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"Peter der Große" dankt ab

Im österreichischen Volleyball geht eine Ära zu Ende.

Der Ewig-Streitbare, der Hans-Dampf-in-allen-Gassen, der Verbal-Wuchtel-Fabrikant, der von sich selbst sagt „Die Macht bin ich“ zieht einen Schlussstrich.

Ja, gemeint ist Peter Kleinmann.

Der 66-Jährige tritt als geschäftsführender Präsident von Rekordmeister hotVolleys zurück.

In seinem Amt als Oberhaupt des heimischen Verbandes (ÖVV) bleibt er erhalten. Laut eigenen Angaben allerdings nur noch bis 2016. „Ich will nicht mit 70 den Jungen noch sagen, was sie tun sollen. Schließlich weiß ich noch, was ich mir in meiner aktiven Zeit gedacht habe, wenn ein 70-jähriger Funktionär geglaubt hat, er müsse mir was erzählen“, schmunzelt Kleinmann.

Sponsoren zahlen nicht

In insgesamt 52 Jahren im Vereins-Volleyball, davon 38 bei den hotVolleys und dessen Vorgänger-Klubs, schwang sich Kleinmann zum großen Macher am heimischen Netz auf. Laut seiner Rechnung haben die Hauptstädter unter ihm alle ihre insgesamt 231 Titel errungen.

Mit der Herren-Kampfmannschaft waren es 18 Meisterschaften sowie 14 Cup-Siege. Auf internationalem Parkett stehen der Einzug in das Final Four der Champions League 2000 sowie drei Siege in der Mitteleuropa-Liga zu Buche.

Doch nun soll plötzlich Schluss sein.

Die Gründe für seine Entscheidung, mit der er schon länger kokettiert, sind laut Kleinmann in erster Linie finanzieller Natur. „Der Verein hat Zahlungs-Ausstände in Höhe von 611.000 Euro, ich habe dem Verein von meinem persönlichen Vermögen 250.000 Euro gegeben“, wünscht er sich eine Befreiung aus dieser – wie er es nennt – „persönlichen Geiselhaft“.

„Das ist Geld, das ich mir eigentlich für die Pension gespart habe. Diesen Stress möchte ich mir in Zukunft nicht mehr antun. Zudem hat es eine persönliche Enttäuschung mit einem Mitarbeiter gegeben.“

Verantwortlich für die finanzielle Situation sind laut Kleinmann vor allem Sponsoren, die (noch) nicht gezahlt haben. Darunter eine russische Firma aus dem Dunstkreis der Gazprom, die seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise den Geldhahn einfach zudrehte. „Da ich schlecht den Putin anrufen kann, sind mir da die Hände gebunden. Aber bei anderen werden wir die Einhaltung der Verträge einklagen.“

Abschied aus dem Budo-Center

Vor diesem Hintergrund fällt es schwer vorherzusagen, wie es mit den hotVolleys weitergeht. Die Entscheidung um die Nachfolge an der Spitze des Klubs soll im Rahmen einer Generalversammlung Mitte Juni fallen. Einen Namen eines aussichtsreichen Kandidaten nennt Kleinmann vorerst nicht.

Ob der Tabellen-Dritte überhaupt in der kommenden Saison wieder an der Austrian Volley League (AVL) teilnehmen kann, stehe „in den Sternen“. Ein Rückzug in die zweite Liga scheint plausibel.

Wo die Heimspiele ausgetragen werden, ist ebenfalls offen. Kleinmann wird aus dem insgesamt fünf-jährigen Pachtvertrag mit der Stadt Wien für das Budo-Center mit 30. Juni nach drei Jahren aussteigen. „Aber eine neue Spielstätte für die Kampfmannschaft zu finden, ist kein großes Problem.“

Zuletzt machten Meldungen die Runde, wonach die Basketballer von BC Vienna im Budo-Center ihre neue Heimat finden könnten. Kleinmann wollte diese Gerüchte weder bestätigen, noch dementieren.

Nachwuchs-Teams sollen bestehen bleiben

Ein größeres Anliegen ist Kleinmann der Erhalt der aufgebauten Infrastruktur im Nachwuchs-Volleyball samt Akademie, die insgesamt 50 Teams umfasst. Die Führung des Jugend-Bereichs übernehmen künftig Charlotte Schützenhöfer und Nina Sawatzki. Für die Aufstellung des notwendigen Budgets von 100.000 Euro will Kleinmann sorgen.

Zudem steht er noch in Verhandlungen mit weiteren Partnern über eine ebenfalls bereits zugesicherte Summe von 450.000 Euro, welche das Überleben der hotVolleys garantieren und ihn selbst vor einem weiteren Griff ins persönliche Sparschwein bewahren soll.

In Bezug auf deren Zahlungsmoral ist Kleinmann durchaus zuversichtlich, auch wenn er mit etwas geläuterter Stimme ergänzt: „Was Leute sagen, ist fürn A… . Es zählt nur, was sie tun.“

Reinhold Pühringer