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"Bin über meine Entwicklung selbst überascht"

Schon vor dem Final-Einzug von Sabine Lisicki in Wimbledon stand fest: Das deutsche Damen-Tennis boomt!

In den vergangenen Jahren sorgten neben Lisicki Spielerinnen wie Angelique Kerber, Andre Petkovic, Julia Görges oder Mona Barthel für Furore und beeindruckende Erfolge – auch wenn der ganz große Wurf in Form eines Grand-Slam-Titels bislang noch ausblieb.

Mit Annika Beck hat sich die nächste Filzball-Akrobatin aus unserem Nachbarland in die Top 50 gespielt – mit gerade einmal 19 Jahren!

Beim Gastein Ladies ist die ehemalige Junioren-Siegerin der French Open an Nummer zwei gesetzt. Im Viertelfinale trifft Beck am Freitag auf die an acht gesetzte Südtirolerin Karin Knapp.

„Bin über meine Entwicklung selbst überrascht“

„Das freut mich riesig“, erzählt die in Bonn wohnende Rechtshänderin im Gespräch mit LAOLA1. „Ich bin über meine Entwicklung über die letzten zwei Jahre selbst sehr überrascht.“

Schließlich hat die trotz ihres jungen Alters sehr eloquente Beck noch viel zu lernen: „Das ist mein erstes offizielles Jahr auf der WTA-Tour und ich sammele immer noch unglaublich viele Eindrücke. Ich bin zum Beispiel heuer zum ersten Mal in Asien und auf höher dotierten Turnieren gewesen.“

Dort geht es nicht nur um mehr Punkte und Preisgeld, sie kann sich auch mit stärkeren Spielerinnen messen und dadurch ihr Tennis weiter verbessern.

„Das Niveau der Gegnerinnen wird immer höher. Ich habe heuer auch zum ersten Mal gegen Top-10-Spielerinnen spielen dürfen. Da sammele ich natürlich noch viele Erfahrungen und ich hoffe, dass ich dadurch auch noch einiges an Selbstvertrauen gewinnen kann.“

„Dank Sabine ist ein Boom ausgelöst worden“

Geholfen habe ihr auch der Final-Einzug von Lisicki in Wimbledon. „Dank Sabine ist in Deutschland wieder ein Boom ausgelöst worden. Sie hat dort ein super Turnier gespielt und präsentiert sich auch sehr gut. Sie ist ein super sympathisches Mädchen und wir mögen sie alle gerne und gönnen ihr es von Herzen.“

„Wir hoffen, dass wir durch diesen Erfolg nachziehen können und Tennis in Deutschland wieder populärer wird“, streicht Beck die Wichtigkeit von aktiven Vorbildern aus demselben Land hervor.

Von einer zweiten Steffi Graf will sie aber lieber nicht sprechen: "Das wird ein bisserl schwierig."

Kein „Zickenkrieg“ in Deutschland

„Ich habe vier, fünf tolle deutsche Spielerinnen, die es mir vormachen. Es ist schön, dass wir alle erfolgreich sind und ich freue mich – falls ich dabei bin – auch auf den Fed Cup. Es ist toll so ein Team zu haben. Es verstehen sich untereinander alle sehr gut“, erteilt sie dem im Damen-Tennis oft zitierten „Zickenkrieg“ eine Absage.

Am Ende des Tages ist Tennis freilich immer noch ein Einzelsport. Jede Athletin ist selbst für ihre Karriere verantwortlich. Auch bei Beck gibt es noch viel zu tun. „Ich möchte offensiver agieren und öfter auch mal ans Netz gehen“, hat sich der Teenager für die Zukunft vorgenommen.

Spezielle Ranking-Ziele vermeidet sie allerdings: „Das setzt einen nur unnötig unter Druck. Natürlich wäre es schön, wenn man bei einem Grand-Slam-Turnier gesetzt wäre. Dafür muss man unter die ersten 32. Dieses Ziel ist aber schon noch weit entfernt. Ich möchte Schritt für Schritt weiter nach oben steigen und einfach nur mein Tennisspiel weiter entwickeln.“

Kim Clijsters als Vorbild

Altersbedingt kommt Becks Vorbild nicht aus dem eigenen Land sondern aus Belgien. Die erst vor Kurzem zurückgetretene Kim Clijsters hat die Deutsche „immer schon beeindruckt. Auch außerhalb des Platzes hat sie eine sehr sympathische Ausstrahlung. Außerdem hat mich ihr Comeback nach ihrer Baby-Pause beeindruckt. Das verdient großen Respekt!“

Respekt zeigt Beck auch vor dem WTA-Turnier in Bad Gastein. „Ich bin zum ersten Mal in Bad Gastein und es ist jetzt schon eines meiner Lieblings-Turniere. So eine Aussicht hatte ich noch nie im Hotelzimmer.  Mich hat es echt beeindruckt, als ich hier angereist bin.“

Führerschein statt skifahren

 „Ich bin eigentlich ein typisches Stadtkind. Ich fahre aber gerne in die Berge, weil man sich hier sehr gut entspannen kann“, weicht Beck der Frage nach ihren Skikünsten aus.

Die Deutsche konzentriert sich derzeit sowieso lieber auf andere Tätigkeiten außerhalb des Tennisplatzes. „Nächste Woche spiele ich noch in Baku und dann habe ich hoffentlich zwei Wochen Pause, damit ich endlich meinen Führerschein fertigmachen kann.“

Spätestens dann kann sie endgültig Vollgas Richtung Weltspitze geben.

Christian Frühwald