Am Torhüter lag es sicher nicht, dass Österreich erneut den bitteren Gang in die B-Gruppe antreten muss. Der 29-jährige Schweden-Legionär war der beste Crack des ÖEHV-Teams. Insgesamt wurden 177 Schüsse auf ihn abgefeuert, 19 musste er passieren lassen, was einer Fangquote von 89,27 Prozent entspricht. Das ist zwar kein berauschender Wert, zieht man die Partien gegen die übermächtigen Schweden, Tschechen und Kanadier ab, sieht die Sache schon anders aus. Gegen die Schweiz und in den wichtigen Spielen gegen Frankreich, Lettland und Deutschland war Starkbaum ein mehr als sicherer Rückhalt. In diesen vier Partien parierte er 92 von 100 Schüssen oder anders ausgedrückt 92 Prozent.

Abstieg

Auch wenn die Mannschaft so manchen Experten durch ihre Leistungen Lügen strafte, steht am Ende der WM leider erneut der Abstieg. Es nützt nun einmal nichts, die bessere Mannschaft zu sein, wenn man das Tor nicht trifft. Dass die ÖEHV-Cracks hilflos mitansehen mussten, wie Frankreich gegen Lettland im Shootout gewann, macht das ganze natürlich nicht einfacher und hinterlässt vielleicht auch einen bitteren Beigeschmack.  Abgestiegen ist man aber, weil man wie schon 2013 die Duelle gegen die beiden direkten Konkurrenten verloren hat und sich auch gegen Deutschland erst im Penaltyschießen durchsetzte. Neben dem sportlichen bringt der Abstieg weitere negative Aspekte mit sich. So verlängert sich der Vertrag mit Coach Daniel Ratushny nicht automatisch, es muss neu verhandelt werden. Daneben erhält der Verband einer B-Nation viel weniger Geld und auf Testspielgegner wie die USA und Kanada wird Österreich im kommenden Jahr ebenfalls verzichten müssen.

 

aus Prag berichtet Fabian Santner