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Black Wings wollen endlich einmal vorlegen

Black Wings wollen endlich einmal vorlegen

Bloß kein Beinahe-Comeback mehr.

Die Black Wings Linz haben keine Lust mehr, einem Rückstand hinterherzulaufen und sich mühsam heranzukämpfen, nur um am Ende doch wieder mit leeren Händen dazustehen.

Zwei Seiten der Medaille

Was zweimal gegen Bozen und in Spiel 1 gegen die Vienna Capitals  noch gut ging, scheint nicht mehr zu funktionieren: Die Comeback-Qualitäten der Linzer sind etwas ins Stocken geraten.

"Klar kann man etwas Positives daraus ziehen, wenn man sich zurückkämpft, andererseits muss man sich auch fragen, warum man überhaupt erst in diese Situation gekommen ist“, erinnert Rob Daum daran, dass es immer zwei Seiten der Medaille gibt.

Für Fans gibt es zwar kaum etwas Aufregenderes, als zuzusehen wie die eigene Mannschaft eine sicher verloren geglaubte Partie noch in einen Sieg verwandelt. Die Spieler würden sich diesen Kraftakt allerdings gerne sparen.

Und Trainer sehen es ohnehin nicht gerne, wenn ihr Team zurückliegt.

Linz mit Anlaufschwierigkeiten

Denn bisher starteten die Stahlstädter in jedem Spiel der Halbfinalserie gegen die Vienna Capitals etwas behäbig. Man hatte fast den Eindruck, dass sie von der Aggressivität der Caps etwas überrascht waren.

„Wir hatten immer einen schlechten Start, haben nicht gleich in die Partie gefunden und waren von ihrer Überlegenheit und Spritzigkeit etwas überrumpelt“, gibt Verteidiger Daniel Mitterdorfer unumwunden zu, fügt aber an: „Je länger das Spiel ging, umso besser haben wir reingefunden.“

Doch nicht nur gegen die Hauptstädter brauchte der Linzer Motor etwas Zeit, um auf Touren zu kommen, schon in der Viertelfinal-Serie gegen Bozen lief Daums Mannschaft immer wieder einem Rückstand nach.

Last-Second-Treffer blieb aus

In Spiel sieben lag man nach 3:45 Minuten 1:2 zurück und drehte dann im Mitteldrittel auf, im unter Linzer Anhängern schon legendären Spiel 5 holte man ein 0:3 und ein 1:4 im Schlussabschnitt auf. Der Siegtreffer von Jason Ulmer fiel dabei erst in der letzten Minute.

Auch im ersten Duell gegen die Caps wurden die Linzer ihrem Ruf gerecht und retteten sich 36 Sekunden vor dem Ende in die Overtime, in der Brian Lebler schließlich zum Sieg traf, und in Spiel 2 glich Andrew Kozek sogar erst 21 Sekunden vor der Sirene zum 4:4 aus.

Diese Partie ging dann aber bekanntlich in der zweiten Verlängerung an die Capitals, weswegen Daum auch nichts Gutes daran finden kann. In Spiel 3 blieb den Linzern der Ausgleichstreffer verwehrt.

"Es gibt keinen moralischen Sieger"

"In den Playoffs zählt am Ende nur der Sieg. So etwas wie einen moralischen Sieger gibt es im Profi-Sport nicht, das ist etwas für Jugend- und Freizeit-Teams“, analysiert er nüchtern.

Daum ist vielmehr der Überzeugung, dass solche Niederlagen der Mannschaft eher schaden denn nutzen.

"Es ist sehr enttäuschend, wenn man ein Spiel so verliert.“ Denn zusätzlich zur psychologischen Komponente kommt noch der physische Aspekt solcher Aufholjagden.

Capitals mit mehr Reserven

"Wir mussten uns schon gegen Bozen ständig zurückkämpfen, jetzt auch in den ersten drei Partien gegen die Caps, das kostet natürlich sehr viel Kraft“, weiß ist der Kanadier, der  dennoch ein Lob für seine Mannschaft übrig hatte: "Ich war erstaunt, wieviel Kraft wir am Ende der Spiele noch hatten. Das hat mich beeindruckt.“

Denn während die Capitals fast ständig mit vier Linien spielen, müssen die Linzer aufgrund des kleineren Kaders und Verletzungspech meist mit drei Angriffsreihen auskommen und Defender Sebastien Piche steht ohnehin fast durchgehend auf dem Eis.

"Je länger die Serie dauert, umso mehr kann das ein Vorteil für uns werden“, ist sich auch Caps-Coach Jim Boni dieses Vorteils bewusst.

Mitterdorfer ortet keinen Kräfteverschleiß

Mitterdorfer hingegen sieht keinen Kräfteverschleiß bei den Oberösterreichern und glaubt, dass die Mannschaft genügend Zeit hat, um wieder Kraft zu tanken. „Wir versuchen uns nach jeder Partie so gut wie möglich zu regenerieren. Wir sind körperlich weiterhin gut drauf.“

Der 25-jährige Tiroler gibt aber zu, dass die Hauptstädter einem mit ihrer auf harten Forecheck ausgelegten Spielweise alles abverlangen. „Die Caps machen das sehr gut gegen uns. Da musst du jedes Quäntchen Energie in die Waagschale werfen. Wenn sich uns eine Chance auf ein Tor bietet, müssen wir diese nutzen, viele bekommt man nämlich nicht.“

So gesehen wäre es dem Verteidiger dann doch recht, wenn die Serie nicht über sieben Spiele ginge und auch weitere Aufholjagden braucht er eigentlich keine mehr.  „Klar, wir versuchen den Zuschauern und Fans in jedem Spiel tolles Eishockey zu liefern. Trotzdem hoffe ich, dass wir die Serie schnell gewinnen“, grinst er.

Mit dieser Meinung steht er in Linz wahrscheinlich nicht alleine da.

 

Fabian Santner