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"Ganz nachvollziehbar ist die Entscheidung nicht!"

„Ich dachte es mir schon länger“, gesteht Roland Kaspitz. Am Mittwoch wurde diese böse Vorahnung letztlich Realität. „Sein“ VSV verlängert die Zusammenarbeit mit dem gebürtigen Villacher nicht.

Von Kindesbeinen an lief der nunmehr 30-Jährige für den Heimatverein auf. Mit Ausnahme des Kurz-Gastspiels bei HC Innsbruck 2004/05 verschrieb er sich voll und ganz den „Blau-Weißen“. Er war einer von ihnen.

Für Außenstehende endete eine scheinbar für die Ewigkeit bestimmte Verbindung überraschend. Für Kaspitz auch aufgrund der enttäuschenden Saison keineswegs, wie er im LAOLA1-Interview darlegt.

Überdies erklärt der langjährige Parade-Center, weshalb er für den vollzogenen Umbruch der „Adler“ durchaus Verständnis aufbringt, er über zwei weitere Personalien nur den Kopf schüttelt und wo die sportliche Zukunft liegen könnte.

LAOLA1: Wie tief sitzt der Schock ob deiner „Ausmusterung“?

Roland Kaspitz: Ich dachte es mir schon länger. Aber so ist der Sport, da kann man nichts machen. Ich wäre natürlich gerne hier geblieben. Mir haben die Leute getaugt, die Mannschaft war einfach lässig. Mittlerweile freue ich mich auf die nächste Station, bin nicht wirklich traurig. Nun ist eben die Zeit für einen Wechsel gekommen.

LAOLA1: Wann wurdest du informiert, dass der Erfolgsgeschichte, du wurdest zwei Mal Meister, kein weiteres Kapitel hinzugefügt wird?

Kaspitz: Ich erfuhr es Mittwoch in der Früh. Eigentlich war es klar, deshalb war es kein so großer Schock. Bislang stand immer früher fest, wenn ein Vertrag verlängert wird. Das war diesmal nicht der Fall. Somit war logisch, dass es wohl heuer nichts mehr wird.

LAOLA1: Welche Rolle spielte dabei Neo-Head-Coach Hannu Järvenpää?

Kaspitz: Keine Ahnung, ich war bei diesen Gesprächen nicht dabei. Ich glaube nicht, dass er letztlich dafür verantwortlich war. Zumindest wurde mir das gesagt. Es ist relativ egal. Fix ist, dass ich nächste Saison nicht mehr in Villach auf dem Eis stehe. Eine Begründung des Vereins gab es nicht.

LAOLA1: Wie schwer fällt der Abschied von deinem „Lebensverein“?

Kaspitz: Ich bin ein Villacher, habe hier gerne gespielt. Aber die Freude auf die neue Herausforderung und die Teamkollegen ist nun richtig groß. Da ist dann wieder mehr Schwung drin, ich bin keineswegs enttäuscht vom Verein.

LAOLA1: Hattest du grundsätzlich die Überlegung, deine Karriere in Villach zu beenden?

Kaspitz: Was heißt Plan, im Eishockey gibt es so etwas – wie man sieht – nicht. Dafür ist das Geschäft viel zu schnelllebig. Niemand weiß, was in der Zukunft passiert. Gerade beim VSV gibt es viele Spieler, wie Günther Lanzinger und Wolfgang Kromp, welche die gesamte Laufbahn hier verbrachten. Ehrlich gesagt, konnte ich es mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann weggehe. Während der Saison hoffte ich, dass sie mich vielleicht noch wollen. Letztlich kristallisierte sich heraus, dass es nicht so ist.

LAOLA1: Deine Qualitäten als Passgeber sind berüchtigt, mit 39 Vorlagen bist du die Nummer acht in der EBEL. Bezüglich Tore mit mickrigen fünf allerdings nur 122. Inwiefern gab die eher enttäuschende Ausbeute den Ausschlag?

Kaspitz: Für mich sind Spieler, die zahlreiche Assists leisten, ebenso wichtig wie Goalgetter. Der Eine funktioniert ohne dem Anderen nicht. Ich bin jemand, der seine Kollegen freispielt, das war ich schon immer. Der Verein kannte die Vorzüge. Zugegeben, fünf Treffer waren selbst für meine Verhältnisse zu wenig.

LAOLA1: Nach dem Verpassen der Playoff herrscht in Villach Weltuntergangsstimmung. Kannst du es nachvollziehen, dass von der Führungsetage ein Umbruch forciert wird?

Kaspitz: Natürlich ist es verständlich, dass sich Sachen ändern müssen. Mich als Leistungsträger nach einer solchen Saison zu opfern, damit war zu rechnen. Dafür habe ich noch Verständnis. Jedoch nicht für die Nicht-Verlängerung mit Nico Toff oder Niki Petrik, welche sich immer ihren Arsch aufgerissen haben. Kaum ein Spieler lebt das Villacher Eishockey wie diese beiden.

LAOLA1: Du verstehst deine Nicht-Berücksichtigung - warum?

Kaspitz: Da ich in den ersten zwei Linien auflaufe und einen gewissen Druck habe, Leistung zu zeigen. Wenn die Mannschaft nicht gut spielte, war ich jemand, der dafür gerade zu stehen hatte. Im Gegensatz dazu wurde das Duo meist in den hinteren Reihen eingesetzt und machte die Arbeit richtig gut. Ganz nachvollziehbar ist diese Entscheidung nicht.

LAOLA1: Trainer Järvenpää möchte das Eishockey schneller gestalten. Wart ihr in der Vorsaison denn zu langsam?

Kaspitz: Ja, wir hatten bekanntlich den einen oder anderen älteren Spieler. Die Geschwindigkeit ist uns mit Sicherheit abgegangen, diese ist aber bei den Abgängen sicher kein Thema. Ich bin noch keine 45 Jahre alt, sondern 30. Die anderen sind ebenfalls gute Eisläufer.

LAOLA1: Das neue Mastermind brachte Justin Taylor als Einstandsgeschenk. Mit Liga-Topscorer John Hughes und Goalie Jean-Philippe Lamoureux könnten zwei weitere Schützlinge mit Ljubljana-Vergangenheit folgen. Deine Meinung?

Kaspitz: Spieler zu kaufen, die man schon kennt, ist nicht blöd. Was passiert, wenn man Akteure holt, die völlig unbekannt sind, haben wir in Villach vergangene Saison gesehen. So weiß man ganz genau, was man bekommt und muss nicht auf gut Glück Transfers tätigen. Ich war immer der Meinung, dass man eher so vorgehen sollte.

LAOLA1: Was nimmst du aus deinen Jahrzehnten beim VSV mit?

Kaspitz: Viel Erfahrung und positive Momente. Jetzt wartet jedoch eine neue Aufgabe, ich muss mich wieder in eine Mannschaft eingliedern. Es ist ein neues Erlebnis, das man im Leben wohl irgendwann machen sollte. Ich bin wirklich aufgeregt und freue mich sehr darauf.

LAOLA1: Und wo liegt deine Zukunft? Wie man hört, sind die Graz99ers eine heiße Option. Oder geht es nach Deutschland oder Schweden?

Kaspitz: Ich bin vereinslos, würde überall hingehen. Mir wäre das Ausland recht, aber auch die heimische Liga. Jetzt gilt es abzuwarten, was sich ergibt. Es gibt Anfragen aus Deutschland und Schweden. Ich bin nicht gebunden, habe keine Familie, auf die ich Rücksicht nehmen muss. Deswegen bin ich da relativ frei. Mit den Graz99ers gab es ebenso Gespräche, aber nur lose, nichts ist spruchreif.

Das Gespräch führte Christoph Köckeis