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Thomas Raffl: "Ich spiele immer gerne gegen Villach"

Thomas Raffl:

Am Freitag beginnt in der EBEL die „fünfte Jahreszeit“. Die Viertelfinal-Playoffs starten und ziehen die österreichische Eishockey-Landschaft in ihren Bann.

Zwischenrunden- und Grunddurchgangsieger EC Red Bull Salzburg entschied sich als Pick-Round-Erster für ein Duell mit dem krisengebeutelten VSV, der nach zwölf Niederlagen weiterhin auf der Suche nach seiner Form ist.

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Auf dem Papier eine klare Angelegenheit, doch Playoffs haben stets ihre eigenen Gesetze. 

Besonders im Fokus des Bullen-Adler-Duells steht Salzburgs Flügelstürmer Thomas Raffl. Der 28-jährige Villacher im Dress der Mozartstädter ist einer der Key-Player von Coach Daniel Ratushny. Nach 52 Spielen hält Raffl bei 53 Scorerpunkten (26 Tore und 27 Assists) und ist damit der erfolgreichste ÖEHV-Crack der Liga.

Bei LAOLA1 spricht Raffl über die Herzensangelegenheit gegen seinen Heimatverein zu spielen, seine Zukunftspläne in Salzburg und über die NHL-Karriere seines Bruders Michael.

LAOLA1: Wie siehst du die Chancen gegen den VSV?

Thomas Raffl: Die Chancen in den Playoffs sind immer vorhanden – egal gegen wen. Wir wissen, dass uns ein hartes Stück Arbeit bevorsteht. Die Pick-Round ist nie einfach, darum haben wir auch lange überlegen müssen, wen wir als Gegner ziehen. Gegen Villach wird es auf jeden Fall eine harte Serie.

LAOLA1: Hattet ihr als Mannschaft ein Mitspracherecht bei den Picks?

Raffl: Die letzte Entscheidung trifft der Trainer. Aber natürlich hat sich Dan (Anm. Coach Daniel Ratushny) auch bei uns erkundigt, welches Team uns am besten liegt und wen wir als Spieler bevorzugen würden. Ich persönlich hätte mich auch für den VSV entschieden. 

2004 spielte Thomas Raffl noch gegen die Bullen aus Salzburg.

LAOLA1: Spielst du gerne gegen Villach?

Raffl: Ich spiele immer gerne gegen Villach. Gegen den VSV bekommst du als gegnerisches Team jedes Mal was geboten. Intensives Hockey, lautstarke Fans und eine tolle Atmosphäre in der Halle sorgen für eine Gänsehautstimmung auf und neben dem Eis.

LAOLA1: Ist Villach eine Mannschaft, die euch liegt?

Raffl: Wenn wir Meister werden wollen, müssen wir jeden Gegner schlagen. Außerdem sehe ich den VSV als guten Startgegner für die Playoffs.

LAOLA1: Wie meinst du das?

Raffl: Villach ist ein unangenehme Truppe. An guten Tagen verlangen sie dir alles ab. Da weiß man sofort, dass die „fünfte Jahreszeit“ begonnen hat.

LAOLA1: Was sind die Stärken der Villacher?

Raffl: Jason Krog und Darren Haydar – auf die beiden müssen wir teuflisch aufpassen. Mit Jean-Philippe Lamoureux steht außerdem noch ein Hexer im Kasten. Das wird sicherlich nicht leicht. Aber wir werden definitiv unsere Chancen bekommen. Ansonsten wird es Villach wohl eher über eine stabile Defensive probieren, da müssen wir dann auf Gegenstöße und schnelle Breaks achtgeben.

LAOLA1: Spielst du lieber gegen offensiv ausgerichtete Vereine?

Raffl: Das ist von Spiel zu Spiel unterschiedlich. Natürlich kommt es bei einem defensiv agierenden Team vor allem auf das erste Tor und den folgenden Spielverlauf an. Eine Offensiv-Mannschaft tut sich bei Gegentreffern eher leichter, wenn der Gegner auch mitspielt. Ich bevorzuge tendenziell offensiv auftretende Klubs, da spielt es sich leichter.

LAOLA1: Der VSV ist zurzeit in einem kompletten Formtief. Die Adler haben ihre letzten zwölf EBEL-Matches allesamt verloren. War diese Niederlagenserie ein Grund für den Pick?

Raffl: Nein, auf keinen Fall. Es ist schwer zu sagen, was der Grund für die Niederlagenserie ist. Vielleicht haben sie mental einen Gang zurückgeschalten, weil sie das Ticket für die Playoffs bereits in der Tasche hatten. Am Freitag interessiert das aber niemanden mehr.

LAOLA1: Was bedeutet für dich als „Exilkärntner“ und Ex-Villacher der VSV?

Raffl: Die Draustadt wird immer meine Heimat bleiben. Der Verein verfügt über eine jahrelange Tradition. Aber das darf in den Playoffs keine Rolle spielen. Ich spiele jetzt seit 2010 für Salzburg. Es ist immer etwas Besonderes in die vertraute Halle zurückzukehren, auf viele Bekannte zu treffen und die Familie wieder zu sehen. Trotzdem zählt für uns nur der Sieg.

Raffl und Raffl - Michael und Thomas haben fast täglich Kontakt

LAOLA1: Glaubst du, dass der VSV im Duell mit Salzburg etwas zu verlieren hat?

Raffl: Das spielt in den Playoffs keine Rolle. Jede Mannschaft geht in eine Saison, um so viel wie nur möglich zu gewinnen. Der VSV kann gegen uns eigentlich nur gewinnen.

LAOLA1: Die Saison verläuft für dich bis jetzt nach Wunsch. Salzburg konnte sowohl den Grunddurchgang als auch die Zwischenrunde für sich entscheiden. Du bist mit Abstand der punktbeste österreichische Crack (53 Scorerpunkte in 52 Spielen) der Liga. Nur gegen deinen Ex-Klub klappt es in dieser Saison mit einem Tor und drei Assists in sechs Spielen noch nicht so ganz. Warum?

Raffl: Ja, gegen die möchte ich einfach nicht treffen (lacht). Nein, es sind immer enge Spiele aber es wäre nun ein guter Zeitpunkt, das einmal zu ändern.

LAOLA1: Machst du dir zu den anderen Viertelfinal-Paarungen Gedanken?

Raffl: Ehrlich gesagt, der Fokus liegt voll und ganz auf dem Duell Salzburg gegen Villach. Aber natürlich bekomme ich die Paarungen mit und vergleiche die jeweiligen Klubs miteinander. Zum Beispiel ist der KAC für mich ein Team, dass die ganze Saison unter dem Radar geflogen ist und sich in den Playoffs noch gut präsentieren wird.

LAOLA1: Im Halbfinale würdet ihr auf das schlechtplatzierteste Team der letzten Phase des Grunddurchgangs treffen. Wer wäre da dein Lieblingsgegner?

Raffl: Wie es im Moment aussieht, würde es auf ein Duell mit dem KAC hinauslaufen. Das ist aber noch alles Zukunftsmusik und ist zurzeit nicht wichtig. Ich fokussiere mich auf den Freitag und schaue von Spiel zu Spiel.

LAOLA1: Du spielst heuer eine starke Saison bei den Bullen. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Raffl: Ich habe noch einen Vertrag für die nächste Saison mit einer Klausel und möchte diesen auch erfüllen. Über einen Vereinswechsel mache ich mir zurzeit keine Gedanken. Ein Auslandsengagement würde mich aber natürlich reizen. Ich versuche mich stetig zu verbessern und möchte, wenn eine Chance kommt, diese auch nützen.

LAOLA1: Dein Bruder Michael befindet sich bei Philadelphia im Kampf um die letzten NHL-Playoff-Tickets. Wie oft verfolgst du seine Spiele?

Raffl: Wir stehen fast täglich im Kontakt. Persönlich läuft es für ihn gut, aber die Flyers tun sich schwer und verlieren zu viele enge Spiele. Das kann in der Schlussphase einer Saison besonders wehtun.

LAOLA1: Würdest du ihm einen Vereinswechsel wünschen, da die Playoff-Chancen bei den Flyers doch nicht die besten sind.

Raffl: Nein, überhaupt nicht. In seiner Situation musst du jeden Tag zu 100 Prozent zufrieden sein und weiter hart an dir arbeiten. Ich bin stolz auf meinen Bruder.

LAOLA1: Bist du eigentlich eifersüchtig, dass du nicht in der besten Eishockeyliga der Welt spielst und dein Bruder dafür schon?

Raffl: Überhaupt nicht. Ich gönne meinem Bruder jeden Erfolg, weil ich weiß, wie hart er für dieses Ziel gearbeitet hat. Eigentlich kann ich mich sogar für ihn mehr freuen als für mich. Das ist auch das Geheimnis, warum wir erfolgreich sind. Wir gönnen uns gegenseitig unsere Erfolge sehr.


Das Gespräch führte Paul Preisig