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"Wir haben jetzt mehr Möglichkeiten"

Es regierten gemischte Gefühle.

Österreichs Nationalmannschaft zeigte bei der Euro Ice Hockey Challenge zwar begeisterndes Eishockey und holte den Turniersieg, ganz zufrieden waren Spieler und Verantwortliche aufgrund der 2:3-Niederlage in der abschließenden Partie gegen die Slowakei logischerweise nicht.

"Insgesamt gut verkauft"

„Wir haben uns insgesamt gut verkauft, ganz zufrieden darf man aber nicht sein“, mahnte Alexander Cijan, der mit seinem Treffer 18 Sekunden vor Schluss noch einmal für Spannung in der Albert-Schultz-Halle sorgte. 

Auch Headcoach Daniel Ratushny zog ein leicht zwiespältiges Resümee, bei dem jedoch das Positive überwog.

„Im ersten Drittel waren wir schlecht, da hat die Slowakei sehr viel Druck erzeugt und uns mit ihrem Forecheck vor Probleme gestellt. Die Mannschaft hat sich dann aber gefangen und eine Reaktion gezeigt. Das hat mir sehr gefallen, wir waren ab dem Mitteldrittel das bessere Team.“

Tatsächlich hatte der junge Dornbirn-Keeper David Madlener, der seine Mannschaft in den ersten 20 Minuten mit einigen starken Paraden im Spiel hielt, ab dem Mitteldrittel weniger zu tun.

„David war heute sehr gut, überhaupt hatten wir mit ihm, Bernhard Starkbaum und David Kickert drei hervorragende Torleute bei diesem Turnier“, lobte Ratushny seine Keeper.

Der ominöse Pfiff

Durch das leichte Übergewicht erspielten sich die ÖEHV-Cracks auch einige Chancen und kurz brannte sogar Jubel auf, weil Cijan das vermeintliche 2:0 erzielte. Doch zum Pech für das ÖEHV-Team hatte ein Schiedsrichter den Bruchteil einer Sekunde zuvor gepfiffen, da bei den Slowaken sechs Spieler am Eis standen. 

„Wir diskutieren keine Schiedsrichter-Entscheidungen“, wollte Ratushny der Situation keine allzu große Bedeutung zumessen, auch wenn er zugab, dass ein Zwei-Tore-Vorsprung ein „großer Vorteil“ gewesen wäre.

Cijan selbst hatte den Pfiff gar nicht gehört. „Ich habe das nicht mitbekommen. Ich habe erst gedacht, es ist ein Tor, aber der Schiedsrichter hat gepfiffen und das muss man akzeptieren.“

"Slowakei war der stärkste Gegner"

So konnten die Slowaken die Partie dank zwei später Tore doch noch drehen und der ÖEHV-Auswahl die erste Turnier-Niederlage zufügen.

„Die Slowakei war der stärkste Gegner bei diesem Turnier. Das Spiel heute war auf einem sehr hohen Niveau, das ist eine gute Erfahrung für die jungen Cracks“, war Ratushny nicht allzu enttäuscht, dass die Partie noch aus der Hand gegeben wurde.

Schließlich verstanden es die Slowaken, die wie die Österreicher eine sehr junge Truppe aufs Eis schickten, das Tempo bis zum Ende hochzuhalten.

„Das war ähnlich wie bei einer A-WM“, zollte auch Konstantin Komarek dem Gegner Respekt. „Auch wenn man zugeben muss, dass die Tore nach blöden Fehlern von uns gefallen sind.“

Positives überwiegt

Die Mängel in der Defensive sind auch nach Ansicht des Trainers der einzige Wermutstropfen, der vom Turnier bleibt. „Wir waren in der Defensive nicht gut genug organisiert, dafür muss man aber einfach länger zusammen sein, wir hatten ja nur drei gemeinsame Trainings. 

Insgesamt überwog das Positive eindeutig. So freute sich der 44-jährige Kanadier nicht nur über den Teamgeist und die Stimmung in der Mannschaft sowie den Lerneffekt, sondern hatte auch ein Extralob für den mit 18 Jahren jüngsten Crack übrig:

„Dass Mario Huber auf diesem Niveau so gut mitgehalten hat, hat mir sehr imponiert.“ Der Stürmer vom HC Innsbruck hinterließ tatsächlich einen starken Eindruck und hatte auch beim 1:0 seine Hände im Spiel, als er sehenswert für Raphael Herburger auflegte.

"Ehre und Privileg"

Jetzt steht für Huber so wie für alle anderen jedoch wieder der Ligaalltag auf dem Programm, bereits am Dienstag startet die Zwischenrunde der EBEL, die WM soll aus den Köpfen der Crakcs verschwinden. „Sie sollen sich jetzt auf ihre Klubs konzentrieren“, verlangt der Coach.

Das gilt auch für ihn selbst, schließlich betreut er neben dem Nationalteam auch RB Salzburg. Dass er im Gegensatz zur Konkurrenz keine Pause hatte, stört ihn überhaupt nicht. „Für mich ist es eine Ehre und ein Privileg, österreichischer Nationaltrainer zu sein.“

Und auch die Tatsache, dass sich in den letzten drei Tagen so viele junge Spieler aufgedrängt haben, dass er nun im Hinblick auf den Kader für die A-WM die Qual der Wahl haben könnte, ringt ihm nur ein Grinsen ab:

„Das bereitet mir überhaupt kein Kopfzerbrechen, wir haben jetzt mehr Möglichkeiten.“

Insgesamt also doch ein äußerst positives Resümee.

 

Fabian Santner