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Frankreich mit dem Mut der Verzweiflung

Frankreich mit dem Mut der Verzweiflung

Es wird das Spiel der letzten Chancen für die Grande Nation.

Zwar hat Österreichs heutiger Gegner Frankreich (ab 20:15 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker) bei der A-WM in Prag erst zwei Partien absolviert, nach den Niederlagen gegen Deutschland (1:2) und die Schweiz (1:3) steht die Mannschaft von Headcoach Dave Henderson aber bereits mit dem Rücken zur Wand.

Verlieren verboten

Sollte nämlich auch das Duell mit dem das ÖEHV-Team verloren gehen, müssten die Franzosen in den verbleibenden Partien gegen Lettland, Schweden, Tschechien und Kanada mindestens zwei Siege nach regulärer Spielzeit einfahren.

Angesichts dieser Ausgangslage klingt es schon beinahe nach dem Mut der Verzweiflung, wenn Flügelstürmer Damien Fleury tönt: "Wir werden diese Jungs schlagen. Es wird hart, aber wir schaffen das."

Goalie Cristobal Huet ist da schon etwas vorsichtiger: "Für uns ist es ein Entscheidungsspiel", gibt er unumwunden zu. Der 39-jährige Ex-NHL-Torhüter hat nicht wirklich eine Erklärung dafür, warum es bei Frankreich derzeit nicht so läuft wie vor einem Jahr, als man unter anderem Kanada schlug und bis ins Viertelfinale vorstieß.

"Wir haben zwar nur knapp verloren, sind aber nicht so erfolgreich wie vor einem Jahr. Österreich hat in den ersten beiden Spielen hingegen sehr gut gespielt. Das ist eine junge Mannschaft, die gut eisläuft, außerdem haben sie einen starken Goalie. Wir werden uns intensiv auf sie vorbereiten."

Probleme mit der Disziplin

Sein Coach sieht die Ausgangslage noch nicht so eng und vertraut auf seine Truppe. "Wir sind ein charakterstarkes Team, wir verfallen nicht in Panik." Mit diesen starken Charakteren geht es allerdings manchmal auch durch, wie im Spiel gegen die Schweiz, als der einzige NHL-Legionär Antonie Roussel und Sacha Treille mit Spieldauer-Disziplinarstrafen vom Eis mussten.

"Im ersten Drittel gegen die Schweiz haben wir uns etwas gehen lassen, Frankreich war immer schon eine emotionale Mannschaft", erklärt Henderson, der aber zuversichtlich ist, was die Disziplin für das Österreich-Spiel betrifft. "Wir müssen das in den Griff bekommen. Eine Stärke meiner Mannschaft ist es, zurückzuschlagen, wenn sie mit dem Rücken zur Wand steht."

Auch dem siegessicheren Fleury sind die zahlreichen Strafen ein Dorn im Auge. "Wir müssen diese Disziplinlosigkeiten abstellen, gegen die Schweiz ist das nicht zum ersten Mal passiert aber hoffentlich zum letzten Mal."

Manko Chancenverwertung

Neben der teilweise fehlenden Disziplin hadern die Franzosen vor allem mit ihrer Chancenverwertung. Mit gerade einmal zwei Toren aus 45 Versuchen beträgt ihre Scoring-Effizienz nur 4,44 Prozent. Kein anderes WM-Team ist schlechter. Zum Vergleich: Österreich hält bei fünf Toren aus 42 Schüssen (der Game-Winning Penalty von Komarek fließt in diese Statistik mit ein) bzw. 11,90 Prozent.

Ein Grund mehr, warum die Franzosen hoffen, dass der am Knie verletzte KHL-Legionär Stephane Da Costa gegen das ÖEHV-Team spielen kann und Roussel wegen Schiedsrichterbeleidigung nicht gesperrt wird.

"Wir haben genügend Chancen, können diese aber nicht nutzen, das muss sich ändern. Am Montag hatten wir frei, wir werden uns sammeln und uns auf das Spiel gegen Österreich vorbereiten", so Henderson.

Henderson hat einen Plan

Einen Plan, wie Österreich zu schlagen ist, hat der Coach bereits. Er hat die Mannschaft von Daniel Ratushny studiert und geht von einem vorsichtigen Start beider Teams aus.

"Es wird ein hartes Spiel wie immer gegen Österreich. Das ÖEHV-Team spielt etwas körperbetonter als die Schweiz, die eher technisch versiert ist. Daher wird die Partie wohl etwas strategischer ablaufen - wie ein Schachspiel. Daniel Ratushny und ich werden genau darauf achten, was der jeweils andere machen wird."

Angesprochen auf die Stärken des ÖEHV-Teams lacht der Franko-Kanadier nur und sagt: "Ich kenne sie, werde aber weder ihre Stärken noch ihre Schwächen verraten."

Ihren Humor haben die Franzosen also noch nicht verloren, trotz der Ausgangslage.

Aus Prag berichtet Fabian Santner