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Caps machen es Fans nach - Latendresse nach Linz?

Caps machen es Fans nach - Latendresse nach Linz?

Die schönste Jahreszeit für Eishockey-Fans ist voll in Gange. Die EBEL-Playoffs haben bereits nach dem zweiten Viertelfinal-Spieltag Tempo aufgenommen.

Viele Tore, packende Duelle, doppelte Verlängerungen. Doch was tut sich im Hintergrund? Was sind die wahren Gründen für die Schalappe der Capitals? Und warum hatte der KAC in Spiel 1 der Serie riesiges Glück?

LAOLA1 hat Bernd Freimüller in den Hallen, um alle Infos, Hintergründe und Gerüchte zu sammeln.

Was sich bei den zwei Spielen, die der Ex-NHL-Scout besuchte, getan hat, erzählt er im Scouting Report:

 

Vienna Capitals – Sapa Fehervar 1:4 (Spiel 2, 8. 3.)

Irgendwie eine geisterhafte Atmosphäre in der Schultz-Halle: Nur die ungarischen Fans machten Stimmung, sonst herrschte schon von Beginn an Agonie. Kein Wunder daher, dass die Gäste bald 2:0 in Führung gingen, beim zweiten Treffer fand sich Istvan Bartalis ebenfalls "geisterhaft" alleine vor Matt Zaba wieder.

Ein schmerzhafter Shot-Block von Andras Benk nach 40 Sekunden zeigte, dass die Ungarn bereits im Playoff-Modus waren, die Caps in den gesamten 60 Minuten hingegen nie.

Bezeichnend für den Spielverlauf das dritte Tor der Gäste: Florian Iberer fährt mit der Scheibe hinter das gegnerische Tor und verliert sie fast ohne Gegenwehr, im Gegenstoß filetieren Frank Banham (auch nächste Saison in Szekesfehervar), Kevin Wehrs, Andrew Sarauer und Torschütze Bence Sziranyi mit One-Touch-Hockey die Wiener Defensive.

Wie dünn die Caps-Offensivsuppe ist, bewies der erste Powerplayshift: Mit Michael Schiechl und Danny Bois standen zwei Mann am Eis, die für diese Rolle eher nicht erste Wahl sein sollten. Dabei fehlt von der Standardbesetzung nur Dustin Sylvester (Leistenverletzung beim Abschlusstraining vor dem ersten Spiel).

Die ungarischen Fans stahlen den Capitals-Anhängern in Wien die Show

Die Ungarn bleiben das vielleicht am meisten unterschätzte Team der Liga: Goalie Christian Engstrand lässt sich vom Verkehr vor dem Tor kaum irritieren, vor ihm stehen mobile (Kevin Wehrs, Bence Sziranyi), körperlich starke (Attila Orban) und in sich ruhende Verteidiger (Johan Ejdepalm). Michael Boivin hat dagegen seit längerem sein offensives „Mojo“ verloren, wer immer ihn für die nächste Saison holt, sollte ihm bezüglich seines Hockey Senses auf den Zahn fühlen.

Im Angriff hat Coach Rob Pallin auch keine Schwierigkeiten damit, Youngsters wie Peter Vincze (20) und Csanad Erdely (18) Qualitätseiszeit zu geben. Auch nicht unwichtig: Obwohl Brandon Marino im Lineup über die Saison abgesunken ist, überzeugt er durch Kampfkraft (für einen Karriere-ECHLer wie ihn eher unüblich) und dem wichtigen Führungstreffer in Wien.

Orli Znojmo – EC KAC 4:5 (Spiel 1, 6. März)

Viel länger hätte die Partie für den KAC nicht mehr dauern dürfen, Znojmos Aufholjagd resultierte nach vier Toren en suite nur knapp nicht im Ausgleich. Hauptgrund für die (scheinbar) komfortable KAC-Führung: Innerhalb von 142 Sekunden bauten die Gäste die 2:0-Führung auf ein 5:0 aus, trafen dabei bei vier Schüssen dreimal. Auch der für Chris Holt (bei zwei Toren lückenhaft agierend) eingewechselte Patrik Nechvatal hatte bei seinem ersten Eingreifen kein Glück.

Die Znaimer, eigentlich über knapp 40 Minuten des Spiels die bessere Mannschaft, haben das Problem, dass sie unter Druck leicht die Nerven verlieren, sich auf der falschen Seite des Pucks befinden und in der Defensive unzählige Giveaways produzieren. Bis zum letzten Drittel verstand es der KAC auch, die Mitte des Eises einigermaßen abzusichern und keine Strafen zu nehmen, erst im Schlussabschnitt brachen (fast) alle Dämme.

Bemerkenswert: Mit Grof, Klimicek, Spacek, Novak, Abdul und Klhufek hatte Znojmo sechs vollwertige Spieler auf der Tribüne. Umzingeln könnten die Tschechen den KAC also jederzeit, doch auch in dieser Serie werden die besten Spieler entscheidend sein. Bezeichnend dafür: Oliver Setzingers Tor zum 2:0. Er passte auf den rechten Flügel zu DeSantis, sprintete in ein Defensivloch, nahm den (herrlichen) DeSantis-Pass im vollen Lauf an und traf nach einem schönen „Forehand-Backhand-Move“ in eine winzige Lücke. Ein Klassetor eines (zeitweiligen) Klassemanns, der in diesem Spiel auch physisch dagegenhielt!

Wenig erfreulich für den KAC: Jean-Francois Jacques wurde im zweiten Drittel in die Bande gecheckt und schied nach nur einem weiteren Kurzshift mit einer Schulterverletzung aus. Für das Sonntagspiel meldete er sich aber wieder zurück. Ohne dieses gesehen zu haben, aber zwei KAC-Siege hätten den Spielanteilen wohl eher nicht entsprochen.

Aus der Liga:

Ein interessanter Name könnte nächste Saison am ziemlich veralteten und dünnen österreichischen Spielermarkt auftauchen: Peter Schneider graduiert nach vier Jahren an der „University of Notre Dame“ (Bundesstaat Indiana) und könnte nach Österreich zurückkehren. Wie bei jedem ungedrafteten College-Spieler gilt es auch für den Klosterneuburger herauszufiltern, ob eventuelle Jobs in der AHL und ECHL für ihn attraktiver sind als eine Rückkehr in sein Heimatland. Vor seinen College-Jahren spielte der Flügel in der USHL (Indiana Ice) sowie für Slovan Bratislava, Znojmo und Ceske Budejovice. In seinem Senior Year heuer schaffte er es immerhin, Assistant Captain zu werden. Seine überschaubaren Scorerzahlen (19 Tore in 132 Spielen) sind auch durch das strikte Defensivsystem der „Fighting Irish“ bedingt. Bericht eines Beobachters: „Guter Eisläufer, nicht groß, aber körperlich stark, defensiv verläßlich. Erste Wahl im Penalty Killing.“ Hört sich nach einem brauchbaren EBEL-Tiefenspieler an…

 

Laut Freimüller könnte Latendresse bei den Black Wings landen
Mike Ouellette, Andrew Kozek, Sebastien Piche – die Black Wings Linz holten schon öfters Legionäre von (finanziell) schwächeren Ligakonkurrenten und fuhren damit eigentlich immer gut. Eine Win-Win-Situation für beide Vertragspartner: Linz erhält abschätzbare Qualität zu einem noch vernünftigen Preis, der Spieler verbessert es sich und hat eine Chance auf den Meistertitel. Dem Vernehmen nach nächster Crack aus diesem Beuteschema: Olivier Latendresse von den Graz 99ers, einer der begabtesten Stürmer der Liga, heuer allerdings mit Verletzungsproblemen…