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Mit dem Kollektiv zum Erfolg

Mit dem Kollektiv zum Erfolg

Es gibt Tage und Momente, an die man sich sein Leben lang erinnern wird.

Im Leben eines Sportlers haben diese Tage oft mit Siegen zu tun. Einer dieser besonderen Tage, der sich für immer in den Köpfen der österreichischen Eishockey-Herren manifestiert hat, ist der 10. Februar 2013.

Mannschaftsgeist als Trumpf

In einem heroischen Kampf erreichte man, was wohl nur die Wenigsten dem Team vor der Olympia-Qualifikation zugetraut hätten. Im Endspiel gegen Deutschland erkämpfte man sich ein 2:2 nach 60 Minuten und sicherte sich somit das Ticket für Sotschi 2014. Die Tatsache, dass das Spiel gegen die Gastgeber in der Overtime noch verloren wurde, interessierte im Nachhinein keinen mehr.

„Das ist die schönste Niederlage meines Lebens“, grinste Bernhard Starkbaum nach dem Spiel. Der Keeper zeigte, wie schon in den Spielen zuvor, auch gegen Deutschland eine starke Leistung und avancierte in den drei Spielen zu einer Art Erfolgsgarant für die ÖEHV-Auswahl.

Ein Lob, das der bescheidene Schweden-Legionär mit einem Vermerk auf den Teamgeist abtat. „Ich bin Teil der Mannschaft und kann keine Tore schießen. Wir gewinnen und wir verlieren als Team.“

In der Tat trat die ÖEHV-Auswahl bei diesem Turnier als geschlossene Einheit auf. „Wir haben keine Scheibe verloren gegeben, sind immer drauf gegangen und wollten immer den Puck haben. Wir haben das Turnier verdient gewonnen. Es war nicht immer schön, was wir gespielt haben, aber es war effektiv“, analysierte Starkbaum.

Unterluggauer feierte doppelt

Mit dieser Meinung stand der Schlussmann nicht alleine da. Alle Spieler lobten den besondere Teamgeist und strichen das Kollektiv heraus.

„In meinem Alter so eine geile Partie mit so einer geilen Truppe zu erleben, das hat schon was. Ich freue mich für jeden Einzelnen in der Kabine, denn jeder hat für den anderen gekämpft“, war auch "Oldie" Gerhard Unterluggauer begeistert.

Der Routinier wird das Spiel gegen Deutschland, neben der Fixierung des Olympia-Tickets, aus einem weiteren Grund nie mehr vergessen. Die letzte Partie des Qualifikations-Turnieres war gleichzeitig das 228. Länderspiel des 36-Jährigen. Damit stellte der Routinier den Rekord von Martin Ulrich ein und wird ihn, sofern keine Verletzung dazwischen kommt, wohl auch noch übertreffen. Denn ans Aufhören, denkt Unterluggauer noch lange nicht.

„Ich wäre geisteskrank, wenn ich jetzt zurücktreten würde. Das werden meine dritten Olympischen Spiele“, erklärte er direkt nach dem Spiel völlig euphorisiert. Nach kurzem innehalten, folgte mit einem Schmunzeln der Nachsatz: „Ich kann nur hoffen, dass mich Manny auch mitnimmt.“

Der Teamchef, genoss den Erfolg eher in sich gekehrt. Als am Ende die österreichische Hymne ertönte, musste er sich sogar eine Träne verkneifen. Der Druck auf den Austro-Kanadier war groß, am Ende machte der von ihm und seinen Assistenten festgelegte Game-Plan den Unterschied.

„Wir haben 60 Minuten unser System durchgeboxt und waren nie verzweifelt. Wir haben an das geglaubt, was die Trainer uns eingebläut haben. Wir haben es uns verdient, unsere Zeit war gekommen“, so Unterluggauer.

„Hochmut kommt vor dem Fall“

Den letzten Satz hörte man dieser Tage in Bietigheim-Bissingen aus dem Lager des ÖEHVs des Öfteren. „Unsere Zeit ist gekommen“, wurde ein Art Mantra für die österreichischen Cracks.

Es war an der Zeit, sich für die Niederlage von vor vier Jahren bei Deutschland zu revanchieren. Die Attitüde der deutschen Spieler, insbesondere Constantin Brauns, der im Vorfeld noch große Töne spuckte, kitzelte noch den letzten Rest Motivation aus den Österreichern heraus.

„Die Deutschen reden immer groß und da ist es schön die passende Antwort auf dem Eis zu geben“, gab sich Starkbaum noch diplomatisch, während Unterluggauer eine Botschaft Richtung DEB-Team schickte.  „Hochmut kommt vor dem Fall“, sagte der Routinier trocken und verschwand in der Kabine, um mit seinen Kollegen den Tag zu feiern, an welchen sie sich ewig zurückerinnern werden.

Aus Bietigheim-Bissingen berichtet Sebastian Rauch