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Bickell - von der EBEL auf den NHL-Thron

Bickell - von der EBEL auf den NHL-Thron

Wir schreiben die letzten 76 Sekunden im sechsten Spiel der Final-Serie um den Stanley Cup zwischen den Chicago Blackhawks und den Boston Bruins.

Die Gäste aus der „Windy City“ liegen mit 1:2 im Hintertreffen und setzen alles auf einen Karte - Goalie Corey Crawford macht einem sechsten Skater Platz.

Mit von der Partie in der wichtigsten Phase dieses am Ende entscheidenden Spiels ist Bryan Bickell. Der Stürmer, der während des Lockouts seine Schlittschuhe in der Erste Bank Eishockey Liga für den HC Znojmo schnürte, bekommt von Trainer Joel Quenneville das Vertrauen. Er ist einer der sechs Auserwählten, die die Partie für die Hawks noch drehen sollen.

Bickell macht den Ausgleich

Es ist wenig überraschend, dass der Kanadier auf den 27-Jährigen setzt. Mit acht Treffern in 22 Playoff-Spielen ist Bickell hinter Patrick Sharp (10) und Patrick Kane (9) zu diesem Zeitpunkt der drittbeste Torschütze der Postseason für Chicago.

Neben seinen Toren glänzt der Kanadier mit acht Assists, was ein Punktekonto von 16 Zählern bedeutet. Kein Wunder also, dass er zu jenen Spielern gehört, denen es der Coach zutraut, den Unterschied zu machen.

Und Bickell wird seinen Chef nicht enttäuschen. Nach einem feinen Zuspiel von Jonathan Toews steht der Kanadier im Slot völlig frei und schiebt die Scheibe über die Linie. 76 Sekunden vor dem Ende ist die Partie wieder ausgeglichen. Ohne Zweifel, das wichtigste Tor für Bickell in seiner bisherigen Karriere.

„Wir fuhren tief und es passieren gute Dinge, wenn du aufs Tor drückst und dich in dieser Situation in einer aussichtsreichen Position befindest. Toews kam vors Tor, ich war bereits in Lauerstellung und versenkte das Ding einfach. Es fühlte sich so gut an, diesen Ausgleich zu erzielen.“

Bickell goes Europe

Nach dem Bekanntwerden des Tarifstreits in Übersee schließt sich Bickell dem HC Znojmo an, um bei Lockout-Ende einen Vorteil gegenüber der teaminternen Konkurrenz zu haben.

Der Plan geht auf. Die Einheiten auf der größeren Eisfläche tun dem Angreifer gut und er beweist sich auf dem alten Kontinent. Am Ende seiner Zeit in Tschechien stehen 27 Punkte aus 28 Spielen zu Buche (9 Tore).

„Man muss hier viel eislaufen. Auf der großen Eisfläche ist es schwer, die kleinen, schnellen Spieler zu checken“, twittert er nach den ersten Partien in Europa.

Ex-KAC-Goalie Andy Chiodo, der die Final-Serie in seiner Heimat verfolgt und Bickell aus der EBEL kennt, attestiert dem ehemaligen Znojmo-Stürmer verbesserte Fähigkeiten.

„Ich glaube wirklich, dass die Zeit in Europa das Spiel und die Skating Skills von Bryan Bickell verbessert haben“, twittert der Kanadier während der Finalserie.

Ob dem wirklich so ist, kann nur schwer bewiesen werden. Fakt ist, dass Bickell 76 Sekunden vor dem Ende des sechsten Spiels der Final-Serie um den Stanley Cup zwischen den Chicago Blackhawks und den Boston Bruins genau dort steht, wo ein Sniper zu stehen hat.

Ob dies auf die verbesserten Skatingskills, welche er sich in der EBEL angeeignet hat, zurückzuführen ist oder nicht, bleibt dahingestellt. Als Österreicher würde man dies aber gerne glauben und dem Ansehen der EBEL schadet dieser Umstand mit Sicherheit auch nicht.

Sebastian Rauch

Eine Achterbahn und ein Höhenflug

Nur kurze Zeit später sorgt Dave Bolland mit seinem dritten Playoff-Tor für die Entscheidung und den Titelgewinn. Binnen 17 Sekunden drehen die Hawks das Spiel. Boston kommt in den verbleibenden 59 Sekunden nicht mehr zurück.

„Da denkst du bereits, dass es ein Spiel sieben in Chicago geben würde, dann kommt der Ausgleich und du stellst dich kurz auf eine Overtime ein und dann triffst du 17 Sekunden darauf zum Sieg. Diese Höhen und Tiefen sind unfassbar“, sagt der zum MVP gewählte Kane.

Bickell stimmt seinem Teamkollegen zu. „Die Art und Weise, wie wir das Spiel am Ende gewonnen haben, war eine regelrechte Achterbahn.“

Im Gegensatz zu seiner Karriere, die seit seinem Engagement in der Erste Bank Eishockey Liga einem einzigen Höhenflug gleicht.

Zwar gehört Bickell in den Jahren zuvor auch schon zum Stammpersonal der Blackhawks, einen so entscheidenden Part wie in der abgelaufenen Saison, nimmt der 2004 an 41. Stelle gedraftete Flügelstürmer aber nicht ein.

In der Spielzeit vor dem Lockout bekommt er vor allem Einsatzzeit in der Checking-Line, verbucht in 71 Spielen 24 Punkte. Nur einen Zähler mehr als heuer in 48 Partien.