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"Die Mannschaft hat immer Vorrang"

Mike Ouellette, Danny Irmen oder Rob Hisey.

Allesamt klingende Namen der österreichischen Eishockey-Szene, die derzeit in aller Munde sind.

Zum Saison-Beginn nach Oberösterreich zu den Black Wings Linz gekommen, mischen die Stürmer aus Übersee die Liga auf und stehen sinnbildlich für den Erfolgslauf der Stahlstädter in dieser Saison. 

Bei all der Euphorie um die starken Ausländer, zu denen auch die Defender Curtis Murphy oder Adrian Veideman gehören, geraten andere Spieler in den Hintergrund.

Oft wurde über die Rolle von Kapitän Philipp Lukas debattiert, der „nur“ in der vierten Linie zum Zug kommt. Nach zahlreichen Erklärungsversuchen von Trainer Rob Daum gegenüber verschiedensten Medien wurde zur Kenntnis genommen, dass dies keine Degradierung sei, sondern Lukas für die Mannschaft unheimlich wichtig ist. Und zwar genau da, wo ihn der Trainer aufstellt.

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Keine Eiszeit in Special Teams

Dass Letzterer im Stande ist vor dem gegnerischen Tor Akzente zu setzen, zeigte er schon in der letzten Saison. Unter Kim Collins gehörte er noch zu den Special Teams, bekam sowohl in Über- als auch in Unterzahl immer wieder Eiszeit. Diesen Platz haben nun andere inne.

Die Tatsache, dass er im Powerplay auf der Bank sitzt, ist für den Teamplayer kein Beinbruch.

„Die Mannschaft hat immer Vorrang und ich habe damit kein Problem. Jeder hat seine Rolle verstanden und daher sind wir auch so erfolgreich.“

Diese Einstellung zu Verein und Mitspielern ist ein Mitgrund warum Oberkofler das „A“ des Assistant Captains tragen darf. Trotz seiner Jugend zeigt dies seinen Stellenwert bei Teamkollegen und Trainerstab. Dennoch misst der gelernte Left Wing seiner Position nicht allzu große Bedeutung zu.

„Ich bin kein lauter Spieler, aber wir haben in der Mannschaft ohnehin nicht so laute Charaktere. Ich versuche mit den Jungen viel zu reden und die Kollegen vor dem Spiel und in der Kabine anzustacheln. Eine richtige Aufgabe hat man als Assistant Captain nicht.“

Statistik verrät nicht alles

Mit einem ähnlichen Schicksal hat Daniel Oberkofler zu kämpfen. Der gebürtige Grazer steht bereits seit 2006 in Linz unter Vertrag und spielt unter Daum gemeinsam mit seinen Landsmännern Martin Grabher-Meier und Martin Mairitsch in der dritten Angriffs-Linie der Oberösterreicher.

Im Vorjahr zeigte der 23-Jährige noch mit 39 Punkten in 58 Spielen auf, in dieser Saison sind es bei nur einem Spiel weniger, lediglich deren 22. Die Vermutung eines Formtiefs liegt bei einem Blick auf die Statistik natürlich nahe. Die Wahrheit ist, dass Oberkofler unter dem neuen Coach einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung gemacht hat.

„Wir sind die dritte Linie und wollen vor allem defensiv unsere Aufgaben erfüllen. Offensiv versuchen wir uns natürlich auch einzuschalten, unser Hauptaugenmerk liegt aber schon auf der Abwehr. Im letzten Jahr hatten wir noch andere Aufgaben“, beschreibt der Stürmer seine neue Ausrichtung unter dem kanadischen Eishockey-Professor.

Im Grunddurchgang hatten Oberkofler/Mairitsch/Grabher-Meier noch Probleme mit ihrer neuen Rolle, wenn der Fokus ein anderer ist, so ist dies kein Freibrief um die Angriffsbemühungen einzustellen.

„So richtig zufrieden können wir mit unserer offensiven Präsenz nicht sein, vor allem wenn man die Regular Season als Maßstab hernimmt. In den Playoffs hat es bis jetzt ganz gut funktioniert, wir hatten gute Möglichkeiten und konnten auch ein paar Tore erzielen“, sieht der Steirer die positive Entwicklung über die Saison.

Insgesamt sieben Treffer steuerte das Trio in der Postseason bei. Beim 6:1 über Ljubljana trafen sowohl Mairitsch als auch Oberkofler.

Daniel Oberkofler beim Bully gegen die Graz99ers

Anlaufstelle für die Jungen

Sein Hauptaugenmerk liegt darauf, den Mitspielern zu helfen und die bestmögliche Integration zu gewährleisten.

„Ich bin schon länger in Linz und weiß, wie das ist, wenn man als Junger in eine neue Mannschaft kommt. Wir haben doch einige jüngere Spieler und ich versuche sie auch abseits der Halle zu unterstützen“, ist der selbst gerade mal 23-Jährige Anlaufstelle für die Jugend.

Von den älteren Spielern kann sich Oberkofler täglich etwas abschauen. Besonders angetan hat es ihm Routinier Curtis Murphy.

„Man sucht sich von jedem das Beste heraus. Die Einstellung, die ein Spieler schon im Training an den Tag legt, ist sehr wichtig. Curtis Murphy ist mit seinen 36 Jahren in diesem Bereich wirklich bewundernswert. Wie er sich auf und abseits des Eises präsentiert ist ein Wahnsinn. Da schaut man schon zu ihm auf und versucht alles mitzunehmen.“

Dass Murphy, seines Zeichens Verteidiger, und nicht Techniker Hisey oder Golagetter Irmen zu den Vorbildern im Team gehören, zeigt, ohne zu viel hinein interpretieren zu wollen, die neue Positionierung und Entwicklung Oberkoflers.

Ein Teil des Puzzles

Er ist bereit neue Wege zu gehen und seine Entwicklung stets voranzutreiben. Mit Daum hat er einen perfekten Lehrer, der sich der Spieler annimmt und in ruhigem Ton versucht, das Beste aus ihren Fähigkeiten herauszuholen.

„Er versucht uns alles sachlich zu erklären. Es passieren Fehler und er zeigt uns, wie wir mit solchen umzugehen haben. Ich habe es noch nicht erlebt, dass er laut wird und denke, das ist schlicht nicht in seinem Naturell.“

Ebenso wenig wie das von Oberkofler, der ruhig und behutsam im Schatten der großen Namen seinen Weg geht und gemeinsam mit Mairitsch und Grabher-Meier ein nicht zu unterschätzendes Stück im Erfolgspuzzle der Black Wings bildet.

Sebastian Rauch