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Black Wings als Meister der Konstanz

Black Wings als Meister der Konstanz

44 Spiele sind absolviert, im EBEL-Deutsch: Grunddurchgang, Phase 1.

Wohl der beste Indikator für die Spielstärke eines Teams seit der Einführung dieses Systems vor vier Jahren und dieser sagt, dass die Black Wings Linz die Konstanz für sich gepachtet haben.

LAOLA1 wirft einen Blick auf die Erfolgsbilanz der Linzer:

Wer über die wahre Spielstärke und Leistungskonstanz eines Teams Bescheid wissen will, muss seit vier Jahren, als die Liga mit der Unterteilung in Pick- und Qualifikations-Runde begann, vor allem die ersten 44 Runden (2011/12: 40 Runden, da nur 11 Teams) betrachten.

Linz das Maß aller Dinge

In den anschließenden Partien spielen die Teams nicht mehr alle gegeneinander.

Die Playoffs, auch wenn sie natürlich den Saisonerfolg bestimmen, sind zu sehr von kurzen Leistungshochs oder –tiefs sowie Verletzungen abhängig.

Wer also die letzten vier Jahre hernimmt (zuvor wurde nur 2007/08 so gespielt), sieht die Black Wings Linz als das Maß aller Dinge: Die besten durchschnittlichen Platzierungen, die meisten Punkte und als einziges Team stets in der Pickround!

Und mit einem Meistertitel und zwei Halbfinal-Teilnahmen waren diese Erfolge auch keine brotlose Kunst. Was sind die Gründe für diese Leistungskonstanz? 

Überblick: GD-Platzierungen der EBEL-Vereine sortiert nach Gesamt-Punktezahl

Der Coach:

Kein Zufall, dass diese vier Jahre auch die Ära Rob Daum bedeuten. Zuvor hielt sich auch in Linz kein Coach länger als zwei Saisonen, Mike Zettel, Bill Stewart, Chris Valentine, Jim Boni und Kim Collins waren die Vorgänger von Daum. Alles höchst unterschiedliche Charaktere, einzig ihre nordamerikanische Herkunft verband sie.

Das Engagement von Rob Daum war wie so oft im Leben durch glückliche Umstände begünstigt. Daum war im Sommer 2010 beim damaligen Nationalligisten Dornbirn im Gespräch, diese Spielklasse konnte Daum aber nicht so recht locken.

Als Linz dann ein paar Monate später auf Trainersuche war, erhielt Black Wings-Manager Christian Perthaler den Tipp seines einstigen Mitspielers und Dornbirn-Managers Andi Mayer bezüglich Daum. Der Rest ist Geschichte.

Platz Verein 2015 2014 2013 2012 Platzierungs-Schnitt Gesamtpunkte
1. Black Wings Linz 2 2 6 1 2,75 236
2. RB Salzburg 1 3 8 3 3,25 224
3. Vienna Capitals 4 1 1 8 3,5 215
4. VSV 3 6 4 7 5 205
5. HC Znojmo 5 5 7 10 6,75 194
6. KAC 8 7 5 4 6 193
7. Fehervar AV19 6 10 9 6 7,75 186
8. Graz99ers 9 9 3 9 7,5 181
9. Olimpija Ljubljana 12 12 10 5 9,75 143

Daum ist der perfekte Coach für Linz

Daum und der Mittelweg

Nicht nur aufgrund des sofortigen Meistertitels gilt Daum als der beste Coach der Liga. Neben einer steten taktischen Variabilität findet er auch den besten Mittelweg zwischen einer fordernden Ansprache und der Fähigkeit, Spieler innerhalb ihrer Möglichkeiten agieren zu lassen.

Wo andere Teams fast jährlich zwischen "Hard-Ass Coaches" und "Player’s Coaches" herumlavieren, hat Linz mit dem 57-jährigen Kanadier hier in einer Person den richtigen Mittelweg gefunden.

Auch beim Umgang mit der Öffentlichkeit bewegt sich Daum smart zwischen den Fronten: Kein Einschleimer, der "off-the-records" seine Klagen und Klub-Geheimnisse ausplaudert, andererseits stets auskunftsfreudig und auch nach Niederlagen meist seine Contenance bewahrend.

Das Umfeld:

Klar ist, der richtige Coach nimmt eine Menge Druck und Arbeit vom Manager weg.

Christian Perthaler konnte sich in den letzten Jahren vor allem auf die Sponsoren-Betreuung und den Hallen-Umbau konzentrieren, hat aber gegenüber anderen Amtskollegen, die aus der Marktetingecke kommen, einen Vorteil:

Im Fall der Fälle kann er mit dem Trainer sportlich auf Augenhöhe diskutieren und aufgrund seines Eishockeybackgrounds begründete Vetos einlegen oder Zusatzinformationen einholen.

Perthalers sportlicher Background hilft enorm

Perthaler und Daum ergänzen sich perfekt 

In Sachen Spielersuche hat sich das Aufgabengebiet in den letzten Jahren etwas verschoben. War Daum zu Beginn noch vor allem für die Legionäre zuständig, kann er nach vier Jahren in Österreich nun auch den einheimischen Markt einschätzen, zumindest wenn es um ältere Spieler geht.

So sind Spieler-Akquisen und –verhandlungen nun ein von Daum und Perthaler geteiltes Aufgabengebiet, logisch nur, dass die nordamerikanischen Kontakte des Coaches im Fall der Fälle immer noch höher anzusiedeln sind.

Weiters entscheidend: Kennt in der Eishockey-Szene außerhalb von Linz jemand Präsident Peter Freunschlag?

Zugegeben, Klubchefs, so sie nicht absolute Selbstdarsteller sind, treten meist erst bei sportlichen Misserfolgen ins Rampenlicht, aber Freunschlag gibt seinem Personal freie Hand und läßt sich auch bei Fragen zur Liga nicht zu populistischen Aussagen hinreißen.

Konstanz in der Kaderbildung

Für einen Scout waren die Black Wings sicher das langweiligste Team der letzten Jahre, da sich der Kern der Mannschaft kaum veränderte.

Zu Beginn seiner Ära musste Daum das Team zwar völlig umkrempeln, doch seither gibt es Jahr für Jahr nur punktuelle Korrekturen.

Diese Trends stechen vor allem ins Auge:

1. Keine Monumental-Flops

Selbst Spieler wie Justin Kurtz, Brett Engelhardt oder Chad Rau, die sich vorzeitig oder nach einer Saison verabschieden mussten, waren Durchschnitt oder knapp darunter. Wenn dein schwächster Legionär schon ok ist, bedeutet das natürlich, dass dein Team gut aufgestellt ist, was sich dann auch in der Leistungskonstanz widerspiegelt.

Die einzig richtig schlechte Personalentscheidung der letzten Jahre war die Weiterverpflichtung von Goalie Alex Westlund. Zugegeben, den langjährigen Stammtorhüter nach dem Meistertitel wegzuschicken, wäre nicht leicht gewesen. Sentimentalität siegte in diesem Fall über Ratio.

Doch seine ungenügenden Leistungen, kombiniert mit einem "Championships Hangover", sorgten dann auch für die einzige schwächere Saison 2012/13.

MacDonald ist gut genug für Linz

2. Gut ist manchmal gut genug

Die Black Wings tauschen Spieler nicht um des Tauschens willens.

Bestes Beispiel: Franklin MacDonald. Natürlich könnte man sich auf seiner Position verbessern, aber mit etwas Pech auch verschlechtern.

"Wir wissen, was wir an ihm haben und wie er in der Kabine ist, das ganze noch zu einem vernünftigen Preis", so Daum über den kanadischen Defensiv-Spezialisten. 

3. Niederlagen gehören zum Sport

So groß natürlich die Enttäuschungen nach den Halbfinal-Niederlagen der letzten zwei Jahre waren, kam es trotzdem zu keinen Überreaktionen.

Im Gegensatz etwa zu Wien, wo nach einer dominaten Saison eine Final-Niederlage gegen den KAC ein Drittel des Kaders von Bord spülte, behielten Daum und Perthaler auch nach Entäuschungen die Nerven und drehten die Stellschrauben nur geringfügig.

Garantien für Playoff-Erfolge gibt es ohnehin keine, aber eine gewisse Kaderkonstanz sorgt sicher für einfachere Saisonstarts und damit weniger nervenaufreibende Grunddurchgänge.

Das Budget:

Natürlich kann Linz mit den Liga-Größen wie Salzburg oder KAC budgetmäßig nicht einmal annähernd mithalten.

Allerdings wird auch in der Stahlstadt nicht mit Kieselsteinen bezahlt, die Oberösterreicher werden wohl in der nächsten Saison endgültig an Wien vorbeiziehen, wenn es um die reinen Spieleraufwendungen geht.

In Linz hat man realisiert, dass auf den Schlüsselpositionen wie etwa Offensivverteidigern, Nummer-1-Centern oder Goalgettern am Flügel ein gewisses Geld in die Hand genommen gehört. Dass Spieler aus dem Discounter-Regal diese Rollen einnehmen können, wäre ein Irrglaube, das weiß man in Linz besser als bei so manchem Liga-Rivalen.

Piche und Co. nagen nicht am Hungertuch

Keine exorbitanten Gehälter

Umgekehrt heißt das natürlich nicht, dass man Spieler mit Geld zuschütten kann. Viele Transfers – etwa von einigen Ex-Spielern von Rob Daum - scheitern auch an einer gewissen Obergrenze.

Sechsstellige Netto-Gehälter gibt es keine, doch Spieler wie Curtis Murphy, Brad Moran oder Sebastien Piché nagen sicher nicht am Hungertuch. Auch die etablierten einheimischen Kräfte werden leistungsgerecht bezahlt.

Linz verfügt über einen breit aufgestellten Sponsorenpool, der Hallen-Ausbau war vor allem im VIP-Bereich ein Faustpfand für die Zukunft.

Weiters ein Vorteil: Die Personalkosten bei Heimspielen sind im Gegensatz zu anderen Teams sehr überschaubar, da größtenteils auf Volunteers basierend. Das Kuchenbuffet zu Gunsten des Nachwuchses verbreitet in Linz noch stets familiären Charme.

Wie sieht es um die Zukunft in Linz aus?

Unabhängig vom weiteren Saisonverlauf steht im Sommer doch ein größerer Umbau an. Rob Daum geht zwar in das letzte Jahr seines Vertrags, eine großzügige Ausstiegsklausel könnte die Planungen der Linzer aber auch noch Wochen nach Saisonende ins Wanken bringen.

Allerdings würde es für ihn wenig Sinn machen, seinen seit dem Meistertitel gut dotierten Vertrag gegen jenen bei einem DEL-Nachzügler einzutauschen.

Auf Spielerseite würde eine Weiterverpflichtung von Murphy, Moran oder Mike Ouellette doch überraschen, Piché wird nur sehr schwer zu halten sein, unmöglich ist dies aber auch nicht.

Bei den einheimischen Kräften stehen hinter Brian Lebler (Schweden?) und Matthias Iberer (Karriereende?) mehr oder minder große Fragezeichen, dafür liegt Fabio Hofers Zukunft nach seiner Knieverletzung weiter in Linz.