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Maximal 60 Punkte: Deadlines und Kaderplanungen

Maximal 60 Punkte: Deadlines und Kaderplanungen

In der Erste Bank Eishockey Liga ist die Länderspielpause angebrochen.

Einige Cracks begaben sich gleich nach den Sonntagsspielen auf Kurzurlaub, nicht so die Trainer und Manager, rückt doch das Datum der ersten Kader-Deadline immer näher.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüllerbefasst sich mit den Daten und Regeln der EBEL und beantwortet die wichtigsten Fragen. Darüber hinaus weiß er, bei welchen Teams Entscheidungen bevorstehen.

Wann genau ist die Deadline und wieso ist dieses Datum wichtig?

Die Deadline ist am 19. November um 12 Uhr mittag. Jeder Tauschvorgang, der ab diesem Zeitpunkt ein Team über die Grenze von 60 Punkten bringt, wird gegen das Kontigent von drei Tauschvorgängen (& ein Torhüterwechsel) angerechnet.

Können die Teams danach nur mehr drei Spieler und einen Torhüter dazuholen?

Nein, das gilt eben nur für Teams, die mehr als 60 Punkte aufweisen. Eine Mannschaft wie Ljubljana, die derzeit mit einem Punktewert von 35 Punkten dasteht, könnte noch sechs Legionäre holen, bevor diese Tauschvorgänge überhaupt erst einmal in Kraft treten

Müssen am 19. November alle Spieler angemeldet werden?

Nein, es muss nur (wie bei jedem EBEL-Spiel) ein Grundkader gemeldet sein. Dieser muss zehn Feldspieler und einen Goalie umfassen, das können aber auch irgendwelche Jugendspieler sein. Am jeweiligen Spieltag (12 Uhr) müssen dann die Spieler gemeldet werden, die am Abend zum Einsatz kommen sollen. Bei der Anmeldung nach der Deadline ist der Punktewert verbrannt, selbst wenn sich der Spieler im Abschlusstraining verletzen sollte. Daher warten viele Klubs mit dieser Kadermeldung wirklich bis zum Spieltag am 20. bzw. 21. November mit der Anmeldung der Spieler. Abmeldungen gibt es im eigentlichen Sinn keine, Basis für die Anmeldung ist immer der letzte bei der Liga gemeldete Kader.

Warum wollen Teams schon jetzt Spieler abgeben?

Je mehr Zeit, desto eher könnten die Spieler neue Abnehmer finden und so von der Gehaltsliste verschwinden, das gilt natürlich nur für Leute mit Fixverträgen. Bei Tryouts ist der finanzielle Aspekt ein anderer: Warum noch einen Spieler für drei Wochen bezahlen, wenn dieser gar nicht mehr oder höchstens in zwei Spielen zum Einsatz kommt?

Werner ist nur einer von vielen Grazer Tryouts

60 Punkte – sonst gibt es keine Grenzen?

Doch, allerdings nur eine auf dem Papier: Neben 60 Punkten dürfen auch nicht mehr als 22 Spieler mit Punktewerten (also ohne nationale Unter-24-Spieler) gemeldet sein. Das soll verhindern, dass sich ein Team unbeschränkt mit älteren Inländern eindecken kann. In der Praxis spielt diese Grenze aber keine Rolle.

Für Teams am Punktelimit gilt dann also: Keine Tryouts mehr und nur mehr drei bzw. vier Wechsel?

Ja und nein, wie immer gibt es Ausnahmen. Wird etwa ein Spieler aus Verletzungsgründen (man beachte das Augenzwinkern) durch einen anderen Spieler ersetzt und dann nach einigen Wochen wieder rückgetauscht, gilt das nur als ein Wechsel, nicht als zwei. Um es konkret zu sagen: Graz könnte auf die Genesung von Verlic warten, diesen dann für einen anderen Spieler anmelden. Sollte dieser Tausch dann wieder rückgängig gemacht werden, würde das ganze Manöver nur einen Tauschvorgang kosten.

Ebenfalls möglich, aber bisher noch nicht vorgekommen: Verletzt sich ein Nationalspieler bei den Länderspielen im Februar und fällt für länger als vier Wochen aus (hier ist ein medizinisches Attest notwendig), kann er durch einen anderen Spieler ersetzt werden und dies gilt nicht als Tauschvorgang. Der Haken an der Sache: Die Differenz im Punktewert wird schlagend – ersetzt etwa ein Legionär einen Teamspieler mit einem Punktewert von 2,5 Punkten, wird der Unterschied von 1,5 angerechnet. Falls diese Differenz zum Überschreiten der 60 Punkte beiträgt, ist das ganze Manöver zum Scheitern verurteilt.

Was passiert mit Spielern, die nach dem 19. November abgegeben werden?

Wenn es sich um Österreicher handelt, können diese sowohl innerhalb der Liga als auch ins Ausland wechseln. Für Legionäre gilt das nicht, die EBEL besteht als einzige Liga Europas darauf, dass diese nach dem 19. November nicht mehr ligaintern wechseln dürfen. Doch Regeln sind ja dazu da, um gebrochen zu werden – der letztjährige Wechsel Jeff Ulmers von Ljubljana nach Innsbruck nach der Deadline wurde von der Liga durchgewunken...

Gibt es sonst noch wichtige Eckdaten?

Ja, den 15. Februar um 24 Uhr – danach geht nämlich wirklich nichts mehr. Unabhängig vom Punktestand können keine Spieler mehr verpflichtet oder rückgetauscht werden, die Ligaleitung kann endlich durchatmen.

Soweit die Theorie, wie sieht es derzeit in der Praxis aus – LAOLA wirft einen Blick auf die Personalplanungen der Teams:

 

Olimpija Ljubljana:

 

Die "Drachen" stehen mit 35 Punkten da, die Punkteobergrenze ist nicht einmal mit dem Fernglas auszumachen.


HC Znojmo:

 

Mit ihren 51 Punkten haben auch die Tschechen genügend Spielraum. In späterer Folge soll noch in jeder Formation eine Verstärkung dazukommen.

Nach Verletzungen (Baca, Pavlikovsky, Sova) vor allem in der Defensive.


Fehervar AV19:

 

55,5 Punkte, dazu gehören schon die langzeitverletzten Zoltan Hetenyi und Daniel Koger, die heuer vielleicht gar nicht mehr zum Einsatz kommen.


Dornbirner Eishockey Club:

 

Nach den Abgängen von Adam Miller und Mike Murphy stehen die Vorarlberger mit 55,5 Punkten da, ein Stürmerlegionär als Ersatz für Miller geht sich also noch aus.

Aber auch der völlig ungenügende Guillaume Desbiens ist mehr als nur angezählt und könnte noch vor der Deadline ausgetauscht werden.  

 

HC Innsbruck:

 

Die "Haie"  stehen genau mit 60 Punkten da, davon verschlingen die Österreicher gleich 24. Nur dem KAC kosten die einheimischen Spieler noch mehr Punkte.

 

Black Wings Linz:

 

61 Punkte haben die Stahlstädter derzeit, es war anzunehmen, dass Gregor Baumgartner endgültig aus dem Kader gestrichen würde.

Die Verletzungen von Matthias Iberer und Philipp Lukas könnten aber zu umfangreicheren Personalplanungen oder auch zu einem vorläufigen Verbleib von Baumgartner  führen.

Der bis jetzt torlose Legionär Chad Rau könnte jetzt auch kritischer betrachtet werden.

 

KAC:

 

Auf dem Papier haben die "Rotjacken" 62,5 Punkte, da ist allerdings David Schuller, der noch länger ausfällt, mit dabei. Schon abgerechnet ist Jan Urbas, der von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machte. Kommt jetzt Oliver Setzinger?

Aber egal, welcher (dringend notwendige) Angreifer noch kommt, ein Verteidiger wird gehen müssen. Dabei sollte es sich eigentlich um Kyle Wharton handeln, allerdings muss hier auch der problematische Gesundheitszustand von Mike Siklenka berücksichtigt werden.

Mit dem gerade verpflichteten Jason DeSantis kam ein Verteidiger mit gutem Powerplay-Potential sowie der Fähigkeit, die Scheibe aus dem eigenen Drittel zu führen, hinzu.

 

HC Bozen:

 

Das erste Team, bei dem entscheidende Cuts anfallen. Insgesamt stehen 63 Punkte zu Buche, dazu gehört aber Langzeitverletzte Roland Hofer.

Aber auch mit 61,5 Punkten ist noch ein Spieler zu viel an Bord, am logischten wäre eine Abmeldung des bisher nicht zum Einsatz gekommenen Ersatzgoalies Günther Hell, allerdings ein Faktotum bei den Bozenern.

Der ausstehende Pass für Phil DeSimone (bekam von der Liga zu Saisonbeginn sogar schon einen Punktewert zugewiesen) würde dieses Problem auch bereinigen.

Ebenfalls noch vor der Deadline zu behandeln: Wird Tryout Guntis Galvins durch einen neuen Import ersetzt? Aber auch bisher enttäuschende Offensivspieler wie Derek Nesbitt oder Justin Keller stehen unter kritischer Beobachtung durch Klubchef Dieter Knoll.

 

Vienna Capitals:

 

Auf dem Papier haben die Wiener 64 Punkte, dazu gehören allerdings der langzeitverletzte Ben Gratton sowie Hugh Jessiman, der nach seiner Leistenverletzung zwar wieder fit ist, sich aber um ein neues Team umschauen darf.

Die Capitals suchen als Ersatz bereits einen neuen Angreifer. Tryout Peter MacArthur sollte sicher bleiben, das gleiche gilt auch für Andreas Nödl, der mit seinem Punktewert von 2.5 ohnehin ein „Bonusspieler“ ist.

 

VSV:

 

Bei einem Punktestand von 66,5 Punkten müssen zwei Spieler abgemeldet werden, einer davon sollte eigentlich Sean Ringrose sein. Dieser könnte mit etwas Glück in Italien, Dänemark oder Norwegen unterkommen und so von der Gehaltsliste verschwinden.

Für Francois Fortier (die größte Enttäuschung, bereits dreimal gescratcht) und John Lammers Abnehmer zu finden wäre sicher etwas schwieriger. Frische Verletzungen von Mario Altmann und Brock McBride könnten hier die Entscheidungen aber noch hinausschieben, Klemen Pretnar sollte nach der Pause aber wieder fit sein.

Eine Abmeldung von Ersatzgoalie Thomas Höneckl, wie vor den letztjährigen Playoffs praktiziert, hilft heuer nicht entscheidend weiter.

 

RB Salzburg:

 

Nach der Verpflichtung von Goalie Niko Hovinen sind die Mozartstädter wieder auf 67 Punkten, allerdings fällt ja Luka Gracnar noch länger aus.

Im Rennen zwischen David Meckler und Kyle Beach dürfte Beach bei Ratushny die Nase vorne haben, Meckler wurde durch seinen Agenten schon anderen EBEL-Teams angeboten.

 

Graz99ers:

 

Die Mutter aller Punkteprobleme, am Höhepunkt der Tryoutphase standen 85 (!) Zähler zu Buche.

Allerdings fielen in den letzten Tagen und Wochen schon einige Entscheidungen, manche davon ungewollt.

Andreas Wiedergut wurde von Coach Todd Bjorkstrand eliminiert, Petri Lammaassari (er überzeugte) kehrte nach Finnland zurück, Roberts Jekimovs brach sich den Knöchel.

Der bereinigte Punktewert beträgt damit 75,5, davon kann man auch noch Zintis Zusevics mit seinen vier Punkten abrechnen, der erst nach seiner Einbürgerung als dann punkteloser Spieler angemeldet wird.

Willie Coetzee und Tomas Petruska (beide von Bjorkstrand eigentlich geschätzt) meldeten sich nach ihren Verletzungen wieder zurück und sollten daher an der Verlosung teilnehmen können, dafür fällt Miha Verlic schon seit längerer Zeit aus.

Zwei bis drei Legionäre müssten eigentlich auf der Suche nach dem Netto-Kader auf der Strecke bleiben, der überraschende Abgang von Jyrkkiö (Tryout) und nicht von Marto (Fixvertrag) könnte allerdings eine Lücke im ersten Powerplay-Unit hinterlassen. Zudem lehnte Tyler Scofield die Verlängerung seines Tryout-Vertrags ab.

Im Angriff sollten aus dem Quartett Werner, Zagrapan, Coetzee (alle Tryouts) und Petruska (fix) zwei bis drei Spieler überbleiben.

Die Brutalo-Variante im Kader wäre die des Sonntagsspiels: 13 Legionäre, Topscorer Ganahl und Woger in der vierten Linie, Moderer und Reinthaler gar nicht dabei – das würde für den Rest der Saison null Kadertiefe bedeute und sollte nicht nur aus PR-Gründen kein Thema sein.

Es würde aber nicht überraschen, wenn auch nach der Deadline noch ein überzähliger Legionär Gewehr bei Fuß stehen würde.