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Die NHL will expandieren - Das sind die Kandidaten

Die NHL will expandieren - Das sind die Kandidaten

Was haben die Minnesota Wild und die Columbus Blue Jackets gemeinsam?

Die beiden Mannschaften wurden im Jahr 2000 in die NHL aufgenommen und sind damit die jüngsten der derzeit 30 Franchises.

NHL will expandieren

Seit dem 6. Juli steht allerdings fest, dass die beiden Teams dies wahrscheinlich nicht mehr lange von sich behaupten können.

Nachdem das „Board of Gouvernors“ – sprich die Team-Eigentümer - nämlich am 24. Juni beschlossen hat, eine formellen Prozess zu starten, der das Interesse verschiedener Märkte und Eigentümergruppen an NHL-Franchises messen soll, ist dieser nun im Gange.

Vereinfacht gesagt: Die Liga will expandieren und seit 6. Juli kann man sich – das nötige Kleingeld vorausgesetzt – für ein NHL-Team bewerben.

Empfindlich hohe Bewerbungskosten

Alleine für die Bewerbung an sich ist eine Million Dollar fällig. Diese wird übrigens auch im Falle eines negativen Bescheids nur zu einem kleinen Teil rückerstattet, womit Spaßbewerbungen wohl ausgeschlossen sein dürften. Im Vergleich zu den mindestens 500 Millionen Dollar Aufnahmegebühr sind die Antragskosten aber zu vernachlässigen.

Da Geld nicht alles auf der Welt ist, sollten Interessierte weiters über eine geeignete Halle verfügen und in einem für die Liga interessanten (TV-)Markt angesiedelt sein - und das sind nur die Mindestvoraussetzungen, oder wie NHL-Commissioner Gary Bettman es ausdrückt:

„Am Erweiterungsprozess teilzunehmen, ist nicht einfach. Man muss ernsthaft daran interessiert sein, über ausreichend Unterstützung verfügen und zahlreiche Fragen schriftlich beantworten.“

Vor der Saison 2017/2018 will die Liga nach eigenen Aussagen zwar keinesfalls expandieren, da die Bewerbungsfrist allerdings am 10. August endet, wären potenzielle Interessenten gut beraten, schnellstmöglich ihre Hausaufgaben zu machen.

Wohin wird die Reise also gehen? Bislang haben angeblich erst zwei Kandidaten ihre Bewerbungen abgeben, man geht jenseits des großen Teichs allerdings fix davon aus, dass noch weitere folgen werden und wie üblich gibt es auch den einen oder anderen Außenseiter:

 

Die Favoriten

Las Vegas, Nevada

So seltsam es klingen mag, aber die Glückspiel-Metropole inmitten der Mojave-Wüste ist derzeit der im wahrsten Sinne des Wortes heißeste Kandidat auf eine NHL-Franchise.

Der Markt schreit förmlich nach einer Mannschaft aus einer der vier großen Ligen. Weder die NFL noch die NBA oder die MLB haben bisher den Sprung nach „Sin City“ gewagt, weswegen die NHL hier eine Vorreiter-Rolle einnehmen könnte.

Mit Milliardär Bill Foley steht für den Standort Las Vegas auch schon ein Eigentümer Gewehr bei Fuß und die bis zu 20.000 Fans fassende MGM & AEG Arena wird derzeit aus dem Wüstensand gestampft und soll bis 2016 fertiggestellt sein.

Die Einwohner stehen sowieso hinter dem Projekt. Anders wäre wohl kaum zu erklären, warum über 10.000 Menschen sich bereits verbindlich für Saisontickets angemeldet haben, sollte Las Vegas den Zuschlag erhalten. Für Auswärtsfans dürften die Spiele in der Wüstenstadt ohnehin ein absolutes Highlight werden. Wenn man beispielsweise als New Yorker die Wahl zwischen einem Wochenende in Winnipeg oder in Las Vegas hat, dürfte die Entscheidung rasch fallen.

 

So weit so gut, es gibt aber auch Punkte, die gegen Las Vegas sprechen. Zum einen wäre die Konkurrenz durch die etablierte Unterhaltungs-Industrie. Wer will schon ein Eishockey-Spiel sehen, wenn er den süßen Versuchungen der Glückspiel-Stadt erliegen kann? Darüber hinaus veranlasst der lediglich an 41. Stelle der USA liegende TV-Markt die Liga-Verantwortlichen sicher ebenfalls zu keinen Freudensprüngen.

In Stein gemeißelt ist ein NHL-Team in Las Vegas also noch lange nicht. Ein absolut ernstzunehmender Kandidat, wenn nicht sogar momentan der Favorit, ist „Sin City“ aber allemal.

Quebec City, Quebec, Kanada

Neben Las Vegas hat auch Quebec City  - oder besser gesagt die Eigentümergruppe Quebecor - offiziell angekündigt, sich um eine Franchise zu bewerben und die NHL wieder zurück zu bringen. Von 1979 bis 1995 war die Stadt bereits Heimat der Quebec Nordiques, ehe diese nach Colorado umzogen und die heutigen Avalanche wurden.

Mit der Videotron Arena, einer über 18.000 Fans fassenden Halle, verfügt man auch schon über eine passende Heimstätte und mit Quebecor würde die NHL auch keinen Unbekannten ins Boot lassen. Der Gruppe gehört TVA Sports, welche die TV-Rechte für die französischsprachige Ausstrahlung der NHL-Spiele in Kanada hält.

Außerdem ist Eishockey in Kanada die Sportart Nummer eins und mit den Montreal Canadiens gäbe es auch interessante und vor allem gut zu vermarktende Derbys.

 

Gegen den Standort Quebec spricht einerseits die Einwohnerzahl, mit Winnipeg ist nur eine NHL-Stadt kleiner, andererseits auch die geographische Lage. Schon jetzt sind in der Eastern Conference 16 Teams beheimatet, im Westen jedoch nur 14. Die Liga behauptet zwar, dass dies auf die Entscheidung keinen Einfluss haben werde, zahlreiche NHL-Insider sehen das allerdings nicht so.

Was jedoch viel schwerer wiegt: Quebec ist für die Liga kein Argument in den bald anstehenden Verhandlungen über einen neuen US-TV-Vertrag. Sprich: Bevor Quebec aufgenommen wird, holt die Liga wohl erst ein bis zwei Franchises aus den USA dazu.

 

Seattle, Washington

Die NHL würde nirgendwo hin lieber expandieren als in den pazifischen Nordwesten. Seattle ist der landesweit 14.-größte TV-Markt - ein Argument, das eigentlich nicht zu toppen ist.

Was der größten Stadt Washingtons aber fehlt, ist eine Halle. Zwar muss die Arena zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht stehen, in Seattle sieht es aber derzeit nicht einmal danach aus, als ob in den nächsten Jahren ein taugliches Gebäude entstehen könnte.

Dabei gäbe es genügend Pläne. Da wäre einmal jener des Investors Chris Hansen, der schon länger eine Arena im Zentrum plant. Er hat auch die Unterstützung der Stadt und der Bevölkerung – allerdings nur für die NBA. Seit dem Umzug der Seattle Supersonics 2008 nach Oklahoma City träumen die Bewohner von einer neuen Basketball-Franchise, Eishockey kommt erst an zweiter Stelle.

Mit Ray Bartoszak gibt es aber einen zweiten Geschäftsmann, der einspringen würde. Um problemloser eine Genehmigung zu erhalten, plant er den Arena-Bau allerdings im Vorort Tukwila. Logischerweise würde die NHL das potenzielle Team lieber im Stadtzentrum sehen, aufgrund des verlockenden TV-Marktes würde aber wohl auch eine Halle in Tukwila reichen. Solange es aber gar keine Heimstätte gibt, bleibt der Traum der Liga vom Nordwesten nur ein Traum.

 

Die Ausweich-Kandidaten

Toronto, Ontario, Kanada

Graeme Rouston, der den Mehrheitsanteil an den Sportartikelfirmen Bauer und Easton hält, treibt seit Jahren die Idee voran, eine zweite Mannschaft in Toronto, beziehungsweise dem Umland, der „Greater Toronto Area“ anzusiedeln. „Ich werde auf jeden Fall eine Bewerbung abgeben. Ich arbeite an diesem Projekt seit 2010“, verlautbarte er kürzlich. Und warum auch nicht? Kein Markt ist Hockey-verrückter als dieser, zwei Mannschaften innerhalb weniger Kilometer wären wohl kein Problem. Wie manch anderem Bewerber fehlt aber auch Rouston noch eine Halle, Pläne für eine 20.000-Arena in Torontos Vorort Markham wurde erst kürzlich vom dortigen Stadtrat wieder verworfen. Rouston kann sich zwar auch vorstellen, übergangsweise zusammen mit den Maple Leafs in einer Halle zu spielen. Ob das die NHL auch kann, ist aber fraglich.

Portland, Oregon

Portland wäre wahrscheinlich Plan B für die NHL, sollte sich die Hallen-Situation in Seattle nicht ändern. Mit Paul Allen, dem Mitbegründer von Microsoft, gäbe es dort auch jemanden mit dem nötigen Kleingeld. Der 62-Jährige ist eigentlich mit Seattle verbunden, dort besitzt er bereits die Seahawks (NFL) und die Sounders (MLS). Das NBA-Team Portland Trail Blazers gehört ihm aber ebenfalls und deren Halle, das Moda-Center, kann auch für Eishockey genutzt werden. Ohne einen Partner will er das Abenteuer Eishockey aber nicht wagen. „Ich spiele von Zeit zu Zeit mit dem Gedanken, ein NHL-Team zu besitzen, alleine werde ich es aber nicht machen“, wiegelte er noch 2014 ab. Die Zeit wäre jetzt gekommen, Allen hat es also selbst in der Hand.

Die Außenseiter

Milwaukee, Wisconsin

Die Basketballer der Milwaukee Bucks werden demnächst eine neue Halle bekommen, die zu großen Teilen aus öffentlichen Geldern finanziert wird. Deshalb läge es natürlich nahe, die Spielstätte auch Eishockey-tauglich zu machen, um mehr Einnahmen zu generieren. Zudem ist Hockey eine äußerst populäre Sportart in Wisconsin. Ein potenzieller Bewerber ist aber noch nicht in Sicht.

Kansas City, Missouri

Mit dem Sprint Center steht bereits eine Halle in Kansas City und die NHL wäre auch daran interessiert, etwas vom Sport-Kuchen in Missouri abzubekommen, schließlich sind schon die NFL, die MLB und die MLS dort vertreten. Allerdings haben bereits sämtliche potenzielle Bewerber aufgrund der hohen Kosten abgewunken. Das kann sich natürlich schnell ändern, ausgehen sollte man davon aber nicht.

 

Die Träumer

Hartford, Connecticut

Seit die Hartford Whalers im Jahr 1997 nach Carolina umgesiedelt wurden, gab es immer wieder Eishockey-Romantiker, die von einer Auferstehung der Franchise – einer der erfolglosesten der NHL-Geschichte – träumten. Vor allem der ehemalige Eigentümer Howard Baldwin, ein Filmproduzent, bringt Hartford immer wieder ins Gespräch, wenn es um NHL-Erweiterungen geht. Konkret geplant ist dort allerdings nichts.

Proctor, Minnesota

Proctor ist eine 3.000-Seelen-Gemeinde im Nordosten Minnesotas. Die nächste größere Stadt ist das 80.000 Einwohner zählende Duluth.  Zu behaupten, dass sich dort Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, wäre untertrieben. Die Kleinstadt hat aber einen Visionär: Travis White hat einen Antrag auf eine NHL-Bewerbung und den Bau einer Halle im Gemeinderat eingebracht. „Hockey ist der Nummer-Eins-Sport hier. Die Liga will expandieren, es ist also keine Frage, dass wir uns bewerben sollten“, so White. Es ist nicht die erste höchst ambitionierte Idee Whites. Das Gemeinderatsmitglied hat bereits im Mai einen Antrag eingebracht, wonach die Idee, wieder ein NFL-Team in die Gegend zu bringen, unterstützt werden soll. Wieder? Ja, richtig gelesen, von 1923 bis 1927 gab es die Duluth Eskimos. Der Antrag wurde übrigens angenommen…

 

Fabian Santner