LAOLA1: Welche Erwartungen setzten Sie in den ehemaligen NHL-Linesman?

Reichel: Von den Schiedsrichtern ausgehend: es soll eine Vereinheitlichung bei Strafen geben. Jeder Profi soll wissen, was zum Beispiel Behinderung, Stockschlag, Halten oder auch Haken ist. Das ist aber nicht der Fall.

LAOLA1: In anderen Worten, Sie finden, dass es heutzutage immer noch gleich viele Vergehen gibt, wie vor der Verpflichtung von Lyle Seitz?

Reichel: Ja, ich sehe kaum einen Unterschied. Vor allem die Spieler wissen nicht, was regelkonform oder –widrig ist. Das ändert sich aber nicht nur von Spiel zu Spiel, sondern auch innerhalb der Partien wird unterschiedlich gepfiffen – sogar vom Spielstand hängt es ab. Wenn ein Team in Führung liegt, bekommt diese eher eine Strafe, als wenn eines einen Rückstand aufzuholen hat. Und bei so viel Geld, wie dafür ausgegeben wird, finde ich das schade.

LAOLA1: Fordern Sie somit die Ablöse von Lyle Seitz?

Reichel: Ich fordere, dass er sich ändert! Er wurde verpflichtet, damit sich das Schiedsrichterwesen verbessert und wenn er das nicht kann, dann muss dies eben ein anderer probieren.

LAOLA1: Haben Sie mit Lyle Seitz schon darüber gesprochen?

Reichel: Nach dem Spiel des KAC gegen die Vienna Capitals hat er mir erklärt, dass ihm vonseiten der Klubpräsidenten diese Strafenauslegung und –handhabe aufgetragen wurde. Jedoch vertrete ich die Meinung, dass er es uns zu erklären hat und nicht wir ihm. Er ist der Experte!

LAOLA1: Wie gedenken Sie, dass es weitergeht? Sollte Lyle Seitz per sofort abgelöst werden?

Reichel: Ich bin nur ein Teil des Ganzen und gebe nur meine Meinung kund. Es müsste laut Statuten einen Mehrheitsbeschluss unter den Klubs gefunden werden, und da weiß ich noch gar nicht, ob andere Vereinsvertreter ähnlich denken wie ich.

LAOLA1: Im März hat Graz99ers-Präsident Jochen Pildner-Steinburg bereits ähnliche Worte von sich gegeben. Nun bekamen Sie auch von dessen Vizepräsidentin Unterstützung zugesprochen. Wissen Sie noch von anderen Klubs, die auf Ihrer Seite sind?

Reichel: Laut Seitz ist die Mehrheit der EBEL-Vertreter mit seiner Arbeit zufrieden. Was jetzt aber nicht gleichbedeutend ist, dass ich den Mund halte. Denn mit den vielen Fouls oder auch den ausgesprochenen Sperren bin ich nicht einverstanden.

LAOLA1: Sie sprechen die Spielsperren an. Gehen Sie somit mit der Arbeit des DOPS, welches letztlich auch Seitz installierte, ebenso nicht konform?

Reichel: Das habe ich schon immer gesagt. Wenn ein Foul eine Verletzung nach sich zieht, dann muss die Sperre eine abschreckende Wirkung haben. Und wenn ein Spieler einem anderen eine Gehirnerschütterung zufügt – und dieser sogar ein Wiederholungstäter ist – dann sind die derzeit ausgesprochenen Sperren nicht ausreichend. 

Das Interview führte Alexander Planasch