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Psychischer Knacks, aber Blut geleckt

Psychischer Knacks, aber Blut geleckt

Hypo Tirol sah sich nach dem 3:2 bestätigt.

Allerdings weniger, weil der Titelverteidiger in der „Best of five“-Finalserie auf 1:0 gestellt hat, sondern viel mehr, weil man davor zu Recht vor der Stärke Aich/Dobs gewarnt hatte.

Die Kärntner brachten die Innsbrucker in deren USI-Halle an den Rand der ersten Saison-Niederlage in der Austrian Volley League. „Wir haben den Sieg letztendlich aber selbst aus der Hand gegeben“, war auch Manager Martin Micheu ein klein wenig überrascht über die Darbietung seiner Sechs.

Final-Premiere in Bleiburg

Der starke Auftritt in der Fremde lässt die Brust Aich/Dobs vor den nun folgenden Heimspielen am Donnerstag und Montag (jeweils um 20:15 Uhr) weiter anschwellen.

Zudem sind es die ersten AVL-Finalspiele, die in der Bleiburger Halle, in der die Micheu-Sechs seit dieser Saison spielt, über die Bühne gehen. „Über 1.000 Leute gehen rein. Ich hoffe, dass es ein wahrer Hexenkessel wird“, so Micheu, der mit seiner Truppe davor im slowenischen Prevalje spielte.

Im LAOLA1-Interview zieht er die Lehren aus dem ersten Aufeinandertreffen, erklärt das Zustandekommen des Barutov-Engagements und warum bei Aich/Dob kaum Österreicher spielen:

LAOLA1: Herr Micheu, wie fällt das Resümee des 2:3 mit etwas Abstand betrachtet aus?

Martin Micheu: Neutrale Zuschauer haben mir in Innsbruck bestätigt, dass wir die moralischen Sieger waren. Meiner Meinung nach waren wir stärker und haben den Sieg letztendlich selbst aus der Hand gegeben. Vor dem Spiel hatte ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass wir uns so stark präsentieren. Dass wir mindestens gleichwertig waren, hat mich schon überrascht. Umso mehr ist es schade, dass es am Ende nicht gereicht hat.

LAOLA1: Die Vorfreude auf die nun anstehenden Heimspiele ist dadurch wohl noch gesteigert worden.

Micheu: Na klar! Wir bauen auf unsere Heimstärke und unsere Halle. Allerdings wird es nicht leichter, weil der Gegner uns nun kennt. Ich glaube, dass sie uns in Innsbruck doch nicht so stark erwartet haben. Jetzt haben sie auch Ivalyo Barutov kennengelernt und sind gewarnt. Für uns ist es wichtig, dass wir locker reingehen. Meine Mannschaft ist psychisch ein bisschen angeschlagen. Eine Niederlage, wenn man so kurz vor dem Sieg steht, ist schon ein Dämpfer.

LAOLA1: Stichwort Barutov: Wie kommt man als österreichischer Klub an so einen Klasse-Mann?

Micheu: Er ist einer der besten Spieler, die in den vergangenen Jahren in Österreich gespielt haben. Er hat rund 60 Mal für Bulgarien und zehn Jahre lang in der türkischen Liga gespielt. So einen bekommst du als österreichischer Verein im Normalfall nicht, außer du hast so viel Geld. Wir hatten Glück, ihn durch unsere Kontakte für zwei Monate zu holen. Er hatte Probleme in Saloniki, weshalb er von dort weg wollte. So ergab sich die Chance für uns.

LAOLA1: Wird ihn Aich/Dob halten können oder ist das illusorisch?

Micheu: Da müssen wir realistisch bleiben. Er hat schon etliche Angebote. Das würde unser Budget nicht aushalten. Wir gehen davon aus, dass er nach der Saison wieder weg ist. Außer es passiert noch etwas Unerwartetes. Aber er gehört zu einer Kategorie von Spielern, die für nicht leistbar ist.

LAOLA1: Zurück zum Spiel: Während der Timeouts im Spiel ist auffallend, dass Sie sich in ihrer Trainer-Rolle eher zurückhalten, die Spieler werken lassen.

Micheu: Nach außen hin mag das vielleicht ein wenig chaotisch wirken, aber die Taktik ist im Prinzip genau vorgegeben. Wir haben sehr routinierte Spieler, von daher mische ich mich da nicht zu viel ein, was ich ohnehin noch nie gemacht habe. Zudem herrscht auch eine Art Aufgabenteilung. Das passt ganz gut, wie man auch an der Leistung gesehen hat. Wenn du Leute wie einen Van de Loo, einen Satler oder einen Barutov hast, dann brauchst du nicht mehr viel reden. Die wissen, was in solchen Situation zu tun ist.

LAOLA1: Lobende Worte für eure Leistung hat es auch von der Seite des Teamchefs Michael Warm gegeben. Er fand es lediglich schade, dass ihr in Innsbruck ohne Österreicher gespielt habt. Welche Philosophie verfolgt Aich/Dob diesbezüglich?

Micheu: Für einen österreichischen Weg gibt es nur zwei Varianten. Entweder es baut mir jemand eine Infrastruktur mit einer Uni hierher, damit ich Österreicher herhole, oder ich mache Spitzen-Volleyball mit Nachwuchs, wo ich 15 andere Mannschaften hinten dran habe. Ich kann nicht mehr machen. Wo soll ich bei Aich/Dob bitteschön Österreicher hernehmen? Das soll mir einmal jemand erklären. Sicherlich ist es unser Ziel, den einen oder anderen Österreicher einzubauen. Ich habe Zass und Wohlfahrtstätter vor der Saison super Verträge angeboten, sie wollten nicht. Und nur Österreicher zu holen, damit ich Österreicher habe, dafür ist mir die Zeit zu schade. Ihnen dann vielleicht auch noch Geld zu geben, was im Ausmaß hinten und vorne nicht passt, das mache ich nicht. Auch die Qualität muss stimmen.

Das Interview führte Reinhold Pühringer