Die vergangene Saison der Vienna Capitals glich einer Achterbahnfahrt.
Erst gelang unter Headcoach Tom Pokel ein Start nach Maß, man führte die EBEL an und hinterließ auch in der CHL mit dem Achtelfinaleinzug einen sehr guten Eindruck. Dann folgte jedoch ein nie dagewesener Einbruch im Dezember, von dem sich das Team lange nicht erholte.
Dank Boni im Finale
So zogen die Verantwortlichen im Februar die Reißleine und setzten Pokel vor die Tür. Mit Jim Boni sollte ein alter Bekannter Feuerwehrmann spielen und den Hauptstädtern wieder das nötige Selbstvertrauen einflößen. Und er tat das mit Bravour.
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Der 52-jährige Kanadier führte die Caps in den Playoffs zu Siegen über Fehervar und die Black Wings Linz, ehe dann gegen Salzburg im Finale kein Kraut gewachsen war. Spätestens mit dem Finlaeinzug war klar, dass Bonis Vertrag verlängert wird - er passt zu den Caps einfach wie die Faust aufs Auge und lässt das auch jeden wissen. "Ich bin froh, wieder hier zu sein", hörte man nicht nur eimal von ihm.
Obwohl die Saison somit ein versöhnliches Ende nahm – schließlich spielten die „Bullen“ quasi in einer eigenen Liga – wurde der Kader der Hauptstädter von Manager Franz Kalla und Boni kräftig umgebaut. Aus Pokels Team sollte Bonis Team werden.
Finanzielle Mittel beschränkt
Acht neue Spieler stehen im Kader der Caps, allesamt Legionäre. Abgegeben wurden hingegen zehn Spieler, wobei Langzeit-Kapitän Benoit Gratton das ganze Jahr ausfiel und auch Adam Naglich verletzungsbedingt nur 21 Spiele absolvieren konnte.
Am meisten schmerzt aber der Abgang von Topscorer Kris Foucault, der aufgrund seiner Leistungen ein Angebot der ZSC Lions vorliegen hatte und somit nicht zu halten war
Auf der Habenseite stehen mit Simon Gamache (34), Derek Whitmore (30), MacGregor Sharp (29), Kurtis McLean (34) und Matt Dzieduszycki (35) fünf höchst routinierte Spieler. Dabei war es laut Boni keineswegs beabsichtigt, nur erfahrene Spieler zu holen. Vielmehr hängt die Transferpolitik der Caps mit den beschränkt zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln zusammen.
Sind die “Oldies“ auch „Goldies“?
Vor allem von Dzieduszycki, „Diesel“ genannt, und Whitmore erwarten sich die Verantwortlichen der Wiener zahlreiche Treffer. „Der Plan ist natürlich, viele Tore zu schießen“, weiß Letzterer wofür er geholt wurde, ergänzt aber: „Ich will ein kompletter Spieler sein und werde auch Defensiv-Aufgaben übernehmen.“
Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob es sinnvoll war, lediglich routinierte Cracks zu verpflichten. Vor allem mit der Geschwindigkeit dürfte der eine oder andere mittlerweile wohl so seine Probleme haben und die klassischen Wehwehchen verheilen im Alter auch immer langsamer.
Sollten die Neuerwerbungen jedoch vom Verletzungspech verschont bleiben, ist der Offensivabteilung der Caps, die vergangene Saison das große Sorgenkind war, einiges zuzutrauen.
EBEL-Champ für die Defense
Die ausgebliebene Verlängerung mit Goalie Matt Zaba war ein logischer Schritt. Der 32-jährige Kanadier konnte auch in der vergangenen Saison in den entscheidenden Phasen keine herausragenden Leistungen abrufen. Nicht weniger als das wird nun von Ex-Dornbirn-Keeper Nathan Lawson erwartet.
„Ich bin ein mitspielender Goalie, versuche die Scheibe so oft wie möglich zu spielen um die Geschwindigkeit hochzuhalten“, beschreibt sich Lawson selbst.
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Das Prunkstück der Caps, die Defense, wurde weitgehend so belassen. Zu Dauerbrenner Jamie Fraser und den starken Österreichern Florian Iberer, Sven Klimbacher und Patrick Peter gesellen sich künftig Troy Milam von Meister Salzburg sowie Klemen Pretnar hinzu.
Milam, der vergangene Saison mit den „Bullen“ ausgerechnet in der Albert-Schultz-Halle den Titel feierte, will auch mit den Caps hoch hinaus: „Das Ziel ist logischerweise immer die Meisterschaft. Ich bin froh, wieder bei einem Team zu spielen, das jedes Jahr um den Titel mitspielt. Es gibt keinen Grund, warum wir diese Saison nicht wieder ins Finale einziehen sollten.“
Name | Alter | Position | Nation | voriger Verein |
---|---|---|---|---|
Simon Gamache | 34 | Stürmer | Kanada | Valerenga/NOR |
Matt Dzieduszycki | 35 | Stürmer | Kanada | Wolfsburg/DEL |
Troy Milam | 35 | Verteidiger | USA | RB Salzburg |
Nathan Lawson | 31 | Torhüter | Kanada | Dornbirner EC |
Derek Whitmore | 30 | Stürmer | USA | Iserlohn/DEL |
MacGregor Sharp | 29 | Stürmer | Kanada | Schwenningen/DEL |
Klemen Pretnar | 29 | Verteidiger | Slowakei | VSV |
Kurtis McLean | 34 | Stürmer | Kanada | Zagreb/KHL |
Nasheim statt Horsky
Eine weitere Personalie betrifft den Trainerstab. Der langjährige Co-Trainer Phil Horsky nahm die Chance wahr, in Schweden zu arbeiten, wo er als Headcoach der U20 von Örebro fungiert. Sein Nachfolger ist ein alter EBEL-Bekannter: VEU-Feldkirch-Legende Rick Nasheim, mit dem Boni schon beim Nationalteam, in Linz und in Ingolstadt zusammengearbeitet hat, übernimmt Horskys Agenden.
Nasheim war Bonis absoluter Wunschkandidat. „Ich kenne ihn gut, er ist ein feiner Mensch. Er wird auch unseren Stürmern noch den einen oder anderen Kniff beibringen können“, so der Headcoach.
Im Gegensatz zu Horsky wird Nasheim fast nur für die Profis verantwortlich sein. „Rick wird weniger in die Nachwuchsarbeit eingebunden sein, als es Phil war. Der war ja Sportchef der Junioren. Diese Aufgabe wird nun Christian Dolezal übernehmen.“
Name | Alter | Position | Nation | neuer Verein |
---|---|---|---|---|
Markus Schlacher | 28 | Verteidiger | Österreich | VSV |
Peter MacArthur | 30 | Stürmer | USA | Graz |
Dustin Sylvester | 26 | Stürmer | Kanada | Dornbirner EC |
Kris Foucault | 24 | Stürmer | Kanada | ZSC Lions/SUI |
Benoit Gratton | 38 | Stürmer | Kanada | Jonquiere Marquis/LNAH |
Matt Watkins | 28 | Stürmer | Kanada | KooKoo/FIN |
Brett Carson | 29 | Verteidiger | Kanada | SaiPa/FIN |
Ken Magowan | 34 | Stürmer | Kanada | unbekannt |
Ada Naglich | 31 | Stürmer | Kanada | unbekannt |
Kevin Puschnik | 23 | Stürmer | Österreich | VEU Feldkirch |
Matt Zaba | 32 | Torhüter | Kanada | Karriereende |
Caps wollen Herausforderer sein
Obwohl sich also einiges im Sommer getan hat, geht Boni mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen in die neue Saison. Der Kanadier ist aber Realist und kann die anderen Teams gut einschätzen.
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„Ich bin überzeugt davon, dass wir eine richtig gute Mannschaft haben. Jetzt groß zu reden bringt aber nichts. Die Liga ist besser geworden. Der KAC hat sich gut verstärkt, Salzburg ist ohnehin das Nonplusultra. Die waren letzte Saison 20 bis 30 Prozent besser als alle anderen, so ehrlich muss man sein. Der Titel geht nur über Salzburg.“
Das mag stimmen, erster Herausforderer der „Bullen“ wollen aber die Caps sein.
Fabian Santner