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"Geld gewinnt keine Titel"

In Salzburg herrscht Aufbruch-Stimmung. Nach sechs Saisonen ist der ehemalige Meistermacher Pierre Page Geschichte. Sowohl als Trainer, aber auch als Director of Hockey Operations zog sich der Kanadier aus der Mozartstadt zurück. Seine Zukunft liegt beim Red-Bull-Bruder in München, wo er sich als Head Coach einer neuen Herausforderung stellt.

An seiner Stelle wird Donald Clint Jackson als Übungsleiter übernehmen, eine Personalie, die aufgrund der gemeinsamen Geschichte des nunmehrigen Trainers und seines Vorgängers nicht sonderlich überrascht.

Page als Mentor

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Wege des US-Amerikaners und des Kanadiers kreuzen.

„Als ich ein junger Trainer war, war Pierre für mich ein Mentor, der mir die Chance gegeben hat, in der NHL als Co-Trainer tätig zu sein. Dann holte er mich nach Berlin und als er sich dort verabschiedete, machte man mir das Angebot sein Nachfolger zu werden. So startete meine Karriere auch in Europa.“

Eine Karriere, die kaum erfolgreicher hätte sein können. In sechs Jahren als Head Coach der Eisbären feierte der 56-Jährige nicht weniger als fünf Meistertitel und krönte sich 2010 beim Red Bulls Salute auch zum Champion der European Trophy.

Trotz der erfolgreichen Zeit in Deutschlands Hauptstadt brach Jackson seine Zelte ab und übersiedelte mit seiner Frau Nancy nach Salzburg. Eine Entscheidung, die auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbar, für Jackson aber ein logischer Schritt ist.

„Es ist eine neue Herausforderung, eine neue Möglichkeit, ein neues Leben. Als US-amerikanischer Trainer weißt du nie, wie lange du die Möglichkeit bekommst in Europa zu arbeiten. Der Schritt von Berlin nach Salzburg ist einfach ein neues Kapitel in meinem Leben und Salzburg ist eine tolle Stadt. Es ist toll, ein Teil von Red Bull zu sein und für die Organisation zu arbeiten. Ich habe viel mit Pierre Page gesprochen und er hat mir geraten, diesen Schritt zu gehen“, hatte wieder Page entscheidend Einfluss auf die Karriere-Planung des dreifachen Familienvaters.

Kein Farmteam

Dies soll es aber in Zukunft in puncto „Zusammenarbeit“ auch gewesen sein. Obwohl viele Gerüchte im Raum standen, stellte Jackson bei seiner Vorstellung gleich klar, dass Salzburg als eigenständiger Verein agieren wird. Es bestehe keinerlei Verbindung, bis auf jene, dass beide Organisationen in die Red-Bull-Familie eingegliedert sind, zu München.

„Es sind zwei verschiedene Mannschaften in zwei verschiedenen Ligen. Es ist nicht möglich, Spieler zu tauschen, wie dies bei Farmteams der Fall wäre. Das wird nicht passieren.“

Page wird somit keinerlei Mitspracherecht bei seinem alten Arbeitgeber mehr haben. Auch in Sachen Spielertransfers ist Jackson völlig von seinem Mentor losgelöst.

„Ich bin ausnahmslos für alle Spielerkäufe und Transfers verantwortlich.“

Salzburg will eine Einheit werden

In den kommenden Wochen will der ehemalige NHL-Verteidiger erste Neuzugänge präsentieren. Bisher stehen neben den Österreichern, die noch Vertrag haben, mit Luka Gracnar und Ryan Duncan lediglich zwei Import-Spieler auf der Gehaltsliste des EBEL-Klubs.

Wie viele Ausländer Jackson nach Salzburg holen will, ist noch nicht genau festgelegt, aber seiner Meinung nach sollten acht oder neun Imports nötig sein, um ein schlagfertiges Team auf die Beine zu stellen.

Ein ähnliche Vorgehensweise wie im letzten Jahr unter Page, als nach Belieben Spieler verpflichtet und abgegeben wurden, soll es in diesem Jahr nicht mehr geben, auch wenn Jackson betont, dass er die Transfer-Aktivitäten der Vergangenheit nicht kommentieren kann und will.

„Ein ganz großes Ziel ist es, dass die Jungs als Mannschaft zusammenrücken und geschlossen erfolgreich auftreten. Sie müssen spielen wie ein Klub, eine Einheit.“ Eine Anforderung, die im letzten Jahr nicht gegeben war.

Trattnig als Schlüsselfigur

Ein wichtiger Baustein im neuen Konstrukt des US-Amerikaners spielt, wie schon unter Page, Kapitän Matthias Trattnig. Trainer und Führungsspieler haben sich bereits getroffen und erste Gespräche über die Zielsetzung geführt.

„Ich bin sehr froh, dass er sich entschieden hat, bei Salzburg zu bleiben. Er wird auch in meinem Team, wie bereits in der Vergangenheit, ein Leader sein. Er gibt alles für diesen Klub, das ist sehr positiv.“

Neben Trattnig sollen die anderen Österreicher wie Manuel Latusa oder Thomas Raffl Führungspositionen einnehmen, wobei auch die Jugendarbeit nicht zu kurz kommen soll.

„Ich habe bei meinen Vertragsverhandlungen mit den Verantwortlichen über die Jugendarbeit gesprochen. Es ist immer spannend, junge Akteure herauszubringen. Red Bull investiert viel Geld in die Ausbildung junger Talente und bietet den Nachwuchshoffnungen wundervolle Möglichkeiten. Es ist das Ziel, ihnen die Strukturen und Möglichkeiten zu geben, um sich bestmöglich zu entwickeln. Dennoch muss man auch verstehen, dass nicht jeder junge Spieler automatisch für unsere Kampfmannschaft in Frage kommt. Wir wollen helfen, junge Cracks auszubilden, selbst wenn sie nicht bei uns ins erste Team schaffen. Vielleicht schaffen sie ja den Sprung zu einem anderen EBEL-Team“, lautet das Credo des neuen Coaches.

Don Jackson bringt reichlich Erfahrung mit

Zwei Stanley-Cup-Ringe

Doch die Ausbildung junger Talente wird nicht das sein, woran der ehemalige Eisbären-Trainer gemessen werden wird. Nach zwei Jahren ohne EBEL-Titel, will man in der Mozartstadt wieder angreifen und die Trophäe zurück nach Salzburg holen.

Dass er weiß, wie man Meisterschaften gewinnt, hat Jackson bereits zu seiner aktiven Zeit als Verteidiger bei den Edmonton Oilers bewiesen. An der Seite von Wayne Gretzky, Paul Coffey oder Mark Messier kürte er sich gleich zweimal zum Stanley-Cup-Sieger und ist seitdem im Besitz zweier Championship-Ringe, die er zwar nur zu besonderen Anlässen trägt, die aber ein Teil seiner Philosophie wiederspiegeln.

„Ich bin viel unterwegs und will sie nicht verlieren, aber an Weihnachten kann es schon passieren, dass ich sie trage. Die Ringe stehen für etwas Erreichtes, für Dinge, die wir gelernt haben und sind ein Symbol dafür, was im Sport alles möglich ist.“

Geld gewinnt keine Titel

Und bekanntlich ist im Sport noch viel mehr möglich, wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist. Ein Umstand, der Jackson in Salzburg natürlich in die Karten spielt. Zwar ist sich der 57-Jährige bewusst, dass er budgettechnisch andere Möglichkeiten besitzt als viele andere EBEL-Vereine, dennoch ist dies für ihn keine Titel-Garantie.

„Geld gewinnt keine Meistertitel. Natürlich hilft es, aber du kannst ohnehin nie alle guten Spieler verpflichten, denn auch die anderen Mannschaften schlafen nicht. Es gibt gute Mannschaften in dieser Liga und wir müssen ihnen viel Respekt entgegenbringen. Unser Ziel ist es, der beste Verein zu werden und am Ende ganz oben zu stehen.“

Selbst wenn es im ersten Jahr mit dem Titel nichts werden sollte, dürfen sich die Fans im Volksgarten zumindest auf Power-Hockey freuen. Jackson ist für seine offensive Ausrichtung bekannt.

„Die Leute sagen, der Spielstil wäre attraktiv. Aber der Grund warum ich so spielen lasse, ist nicht, weil ich es so schön finde, sondern weil es der beste Weg ist, um erfolgreich zu sein.“

Und dies bleibt am Ende trotz aller Änderungen und der Aufbruchsstimmung weiterhin die Maxime in Salzburg. Erfolgreich zu sein, steht immer noch an erster Stelle.

Sebastian Rauch