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Moser kann Sensationslauf noch nicht realisieren

Moser kann Sensationslauf noch nicht realisieren

Eine alte Tennis-Floskel lautet: „Es kann ganz schnell gehen.“

Wie schnell es wirklich gehen kann, erlebt derzeit Lisa-Maria Moser.

Noch vor wenigen Tagen bereitete sich die 22-jährige Grazerin in Bad Gastein auf den Qualifikations-Bewerb vor.

Nun wird sie am Freitag beim ersten WTA-Turnier ihrer Karriere das Viertelfinale gegen die Tschechin Andrea Hlavackova (WTA 108) bestreiten.

Bei diesem Durchbruch aller Schallmauern störte auch der kleine Schönheitsfleck nicht, nämlich dass Achtelfinal-Gegnerin Mona Barthel am späten Mittwochnachmittag die Partie nicht zu Ende spielen konnte.

„Ich wollte einfach nur meinen Spaß haben und das Match genießen. Dass es so ausgeht, damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet“, konnte Moser, die die Hauptbewerbs-Wild-Card der erkrankten Melanie Klaffner erbte, ihr Glück kaum fassen.

Barthel: „Schmerzen bei jedem Schlag“

Nachdem sich die topgesetzte Deutsche schon im ersten Satz beim Stand von 2:5 an der Schulter behandeln lassen musste, gab sie im zweiten Durchgang bei 3:4 endgültig w.o.

„Ich hatte sowohl in der rechten Schulter, als auch am linken Ellbogen Probleme. Es schmerzte fast bei jedem Schlag“, erklärte Barthel, die aber trotzdem die Leistung von Moser hervorhob. „Lisa-Maria hat richtig gut und couragiert gespielt. Sie hat auch sehr wenige Fehler gemacht.“

Aufgabe ändert nichts an starker Leistung

Für Moser änderte die verletzungsbedingte Aufgabe nichts an ihrer Leistung: „Ich bin da jetzt einmal frech und sage, dass ich das auf meine Kappe nehme. Wenn sie vorne gelegen wäre, hätte sie wahrscheinlich nicht aufgegeben.“

Coach Karl-Heinz Wetter sieht es ähnlich: „Sie hätte wohl fertig gespielt, wenn der Spielstand ein anderer gewesen wäre. Lisa hat gut dagegen gehalten und eine tolle Leistung abgeliefert. Es war ein Riesenschritt in die richtige Richtung.“

Zielsetzung von Trainer Wetter übertroffen

Sogar Wetter wurde allerdings von der Geschwindigkeit der Ereignisse überrumpelt. Noch am Dienstag forderte er von seinem Schützling, der sich im WTA-Ranking zu Jahresbeginn noch um Position 1000 herumbewegte, den Sprung unter die Top 500 bis zum Saison-Ende („Der Vierer muss vornestehen!“).

Durch den Viertelfinal-Einzug ist diese Zielsetzung obsolet, schiebt sich Moser doch jetzt sogar auf einen Platz um 390 nach vorne. Ihr Punktekonto stockte sie in Bad Gastein von 27 auf 97 auf.

Bei einem weiteren Sieg würde Moser noch einmal 60 Zähler einsacken und sogar an der Top-300-Grenze kratzen.

Fünftbeste Österreicherin im WTA-Ranking

„Das ist Wahnsinn! Oh Gott! Das ist einfach nur super!“, konnte es die mittlerweile fünftbeste Österreicherin im WTA-Ranking kaum fassen, als sie die Journalisten von diesem Riesensatz in Kenntnis setzten.

Nur Yvonne Meusburger (86), Tamira Paszek (115), Melanie Klaffner (188) und Patricia Mayr-Achleitner (199) sind ab nächster Woche vor der jungen Steirerin zu finden.

Gut tun der Steirerin auch die 4.435 Dollar Preisgeld für den Viertelfinal-Einzug. Das ist fast die Hälfte ihres bisherigen Karriere-Preisgelds (9.117 Dollar).

Was sie damit anstellen wird? „Puh. Wahrscheinlich werde ich mir mal neue Sandschuhe kaufen“, ist sie von Summen dieser Größenordnung noch etwas überfordert.

Dank an die Familie

Etwas aufatmen werden wohl auch Lisas Eltern, die die Karriere ihrer Tochter finanzieren. „Ich habe wie versprochen die Schule fertiggemacht, jetzt erfüllen sie ihren Teil. Für die beiden ist das aber schon eine ganz schöne Summe. Meine Mutter arbeitet beim LKH Graz in der Schwesternschule als Lehrerin und mein Vater bei der Energie Steiermark.“

Besonders hervorheben möchte Moser in diesem Zusammenhang auch ihren drei Jahre jüngeren Bruder Lukas, der derzeit beim Bundesheer ist. „Er nimmt das einfach so hin, dass ich um einiges mehr koste als er. Trotzdem steht er voll hinter mir und freut sich sehr für mich.“

Damit ist Lukas in Tennis-Österreich ganz gewiss nicht alleine.

Christian Frühwald