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Rückblick und Ausblick für die "Bottom Four"

Rückblick und Ausblick für die

Das letzte Spiel ist gespielt, die letzten Exit-Interviews absolviert: Mit Ljubljana, Innsbruck, Dornbirn und Graz können sich vier Teams bereits mit den Planungen für die nächste Saison konzentrieren. LAOLA1 wirft eine kurzen Blick zurück und nach vorne:

 

Olimpija Ljubljana:

Im Rahmen ihrer Möglichkeiten legten die Slowenen eine höchst ehrenvolle Saison hin, auch wenn sie den letzten Platz abonniert hatten. Immerhin standen alle Teams außer Bozen und Dornbirn mindestens einmal auf ihrer Abschussliste. Mit ihrer Neutral Zone Trap waren die Laibacher ein stets harzig zu bespielender Gegner.

In der Qualifikationsrunde ging der Truppe von Fabian Dahlem dann der Saft aus, Verletzungen von Schlüsselspielern wie Kyle Medvec und Hunter Bishop erwiesen sich als zu großes Handicap. Bezeichnend aber für die hohe Arbeitsmoral: Selbst mit sieben Ausfällen lieferten die Laibacher in der letzten Runde Graz beim 1:2 noch einen Kampf bis zur letzten Sekunde.

Miika Wiikman

Allerdings: Miika Wiikman konnte den nach Finnland abgewanderten Andy Chiodo weder in der Kabine noch auf dem Eis ersetzen, ohne überragenden Goalie waren selbst die leisen Playoff-Hoffnungen bald verblichen. Doch der Abgang von Chiodo war ein Beispiel dafür, wie wenig Kredit die Slowenen bei Spielern und Agenten haben: Ein Tag Gehaltsverzug reichte schon für seinen Abgang nach Kuopio.

Wie in jeder Saison blieben Gehaltszahlungen für Spieler und Trainer aus, bezeichnend für die Bedingungen die Aussage eines Agenten: „Jeder Spieler hier würde schon ein Angebot aus der dritten schwedischen Liga für 15.000 Euro pro Jahr annehmen.“ Angesichts dieser Umstände kann sich Dahlem hoch anrechnen, die Mannschaft bis zum Ende bei Laune gehalten zu haben, ein Massenexodus wie in den letzten Jahren blieb aus.

Die Slowenen lieferten neben Kampfkraft auch eine der amüsantesten EBEL-Anekdoten: Aufgrund ausbleibender Materiallieferungen stand Tom Zanoski vor einem Spiel gegen Linz nur mehr mit einem Schläger da. Sein ehemaliger Mannschaftskollege Kevin Macierzynski ließ sich erweichen und schenkte ihm einem Stock. Im Spiel traf Zanoski dann gleich mit seinem eigentlichen Schläger, die weiteren zwei Treffer zu seinem Hattrick und einem 5:3-Sieg dann mit der Morgengabe des Linzers. Selten noch galt das Sprichwort „Mit den eigenen Waffen geschlagen“ so wie hier ...

 

HC Innsbruck:

Die Punkteanzahl gegenüber den letzten beiden Saison gesteigert, in der Qualifikationsrunde allerdings wieder ohne Chance und damit Vorletzter: Das Saisonfazit der Haie muss zwiespältig ausfallen. Christer Olsson gab seinem Team im Gegensatz zu seinem Vorgänger Dany Naud weit mehr (Defensiv-)Struktur, die Tiroler waren damit ein weit unangenehmerer und physischerer Gegner als in den zwei (vergeudeten) Saisonen zuvor. Dazu kamen auch bessere Legionäre als zuvor, trotzdem stieß die Mannschaft zu Saisonende an ihre logischen Grenzen, vor allem die Offensive ließ in der Qualifikationsrunde völlig aus.

Eines ist klar: Solange der „Tiroler Weg“ weiter stringent beschritten wird, werden die Innsbrucker nur kleine Schritte nach oben gehen können. Denn: Wer von den einheimischen Kräften hätte bei anderen Teams einen Platz im Lineup gehabt und wenn ja, mit ähnlicher Eiszeit? Vielleicht Mario Huber (endlich in brauchbarer körperlicher Verfassung), Alexander Höller, eventuell noch Stefan Pittl. Aber sonst? Klar, viele leistbare österreichische Alternativen gibt der Markt ohnehin nicht her, aber Spieler, die über drei Jahre kaum EBEL-Tauglichkeit an den Tag legten, werden das auch nächste Saison nicht tun. Durch die geplante Aufstockung von neun auf elf Legionären und dem Abgängen einiger Stammspieler (Pittl, Florian Stern, Höller, Machreich) wird das Tiroler Element aber aufgrund der Punkteobergrenze abnehmen, einige der jahrelangen Mitläufer könnten die Saison auch unter Vorbehalt beginnen.

Jeff Ulmer

Mit Dustin VanBallegooie, Nick Ross (Aussage eines DEL-Managers: „Technisch gut, körperlich nicht“), Andreas Valdix und Jeff Ulmer kommen vier Leistungsträger wieder zurück, vor allem in puncto Offensive gibt es aber weiter Handlungsbedarf. Ideal wäre halt eine Mixtur zwischen den Donati-Brüdern (offensiv gefährlich, aber keinerlei Interesse am Teamgefüge) und dem Duo Kris Beech/Marcus Olsson (wunderbare Charaktere, aber mit sehr limitierter Offensive).

Die Entscheidung, sich von den Goalies Adam Munro (aufgrund schlechter körperlicher Verfassung immer für eine Leistenverletzung gut) und Patrick Machreich zu trennen, war richtig, doch gerade die Torhüterposition ist nicht immer leicht zu evaluieren: Ein ECHL-Mann kann in Europa mit Glück eine bessere Figur machen als ein Ex-NHLer. Die Tiroler suchen jedenfalls ein „Workhorse“, das fast jedes Spiel bestreiten wird.

 

Dornbirner Eishockey Club:

Wie in jeder ihrer EBEL-Saisonen hoben sich die Dornbirner das Beste für zuletzt auf: Praktisch bis zur letzten Sekunde ihres Abschlussspiels in Klagenfurt hatten sie eine Chance auf das Playoff, die Qualifikationsrunde bringt immer das Beste im Team zutage. Allerdings: Eine Chance auf die Top-6 hatten die Vorarlberger zu keiner Zeit, ein desaströser Saisonbeginn machte solche Hoffnungen bald zunichte. Erst als Nathan Lawson als Ersatz für Mike Murphy seine Hüftprobleme bewältigt hatte, hatte das Team (im Tandem mit dem ebenfalls soliden David Madlener) einen guten Rückhalt. Doch zu dünn war der Rest des Personalkostüms, die Verletzung des nachverpflichteten Ryan Kinasewich war auch ein Schlag ins Kontor. Nach dem Abgang von Zdenek Blatny verzichteten die Dornbirner auf einen noch möglichen Legionärsersatz. Hätte der den Unterschied im Rennen um den Playoff-Platz gemacht?

Coach Dave MacQueen setzt großen Wert auf physisches Hockey, was mit der Regelauslegung in der EBEL nicht immer vereinbar ist. Interessant daher, ob er auch in der nächsten Saison Wert auf einen „Rough-and-Tumble-Defender“ ohne Powerplay-Expertise legt. Sowohl Alex Plante in der Vorsaison als auch Garnet Exelby konnten in dieser Rolle dem Team nicht helfen und mit dem weiterverpflichteten Oliver Magnan (ist er schon pragmatisiert?), Alexander Jeitzinger und Robert Lembacher sind die Defensivrollen schon ausgefüllt. Neben Nick Crawford und Jonathan D’Aversa würde ein weiterer Puckmover gut tun, Andy Sertich blieb meist hinter den Erwartungen.

Garnet Exelby

Apropos Defensive: Dass man die ganze Saison lediglich mit sechs Defendern dastand, gab natürlich Anlass zur Kritik, allerdings hatten die Vorarlberger hier Glück: Verletzungen gab es in der Abwehr fast keine, dadurch spielte diese Minimalbesetzung nicht unbedingt eine entscheidende Rolle. Nochmals so einen Drahtseilakt einzugehen, sollte aber nicht angestrebt werden…

An vorderster Front trennte man sich von Adam Miller, Justin DiBenedetto und dem nachverpflichteten Blatny vorzeitig – soviel zum Thema: „Bei Spielern mit EBEL-Erfahrung weiß man, was man hat.“ Auch die Edition „Luciano Aquino 2.0“ war keine Erfolgsgeschichte, wollte er sich doch seinen Platz im Lineup aussuchen. Da verwundert es nicht, dass Aquino, schon in besten Zeiten ein Staat im Staat, von seinem Agenten Klaus Hille bereits im In- und Ausland angeboten wird.

Neben der Neubesetzung einiger Legionärspositionen gilt es auch, den Kader etwas zu verbreitern. Der hünenhafte Oliver Achermann krallte sich gegen Saisonende schon einen Fixplatz im Lineup, Spieler wie Patrick Divjak und Philipp Kreuzer sollten auch weiterhin im Visier der Dornbirner stehen.

 

Graz99ers:

Wie so oft in Graz: Fad war’s nie im Bunker, erfolgreich (leider) auch nicht. Tryout-Spieler kamen und gingen (insgesamt 20 eingesetzte Legionäre), nach einem guten Start fiel die Truppe von Neo-Coach Todd Bjorkstrand stark zurück und verpasste die Top-6. Vize-Präsident Herbert Jerich jr. wollte dann den Coach loswerden, was aber von Präsident Jochen Pildner-Steinburg nicht goutiert wurde. Mit Bjorkstrand, den wohl vor allem sein Zweijahres-Vertrag rettete, spielte die Truppe dann aber eine durchaus gediegene Qualifikationsrunde, auch wenn die Verletzungsmisere der ganzen Saison nie ganz überwunden wurde. Am Ende reichte es wieder um das berühmte „Alzerl“ nicht, ein Dornbirn-Tor mehr in Klagenfurt hätte für den Playoff-Einzug genügt.

Bjorkstrand darf also auch für die nächste Saison den Kader zusammenstellen, immerhin fand er heuer im Niedrigpreissegment mit Matt Kelly, Stephen Werner und Luke Walker einige sehr gute Leute. Problematisch allerdings, dass mit Dany Sabourin ein Spitzenverdiener trotz einer bestenfalls durchschnittlichen Saison weiter unter Vertrag steht. Wie im letzten Sommer musste Bjorkstrand auch jetzt schon bei einigen Anfragen konstatieren, dass potenzielle Offensivgaranten weit über den finanziellen Möglichkeiten der Grazer liegen. Das Team wird sich wohl daher wieder erst im Laufe des Herbstes vervollständigen.

Clemens Unterweger

Mit Olivier Latendresse und Manuel Ganahl werden sich zwei Offensivstützen verabschieden, dazu kehrt auch noch Routinier Anders Bastiansen in seine Heimat zurück.

In der Defensive sind Stefan Lassen und Budo Kovacevic ziemlich redundant – körperlich stark, etwas träge, limitiere Offensive, aber guter Schuss. Als Rechtsschütze sollte hier eher Kovacevic das Rennen machen, ansonsten suchen die Grazer wohl wie alle Teams gute Puckmover und einen Powerplay-Experten.

Hauptproblem der Grazer: Das Fundament an Österreichern ist schon seit Jahren ein sehr kleines, dadurch fallen Verletzungen auch so ins Gewicht. Clemens Unterweger, dessen Breakout-Jahr durch eine Hüftverletzung gestoppt wurde, Daniel Woger, Philipp Pinter, Kevin Moderer, eventuell noch der zum Aushilfsverteidiger umfunktionierte Rupert Strohmeier oder der körperlich schwache Zintis Zusevics - viel mehr brauchbare Österreicher gibt der Grazer Kader nicht her, der Markt aber auch nicht. Doch die heurige Variante mit lediglich drei Linien und einem überspielten Goalie taugt nicht unbedingt als Blaupause für eine weitere Saison ...