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"Es war eine großartige Serie"

Eishockey-Herz, was willst du mehr?

Als böte ein siebentes Spiel in einer "Best-of-Seven"-Serie nicht schon von Haus aus Spannung pur, so setzten die Black Wings und der VSV für den objektiven Zuschauer bei der alles entscheidenden Partie in Linz noch einen drauf.

Am Ende entschied der regierende Meister aus Oberösterreich sein EBEL-Viertelfinale mit 4:3 für sich. So stand es auch nach packenden 60 Minuten am Sonntagabend.

"Es hat Spaß gemacht" 

Nach sieben Spielen machte letztlich ein Treffer den Unterschied in dieser Krimi-Serie aus und die Black Wings damit zu Halbfinalisten und die Villacher zu Urlaubern.

"Es war eine großartige Serie und es hat Spaß gemacht. Sie haben gut gespielt", gratulierte VSV-Angreifer Derek Ryan den Linzern fair zum Aufstieg.

Doch die Enttäuschung war ihm und all seinen Kollegen über die Maßen ins Gesicht geschrieben. Kein Wunder, wussten die Villacher doch, welche Chancen sie in dieser Partie ausgelassen haben.

Und damit sind konkret zwei Situationen gemeint: Im Mitteldrittel ein 5:3-Powerplay für 1:17 Minuten beim Stand von 2:3. Und im an Spannung nicht zu überbietenden Finish wiederholte sich dieses Schauspiel erneut. Eben ein Herzschlag-Finale einer Krimi-Serie, wie sie im Buche steht.

"Wir haben zwei Tore hergeschenkt"

Robert Lukas und Brian Lebler kassierten kurz vor der Schlusssirene Strafen, damit hatte der VSV die letzten rund 80 Sekunden eine 6:3-Überzahl, da Goalie Jean-Philippe Lamoureux beim Stand von 3:4 natürlich vom Eis ging.

Doch der VSV glich in beiden Fällen nicht aus. Vor allem im zweiten Fall fatal, wie auch Kapitän Gerhard Unterluggauer wusste: "Wir haben zwei Tore hergschenkt."

Teamkollege Marco Pewal schlug in dieselbe Kerbe und ergänzte: "Es ist einfach zäh, so auzuscheiden. Schließlich waren beide Teams ebenbürtig." 

Während VSV-Coach Hannu Järvenpää in der offenen Kabine minutenlang ins Leere starrte und wohl Tage brauchen wird, um sein wiederholtes Aus gegen die Black Wings (2012 als Ljubljana-Coach im Halbfinale 1:4) zu verkraften, versuchte Präsident Gilbert Isep seine Spieler nach einer guten Saison - vergangene Spielzeit schafften es die "Adler" etwa nicht in die Playoffs - aufzurichten.

"Wenn du dich ins Spiel 7 kämpfst und dieses mit einem Tor Unterschied verlierst, dann kannst du keinem etwas vorwerfen."

"Wollte gar nicht mehr hinschauen"

Selbiges gilt freilich auch für die Black Wings, die sich nach zuletzt zwei schlechten Partien zurückkämpften und auch dieses Mal eine 3:1-Führung in einer Serie über die Bühne brachten. Aber das letztlich mit viel Bauchweh.

"Das war nervenaufreibend", hielt etwa Rob Hisey ob der letzten Sekunden in 3:6-Unterzahl fest. "Jeder hat seinen Atem angehalten", schilderte Mike Ouellette die Ansicht auf der Bank. "Ich wollte gar nicht mehr hinschauen", skizzierte Gregor Baumgartner.

Umso größer fiel der Jubel beim Titelverteidiger nach der Schusssirene aus. Erinnerungen ans Feiern der Meisterschaft vergangenes Jahr wurden unweigerlich wach. Dieses Mal war es ebenso bereits ein Finale, ein alles entscheidendes.

"Um solche Spiele zu gewinnen, dafür arbeitest du das ganze Jahr", jubelte etwa Brett Engelhardt, dessen zwei Strafen jeweils zu einem Powerplay-Tor der Villacher führten. "Dann brauche ich ja gar nichts mehr machen", ärgerte sich der US-Amerikaner, der fast das letzte Spiel seiner Karriere absolviert hätte ("Daran denkt man schon") und am Ende ein Happy End feierte, über die Referees.

"Großer Sieg"

"Es ist ein großer Sieg", freute sich der Linzer Head Coach Rob Daum mit seiner Mannschaft. Der Kanadier konnte an diesem Abend auch wieder zufriedener mit seiner Truppe sein, vor allem nach der 1:6-Pleite am Freitag in Villach.

"Das 4:2 war wichtig sowie die beiden Unterzahlspiele mit zwei Mann weniger, die wir ohne Gegentreffer überstanden hatten", resümierte der 55-Jährige nach seinem zweiten gewonnenen Spiel 7 in seiner erst vierten EBEL-Playoff-Serie.

Nicht jede Entscheidung des Schiedsrichters machte den stoischen Cheftrainer an diesem Abend glücklich, vor allem gegen Ende nicht: "Du musst solche Situationen (3:5-Unterzahl, Anm.) dann eben meistern. Aber du hinterfragst natürlich Entscheidungen, vor allem, wenn der Sieg auf dem Spiel steht."

"Du musst Wege finden"

Dafür wird nun die Entscheidung, den VSV im Viertelfinale zu nehmen, nicht mehr allzu sehr hinterfragt, das wäre bei einem Aus gewiss anders gewesen.

So reichte eine durchwachsene Leistung über die gesamte Serie gesehen zum Aufstieg. "Du musst Wege finden, Spiele zu gewinnen, wenn du nicht dein bestes Hockey zeigst. Die ganze Serie über zeigten wir nicht unser bestes Hockey", wusste Daum.

Der Coach war mit der Schlusssirene aber schon wieder in Gedanken ganz woanders, bei einem anderen Kärntner Verein. "Ab diesem Moment standen wir in der Serie gegen den KAC."

Im Gedanken schon beim KAC

Hisey sah es ähnlich: "Wir können uns ungefähr fünf Minuten über diesen Sieg freuen, denn am Dienstag geht es schon weiter."

Und da war doch etwas? Richtig, die Black Wings setzten sich vergangene Saison im EBEL-Finale gegen die Klagenfurter mit 4:1 durch. Nun treffen die beiden Teams im Halbfinale aufeinander.
 
"Das wird eine enge Serie", blickte Engelhardt schon einmal voraus. Ob es noch einmal so eng wie gegen den VSV werden wird, ist wie die Serie an sich offen.
 
Aber der objektive Eishockey-Fan hätte rein gar nichts dagegen.
 
 
Bernhard Kastler