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EBYSL: Zukunftsprojekt oder Zeitverschwendung?

EBYSL: Zukunftsprojekt oder Zeitverschwendung?

Im ersten Teil des LAOLA1-Themenschwerpunktes "Österreichischer Eishockey-Nachwuchs" gaben wir einen Überblick über die heimischen Leistungszentren. Nun soll die heuer neu gegründete Erste Bank Young Star League (EBYSL) unter die Lupe genommen werden.

Die EBYSL ist eine erweiterte U20-Liga und soll den Sprung vom Nachwuchs zum Profi-Betrieb erleichtern. Jeder EBEL-Verein ist verpflichtet, ein Team für diese zu stellen.

„Jedoch kann die Liga keine Spieler mehr ausbilden, wir können sie nur verbessern“, erklärt Liga-Chef Oliver Pilloni im Gespräch mit LAOLA1 den Hintergedanken. „Ein Spieler mit 19 Jahren wird das Eislaufen nicht mehr erlernen“, so der Ex-KAC-Manager weiter.

Die Liga ist somit eine Mischform aus einer Farmteamliga, wie man sie aus den Vereinigten Staaten kennt, und einer klassischen zweiten Leistungsstufe. In der heurigen Saison nehmen 14 Vereine am Meisterschaftsbetrieb.

Dornbirn mit Sonderstatus

Diese wären mit dem VSV, RB Salzburg, Vienna Capitals, KAC, Black Wings Linz, Graz99ers, HC Innsbruck und den Lower Austria Stars I und den Lower Austria Stars II neun österreichische Vereine.

Mit den Vertretern von Medvescak Zagreb, Olimpija Ljubljana, HC Orli Znojmo, Mladi Jesenice und Fehervar AV19 kommen fünf Klubs aus dem benachbarten Ausland hinzu. Dornbirn bekam für die heurige Saison einen Sonderstatus und muss keine Mannschaft stellen.

Dornbirn bekam eine Sondergenehmigung

Der Modus teilt die Liga in zwei Divisionen mit je sieben Mannschaften auf. Die Playoffs werden in einer „Best-of-three-Serie“ gespielt und beginnen mit dem Halbfinale. Teilnehmer sind die ersten Beiden jeder Gruppe. Die Sieger der Semifinal-Spiele duellieren sich in weiterer Folge um den Meister-Pokal.

Komplizierte Kaderregel

Das Wesentliche an der EBYSL sind die Teilnahmekriterien. Grundsätzlich müssen alle Teams aus Spielern bestehen, die entweder 1993 oder später geboren worden sind. Ausnahmen dürfen aber mit drei Legionären, oder mit zwei sogenannten heimischen „Overager“ gemacht werden.

Im konkreten Fall heißt dies, jede Mannschaft darf zusätzlich entweder drei Plätze an Transferkartenspieler vergeben, oder zwei heimische Spieler nominieren, die älter als 22 Jahre sind (=Overager).

Nachdem drei Viertel des Grunddurchgangs bereits gespielt worden sind, führt Fehervar überlegen vor Jesenice und Ljubljana die Tabelle an. Für den Black-Wings-Linz-Nachwuchschef, Dieter Werfring, hat dies den Grund, dass „bei den nicht-österreichischen Klubs die Spieler schon früher in der Kampfmannschaft eingesetzt werden und diese dadurch in der Nachwuchs-Liga besser sind.“

Generell findet der ehemalige U20-Nationalteam-Coach, dass in der „EBEL zu viele Legionäre“ spielen. Und wenn diese „auf sieben festgeschrieben werden würden, dann müssten die anderen Positionen mit Österreichern aufgefüllt werden. Was somit dem österreichischen Eishockey wieder helfen würde.“

Problem der Ausländer-Regelung

Dem entgegnet jedoch „EBYSL-Commissioner“ Pilloni im LAOLA1-Interview, dass bei der Liga-Zusammenstellung im Sommer das eigentliche Problem zum Vorschein kam:

„Es gibt derzeit kaum Vereine, die U20-Mannschaften stellen können. Abgesehen von den Lower Austria Stars, deren Spieler weit unter 20 Jahre sind, gibt es derzeit sieben EBEL-Klubs mit U20-Nachwuchsspielern. Wie sollen sieben EBYSL-Teams acht EBEL-Klubs versorgen?“ 

Der Linz-Nachwuchsleiter will weniger Legios

Müsste somit die Frage nicht dahingehend lauten: Trägt eine Legionärs-Beschränkung nicht zur Verschlechterung des österreichischen Eishockeys bei?

„Wenn es genug Österreicher geben würde, würden diese auch spielen“, so der Liga-Chef. „Nur es gibt eben nicht genug.“

Die Alpenrepublik braucht mehr Klubs

Der Leistungsunterschied zwischen der letztjährigen Nationalliga und der EBEL kann heuer an den Innsbrucker Haien gesehen werden. Eine Legionärs-Beschränkung würde zu einer massiven Verschlechterung der Liga führen.

Als Lösungskonzept schlägt Pilloni vor, dass ehemalige Bundesliga-Klubs wie zum Beispiel die VEU Feldkirch, Zeltweg oder Kapfenberg dazu gebracht werden müssen, mehr in den Nachwuchs zu investieren.

Zudem wird in Teilen Österreichs die vorhandene Eishockey-Infrastruktur nicht gänzlich ausgeschöpft. Denn es gibt genügend Eishallen, die nicht ganztägig geöffnet sind. Ähnlich wie Alexander Antonitsch, plädiert auch der EBYSL-Chef für eine Erweiterung der Öffnungszeiten.

Zusammenarbeit muss vertieft werden

Der Black-Wings-Nachwuchs-Chef Werfring stößt ins selbe Horn: „Es gibt in Oberösterreich zu wenige Eishallen. Doch wir können den kleineren Klubs bei der Trainer-Ausbildung helfen und ihnen zeigen, wie man Kinder zum Eishockey bringt.“

Die Entscheidungsträger sind sich einig: Im österreichischen Eishockey wird zu wenig miteinander gearbeitet. Es wird zu sehr auf sich selbst geschaut.

Wenn das österreichische Eishockey besser werden soll, dann müssen alle Klubs am selben Strang ziehen. Transferkartenspieler verpflichtend zu reduzieren, wird nicht helfen. Die vorhandenen Eisflächen und Klubs zu vernetzen und gemeinsam zu arbeiten, jedoch schon.

Alexander Planasch

TV-Tipp: LAOLA1 zeigt das Spiel Vienna Capitals gegen den KAC ab 19:10 Uhr im LIVE-Stream.