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"Wir wollen Linz eine lange Serie liefern"

„Hut ab vor meiner Mannschaft!“

Jim Boni war nach dem 5:4-Sieg der Vienna Capitals über die Black Wings Linz nach doppelter Overtime und dem damit verbundenen 1:1-Ausgleich in der best-of-seven-Halbfinalserie sichtlich stolz auf sein Team.

Linz rettet sich erneut in die Overtime

Das durfte er auch, schließlich hatten die Caps wie schon im ersten Spiel des Playoff-Duells bis kurz vor Schluss geführt, nur um dann gegen die Comeback-Spezialisten aus der Stahlstadt erneut aufgrund eines späten Gegentreffers in die Overtime zu müssen.

Jubelten die Linzer in Spiel eins 36 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit über den Ausgleich, so zeigte die Uhr in der Albert-Schultz-Halle diesmal sogar nur mehr 21 Sekunden an, als Andrew Kozek die Scheibe ins Tor stocherte.

„Es war ein Schock, das hat man in der ersten Verlängerung auch gemerkt. Linz war zu diesem Zeitpunkt das bessere Team, Matt Zaba hat uns da im Spiel gehalten“, zollte Boni dem Gegner und seinem Goalie gegenüber LAOLA1 Respekt.

Fast perfektes Powerplay der Black Wings

Vor allem als Zaba wegen Spielverzögerung eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt bekam, stockte den Caps-Fans der Atem, hatten die Linzer doch bis dahin jede Überzahl-Möglichkeit ausgenutzt und sich so überhaupt erst in die Verlängerung gerettet.

„Den ersten Gegentreffer kannst du nicht verteidigen, das war ein Schuss aus einem eigentlich ungefährlichen Winkel. Das zweite Tor haben sie sehr gut herausgespielt und das dritte ging vom Knie unseres Defenders rein. Insgesamt hatten sie im Powerplay etwas Scheiben-Glück“, nahm Boni seine Penalty-Killing-Units jedoch in Schutz.

Was ihn störte war vielmehr, dass Linz überhaupt wieder in die Partie finden konnte, lag sein Team doch nach 23 Minuten mit 3:0 in Führung.

„Wollten zu schön spielen“

„Wir wollten zu schön spielen, haben viele Pucks im Mitteldrittel verloren, anstatt die Scheibe tief zu spielen. Eine Mannschaft wie Linz nützt das natürlich aus, das darf in Zukunft nicht mehr passieren, da müssen wir intelligenter sein“, mahnte der Coach.

Vor allem die Forechecks, die die Wiener zuvor noch intensiv betrieben und den Gegner damit oft in Bedrängnis gebracht hatten, blieben aus.

„Unser Speed und unser Forecheck sind unsere größte Stärke. Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir das ausnutzen“, monierte Boni und fügte an: „Wir dürfen uns nicht vom Spielstand beeinflussen lassen. Ob wir 1:5 hinten sind oder 4:0 führen, muss meiner Mannschaft egal sein. Wir wollen immer agieren, nie reagieren.“

Partie ständig auf Messers Schneide

Doch nach dem Anschlusstreffer zum 3:4 aus Linzer Sicht durch einen Piche-Hammer kurz nach Beginn des Schlussdrittels agierten fast nur mehr die Gäste, und das obwohl sie nur mit drei Linien spielten, während die Caps durchgehend vier Reihen aufs Eis schicken konnten.

„Wie die Linzer das mit drei Linien durchgehalten haben, war schon beeindruckend. Piche steht praktisch durchgehend auf dem Eis. Die Luft in Oberösterreich muss gut sein“, konnte Boni nach dem knappen Sieg sogar scherzen. Der 51-Jährige gab aber zu, dass ihn die packende Partie einige Nerven gekostet hatte.

„Es war ein Wellental der Gefühle. Das Spiel stand eigentlich ab dem 2:3 ständig auf Messers Schneide, da entscheiden Millimeter, Linz hätte genauso gewinnen können.“

Glücklicheres Ende für die Caps

Doch im Gegensatz zu Spiel 1 stand das Glück diesmal auf Seiten der Hauptstädter, und so schwappte das Momentum in der zweiten Verlängerung erneut über und Peter MacArthur, der in der 78. Minute noch an der Außenstange gescheitert war, beförderte die Scheibe nach insgesamt 81:51 Minuten zum 5:4 über die Torlinie.

„Wir haben uns in der Pause wieder auf unsere Stärken besonnen, wir wollten diesen Sieg unbedingt und haben ihn auch errungen. Ich bin glücklich, dass es diesmal gut für uns ausgegangen ist“, sprach Boni noch ein letztes Mal die Niederlage im ersten Duell an, ehe er schon an die Zukunft dachte: „Wir wollen Linz eine lange Serie liefern.“ 

Darüber würde sich wohl jeder Eishockey-Fan freuen. Vor allem, wenn es in dieser Tonart weitergeht und die Duelle weiter so spannend bleiben.

Boni jedenfalls hätte nichts dagegen: „Ich habe schon ein paar Spiele mitgemacht, die bis in die zweite Overtime gingen. Eine dritte habe ich noch nie erlebt, aber ich will nichts verschreien, wer weiß, was in dieser Serie noch passiert.“

 

Fabian Santner