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„Was der rausholt, ist unglaublich“

„Was der rausholt, ist unglaublich“

Bernhard Starkbaum ist, trotz seiner für einen Goalie bloß 1,86 Meter, der große Fels in der Brandung des ÖEHV Teams bei dieser WM.

Dank seiner starken Leistungen kann Team Austria auf zwei Punkte in der Tabelle blicken. Sein statistischer Wert bei gehaltenen Schüssen liegt bei 95,12 Prozent. Damit verfügt Österreichs Schlussmann über die aktuell viertbeste Fangquote dieser A-Weltmeisterschaft.

Doch wartet nun mit Gastgeber Tschechien nach der Schweiz, ein Drittel gegen Schweden und Frankreich ein anderes Kaliber auf den 29-Jährigen. Eine Herausforderung, die „Starki“ mit Handkuss annimmt.

"Tschechien hat eine Top-Truppe. Aber warum sollte nicht auch in dieser Partie etwas möglich sein?“, fragt Starkbaum und fügt hinzu: „Wir wollen defensiv gut stehen und unsere Chancen nützen, dann schauen wir, was rauskommt.“

Der Eindruck täuscht nicht

Schon vor der WM wusste man, dass der Wiener Goalkeeper zu den Keyplayern im Aufgebot von Headcoach Dan Ratushny zählen wird. Eine konstant starke Leistung, die Starkbaum bei seinen bisherigen WM-Auftritten zu bestätigen wusste.

„Rein spielerisch haben wir den Klassenerhalt ja auch schon in der Schweiz 2009 geschafft, wo Deutschland weniger Punkte hatte als wir, aber aufgrund der Ausrichtung der nächsten Weltmeisterschaft nicht absteigen konnte. Vor zwei Jahren waren wir auch auf einem guten Weg, bis die Russen gegen die Franzosen Federn ließen. Das ist Pech, aber wir werden heuer alles geben, um nicht abzusteigen“, gibt sich Starkbaum selbstbewusst.

Für den weiteren Verlauf der WM in der tschechischen Hauptstadt ist der Schlachtplan schon geschmiedet. Ein genauer Blick auf die Konkurrenz ist zwar erlaubt, aber nicht von Relevanz für den „Hexer“ zwischen den Pfosten. „Wir müssen versuchen, uns auf unser eigenes Spiel zu konzentrieren und nicht auf die Gegner blicken. Das nützt uns nicht viel. Wir haben eine junge, hungrige Truppe, einen hervorragenden Coaching-Staff, der sich schon einen klugen Plan zurecht gelegt hat und mit all diesen Komponenten werden wir den Klassenerhalt schaffen.“

Auf eine Fangquote von 92,2 Prozent kam "Starki" heuer bei Brynäs

Das Team ist Trumpf

Dieser Einstellung verdankt der gebürtige Wiener mitunter auch den Sprung in die schwedische Elitserie, die nach der NHL und der russischen KHL wohl zu den besten Ligen der Welt zählt. Seit Sommer 2012 ist er schon in Schweden und liefert Woche für Woche bärenstarke Partien für seinen Klub Brynäs IF ab. In dieser Saison war allerdings schon im Playoff-Viertelfinale Endstation.

In Prag präsentierte sich Starkbaum bislang von seiner allerbesten Seite. Trotzdem werden Einzelleistungen wohl nicht den Ausschlag für den angestrebten Klassenerhalt geben. Die Mannschaft ist das Prunkstück der österreichischen Auswahl, das weiß auch Starkbaum: „Uns fehlen die großen Individualisten, aber unsere Stärke war schon immer das Kollektiv. Wir müssen als eine Mannschaft auftreten, dann traue ich diesem Team die eine oder andere Sensation durchaus zu.“

Und wieder wird die Abwehr hervorgehoben: „Die Defensive wird bei dieser WM in den engen Partien der Schlüssel sein. Das betrifft nicht nur die Verteidiger und mich, sondern alle sechs Spieler, die am Eis stehen. Wenn wir hinten gut agieren und uns nicht permanent reindrängen lassen, können wir auch nach vorne Akzente setzen. Das muss unser Ziel sein.“

„Starki“, der Unterzahl-Killer

Ein Teil, der bei dieser WM bereits hervorragend funktionierte, ist das starke Penalty Killing von Team Austria. In 14 Unterzahlsituationen kassierten die Mannen von Headcoach Ratushny erst einen Gegentreffer (PK-Quote von 92,86 Prozent).

Gar ins Schwärmen gerät Mitspieler und Unterzahl-Crack Niki Petrik: „Das Lob für unser gutes Unterzahlspiel gebührt ganz Bernhard Starkbaum, der ist einfach überragend. Was der rausholt ist unglaublich. Er ist der Hauptgrund, warum unser Penalty Killing so gut funktioniert.“

Starkbaum feierte sein Team-Debüt 2009

Pläne nach der WM

Wie das Turnier in der tschechischen Hauptstadt für Team Austria weiter verläuft, bleibt offen. Ebenso offen ist die sportliche Zukunft Starkbaums. „Ich habe noch ein Jahr Vertrag in Brynäs. Was nach dieser Zeit passiert, steht noch in den Sternen. Aber ich bin für alles offen.“

Ein weiteres Jahr in Schweden ist sogar „mehr als realistisch“ für den Wiener. „Mein Schwedisch wird von Mal zu Mal besser und ich kann mir durchaus vorstellen, noch länger hier zu spielen. Das Niveau in der schwedischen Liga ist sehr hoch und ich sehe Potenzial, mich hier weiterzuentwickeln.“

Eine Stufe nach oben

Heimweh kennt Starkbaum nur aus Erzählungen. Der verheiratete Familienvater wirkt geerdet und scheint sich in Schweden pudelwohl zu fühlen. Seine Heimat verliert er dennoch nicht aus den Augen: „Meine Heimat bedeutet mir schon sehr viel und ich bin stolz für das Team Austria zu spielen. Trotzdem lasse ich mir keine Mannerschnitten nach Schweden schicken. Meine Frau und ich kochen dafür oft österreichische Spezialitäten. Alles in allem gefällt es meiner Familie hier in Schweden sehr gut und wir hätten nichts dagegen, noch weiter hier zu bleiben.“

Die A-WM in Tschechien ist nun der nächste Schritt in seiner Karriere. Einer Steigerung scheint Starkbaum nicht abgeneigt zu sein. „Natürlich will ich solange wie nur möglich im Ausland spielen und vielleicht noch eine Stufe weiter hinaufklettern.“

Ein Gastspiel in Nordamerika wäre wohl das absolute Highlight, stand er doch schon 2013 im Fokus mehrerer NHL-Scouts.


Paul Preisig