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"Ausland würde mich durchaus reizen"

Philipp Pinter musste den Kopf frei bekommen, sich von den Geschehnissen der vergangenen zwei Wochen ablenken.

Zu diesem Zweck steckte er die Nase in die Bücher, die anstehenden Prüfungen auf der Universität im Studiengang Internationales Medien-Management und –Marketing kamen diesbezüglich gerade recht.

Denn am 15. April war für den 28-Jährigen eine kleine Welt zusammengebrochen. An diesem Tag wurde dem Stürmer mitgeteilt, dass er künftig kein Spieler der Vienna Capitals mehr sein wird. Nach drei Jahren im Trikot der Hauptstädter wurde der Vertrag mit dem gebürtigen Villacher nicht verlängert.

„Mittlerweile habe ich mich von dem Schock erholt, doch zu Beginn war das ein Schlag ins Gesicht. Die Anzeichen sprachen durchaus dafür, dass ich in Wien bleibe und daher war die Nachricht, dass ohne mich geplant wird, dann doch etwas schwieriger zu verdauen“, so der Center, der seine Zusammenarbeit mit den Capitals liebend gerne verlängert hätte.

„Ich war ob der Nachricht sehr perplex, denn ich dachte ich komme zum Meeting, um wieder längerfristig zu unterschreiben. Trainer Tommy Samuelsson stellt aber schnell klar, dass er in Zukunft auf mich verzichten werde und jungen Spielern die Chance geben möchte, in die von mir eingenommene Rolle zu schlüpfen.“

Philipp Pinter mit dem 22-jährigen Peter Schweda

Für alles offen

Wie diese Zukunft konkret aussehen wird, weiß er aber noch nicht.

„Ich habe noch nichts gehört und habe mich auch noch nicht wirklich umgeschaut, da ich ja mit einem Wien-Verbleib gerechnet habe und nun die Prüfungen auf der Uni anstanden. Mein Manager versucht nun natürlich, ein passendes Angebot für mich einzuholen.“

Dass sich dieses Unterfangen mit Umständen als schwierig herausstellen kann, zeigte die Vereinssuche von Markus Peintner vor gut zwei Jahren. Als Nationalspieler mit dementsprechend Punkten ausgestattet, stand der nunmehrige Villacher vor dem Karriere-Ende. Kein Verein wollte sich den Stürmer ob der hohen Punkteanzahl leisten. Von einem ähnlichen Schicksal geht Pinter zum derzeitigen Zeitpunkt aber noch nicht aus.

„Es ist nicht einfach einen Verein zu finden, weil viele Teams in der Kaderplanung schon sehr weit sind. Dennoch glaube ich, dass sich was Ansprechendes für mich ergeben wird. Ich glaube, ich habe ein ansehnliche Saison gespielt und mich empfohlen. Allerdings hat man keine Garantie und 2,5 Punkte sind natürlich nicht wenig, aber im Moment bin ich noch relativ entspannt.“

Der Schock ist also verdaut, die Prüfungen absolviert und der Kopf nun wieder frei. Zeit, gestärkt in die Zukunft zu blicken.

 „Ich bin für alles offen, auch das Ausland würde mich nochmals reizen. Wer mich kennt weiß, wie gerne ich trainiere und spiele. Ich bin mit dem Herzen dabei, daher ist Aufhören kein Thema. Ich bin der Meinung, dass meine besten Jahre noch vor mir liegen.“

Sebastian Rauch

Punktesystem als Problem

Eine Rolle, die im österreichischen Eishockey oft eine undankbare ist. Als Defensiv-Center der vierten Linie, stürmte Pinter meist mit jungen Kollegen, sollte diese führen und die Scheibe im eigenen Drittel erkämpfen und behaupten. Für Tore und spektakuläre Offensiv-Aktionen waren andere zuständig. Dennoch erzielte er im Trikot der Capitals in drei Saisonen 34 Tore.

„Das ist ein super Nebeneffekt, aber ich war auch so mit meinen Aufgaben in den hinteren Reihen sehr zufrieden. Von dem her, war es schwierig zu verstehen, warum der Trainer ausgerechnet auf mich verzichtet, zumal ich Assistant Captain war und diese Rolle auf dem Eis und abseits davon ausfüllte.“

Zusätzlich wurde Pinter das Punktesystem zum Verhängnis. Als Angehöriger des erweiterten Kreises des Nationalteams und als 28-Jähriger kommt er immerhin auf 2,5 Punkte.

„Die Spieler werden älter, die Punkte gehen rauf und wir waren ohnehin schon am Limit. Da muss der Verein Platz schaffen. Ich verstehe das. Bei Andre Lakos war dies sicher nicht anders.  Diejenigen, die Defensivaufgaben übernehmen und auch noch viele Punkte haben, sind dann leichter abzugeben. Verständlicherweise opfert man natürlich keinen Spieler aus der ersten oder zweiten Linie, um ihn durch einen jungen Crack zu ersetzen“, kennt Pinter die Problematik.

Kein böses Blut

Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen. Die Ablenkung durch die Prüfungen und die Zeit haben die Wunden ein wenig geheilt.  Der Angreifer betont, dass es kein böses Blut zwischen ihm und dem Verein gibt. Im Gegenteil, die Organisation, die Fans und die Stadt werden immer einen besonderen Platz in der Erinnerung des Villachers haben.

„Jeder weiß, wie wohl ich mich in Wien gefühlt habe und wie erfolgreich wir als Team waren. Die Stimmung in der Mannschaft war wirklich top, daher fiel es mir zu Beginn schwer, das Ende zu akzeptieren. Nun habe ich aber ein bisschen Distanz gewonnen und blicke optimistisch in die Zukunft. So ist nun mal das Business.“