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Die Vienna Capitals melden sich zurück

Die Vienna Capitals melden sich zurück

Jetzt geht wieder alles von vorne los.

Die Vienna Capitals haben die Mammutaufgabe bewältigt und in der EBEL-Viertelfinalserie gegen Fehervar AV19 nach 0:2-Rückstand auf 2:2 gestellt. Damit wurde aus dem best-of-seven quasi ein best-of-three, das am Montag in Ungarn seine Fortsetzung finden wird.

Ausgerechnet Peter

Verteidiger Patrick Peter wurde mit seinem Siegtreffer zum 2:1 in der Overtime zum umjubelten Helden und brachte die mit über 5.000 Fans gefüllte Albert-Schultz-Halle zum Kochen.

„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wir haben alle zusammen super gekämpft, jeder hat für jeden gefightet. Jeder hat seine Checks fertiggefahren. Wir haben hochverdient gewonnen“, strahlte der 21-Jährige nach der Partie.

Dass ausgerechnet Peter das entscheidende Tor erzielt, hätte bei einer Wette wohl einiges eingebracht, schließlich ist der gebürtige Wiener nicht gerade fürs scoren bekannt.

„Mein letztes Tor ist schone lange her, das war glaube ich im November, von dem her war es eine Riesen-Erleichterung“, schmunzelte der Matchwinner und vergaß auch nicht auf den Assistgeber. „Ich hab gewusst, dass Andi Nödl mir den Puck genau dorthin spielt, wo ich ihn brauche, und habe dann einfach draufgehalten.“

„Herz, was willst du mehr?“

Auch Coach Jim Boni war hochzufrieden. Doch es war nicht nur das Ergebnis, die Art und Weise wie die Caps über die gesamte Spielzeit auftraten, war ganz nach dem Geschmack des Kanadiers.

„Es war super Playoff-Hockey und eine starke Leistung meiner Mannschaft. Herz, was willst du mehr?“

Doch Boni wäre nicht Headcoach, würde er auch nach diesem Erfolg nicht ein Haar in der Suppe suchen – und auch finden. „Wir agieren nach wie vor etwas zu kompliziert vor dem Tor.“

In der Tat fanden die Capitals nach Peter MacArthurs Ausgleichstreffer zum 1:1 lange kein Rezept gegen die gut gestaffelte Defensive der Ungarn. Und wenn es doch einmal brenzlig wurde, stand immer noch Christian Engstrand im Tor. Der Schwede brachte die Wiener wie schon in Spiel 2 der Serie ein ums andere Mal zum Verzweifeln und wehrte insgesamt 35 Schüsse ab.

Schiedsrichtergespann sorgt für Unmut

Und als die Scheibe sechs Minuten vor dem Ende dann doch einmal am kurzzeitig orientierungslosen Engstrand vorbei über die Linie kullerte, hatten die Schiedsrichter etwas gegen einen Sieg der Wiener in der regulären Spielzeit.

Die Referees hatten nämlich noch mehr den Überblick verloren als der Keeper und pfiffen ab, bevor der Puck über die Torlinie überquerte.

„Wir hatten etwas Pech mit dem nicht gegebenen Treffer, sind aber fokussiert geblieben und haben Herz und Charakter gezeigt“ maß Boni dieser Szene nicht allzu viel Bedeutung bei. Und auch Siegtorschütze Peter gab sich sportlich fair. „Das muss man akzeptieren, man kann es ohnehin nicht ändern. Wir haben einfach weitergemacht und wollten das nächste Tor schießen.“

Die Fans in der Halle sahen das freilich anders, auf ein wütendes Pfeifkonzert flogen Gegenstände aufs Eis, die Partie musste kurz unterbrochen werden.

Boni hatte so seine Probleme mit manchen Schiedsrichter-Entscheidungen

„Es geht um Millimeter“

Es war nicht die einzige Situation, in der die Unparteiischen im Mittelpunkt standen.

Zu Beginn des Schlussdrittels, als die Caps ohnehin schon Unterzahl waren – Phil Lakos saß in der Kühlbox -  handelte sich Boni wegen Kritik eine kleine Bankstrafe ein. Über eine Minute fünf gegen drei war die Folge.

„Wir waren unterschiedlicher Meinung, dafür hab ich zwei Minuten bekommen. Ganz ehrlich, es war ein sehr schlechter Zeitpunkt“, zeigte sich der Coach selbstkritisch, fand aber gleich wieder lobende Worte für sein Team:

„Sowas schweißt die Mannschaft noch mehr zusammen. Wir sind eine eingeschworene Truppe. Wir schießen vielleicht nicht fünf, sechs Tore, aber wir finden einen Weg zu gewinnen.“

Gerade in den Playoffs, wo es „um Millimeter nicht um Zentimeter geht“, ist dies nun mal alles, das zählt. 

Die Halle bebte

Und auch die zuletzt vom Coach persönlich gerügten Fans trugen ihren Teil zum Sieg bei.

„Ohne diese Stimmung, hätten wir nicht gewonnen, wir brauchen das. Das Publikum war der siebte Mann, es war ein Hexenkessel“, war Boni vom lautstarken Wiener Publikum begeistert.

Auch die Spieler wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten und gingen auf Anordnung von Kapitän Jonathan Ferland entgegen des ungeschriebenen Playoff-Gesetztes nach Spielende noch einmal aufs Eis, um kurz mit den Fans zu feiern.

Ein ganz enges Duell

Ob die Caps auch im fünften Duell mit Fehervar jubeln dürfen, wird man erst am Montag sehen, am Sonntag ist in Ungarn Nationalfeiertag.

Nach zwei Siegen in Folge haben die Kagraner derzeit jedenfalls die besseren Karten. „Das Momentum ist jetzt auf unserer Seite, aber in Fehervar wird es sehr schwer. Wir müssen smart spielen, eng am Mann stehen aber dennoch diszipliniert bleiben. Es wird sicher wieder eine knappe Angelegenheit“, weiß Boni.

Dem pflichtet auch sein Gegenüber Rob Pallin bei: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass es eine Serie über mindestens sechs, vielleicht sogar sieben Spiele werden wird, das ist ein ganz enges Duell.“

Ein enges Duell, das nun wieder bei Null beginnt.

 

Fabian Santner